Die USA schließen viele Botschaften in der islamischen Welt wegen Terrorgefahr Foto: dpa-Zentralbild

In einem abgehörten Gespräch sollen Terroristen von einer großen Attacke gesprochen haben. Für zahlreiche Botschaften der USA und anderer westlicher Staaten in der islamischen Welt gilt erhöhte Wachsamkeit, viele sind vorsorglich geschlossen.

Washington - Die US-Geheimdienste haben etwas gehört, aber sie wissen nicht genau, was es bedeutet. Rege sei die Kommunikation in Terrorkreisen wie schon lange nicht mehr, ist zu hören. Und der „Chatter“, wie Sicherheitsexperten sagen, habe ein Niveau erreicht wie im Sommer 2001 – vor den verheerenden Al-Kaida-Anschlägen auf New York und Washington.

Am 6. August 2001 hatte US-Präsident George W. Bush in seiner Briefing-Mappe zur Gefährdungslage der Nation explizit eine Warnung vorgefunden: „Al-Kaida entschlossen USA anzugreifen.“ Während Bush seinen Sommerurlaub fortsetzte, rief Amtsinhaber Barack Obama diesmal seinen Krisenstab zusammen. Und der versucht zu deuten, was NSA, CIA und andere US-Geheimdienste aufgeschnappt haben. Denn wieder gibt es „Chatter“ über etwas „Großes“, das demnächst passieren werde.

Terrorexperten wissen um die Bedeutung des 27. Tages des islamischen Fastenmonats Ramadan, an dem Al Kaida und nahestehende Gruppen schon zuvor Anschläge verübt hatten. Unter anderen fielen die Angriffe auf die US-Botschaften in Tansania und Kenia (7. August1998) in diesen Zeitraum. Hinzu kommen Drohungen von Al-Kaida-Chef Mohammed Al-Zawahiri, der auf einem Video auffordert, die Drohnenschläge in Jemen und Afghanistan zu rächen. Der gebürtige Ägypter wütete zuletzt gegen die angebliche Rolle der USA bei der Machtübernahme der Militärs in seiner Heimat – verbunden mit Kritik an den Muslimbrüdern, die nun erlebt hätten, wozu politische Mäßigung führe.

Obamas Sicherheits-Team nimmt den „Chatter“ ernst genug, um Vorsichtsmaßnahmen zu treffen. Vergangenen Donnerstag hatte die Regierung angekündigt, diplomatische Vertretungen in 17 Staaten übers Wochenende geschlossen zu halten. Das Außenministerium verlängerte nun die Schließung der Einrichtungen in Afrika, im Nahen Osten und Südasien bis kommendes Wochenende. US-Reisende sollten in den nächsten Wochen besonders aufmerksam sein.

„Das ist die schwerwiegendste Bedrohung seit Jahren“

Denn durch die Umwälzungen des Arabischen Frühlings sind nicht nur mehr Waffen in die Hände von Extremisten gelangt. Auch die Zahl der Rückzugsräume für Terroristen ist gewachsen, weil die staatlichen Institutionen in einigen Gebieten die Kontrolle verloren haben. Das gilt für die Region rund um die ost-libysche Stadt Bengasi genauso wie für den Norden der ägyptischen Sinai-Halbinsel und einige Landstriche in Nord-Syrien.

Auch Deutschland, Frankreich und Großbritannien schlossen unter anderen ihre Botschaften in Jemen.

Vizepräsident Joe Biden informierte Kongressmitglieder über Details des aufgeschnappten „Chatters“ und die Vorkehrungen. „Das ist die schwerwiegendste Bedrohung seit Jahren“, meint der Vize-Vorsitzende des Geheimdienste-Ausschusses im Senat, Saxby Chambliss, der Parallelen zum 11. September zieht. Andere wie der republikanische Senator Lindsey Graham nutzen die Gelegenheit, die Arbeit des Abhördienstes NSA zu loben, der nach den Enthüllungen Edward Snowdens in schweres Fahrwasser geraten war. Die jüngsten Entwicklungen unterstrichen, wie wichtig die Spionageaktivitäten seien.