Karstadt kommt nicht aus den Schlagzeilen. Mitten im Tarifkonflikt wird bekannt, dass Vorstandschef Jennings (Foto) seinen Vertrag nicht verlängern will. Wegen Streits zwischen Berggruen und Jennings über die Strategie der kriselnden Kette? Nein, sagt Karstadt. Foto: dpa

Karstadt kommt nicht aus den Schlagzeilen. Mitten im Tarifkonflikt wird bekannt, dass Vorstandschef Jennings seinen Vertrag nicht verlängern will. Wegen Streits zwischen Berggruen und Jennings über die Strategie der kriselnden Kette? Nein, sagt Karstadt.

Essen/Berlin - Karstadt-Eigentümer Nicolas Berggruen muss für seinen angeschlagenen Warenhauskonzern einen neuen Chef suchen. Der Vorstandsvorsitzende Andrew Jennings wird seinen Ende des Jahres auslaufenden Vertrag nicht verlängern. Das Unternehmen bestätigte am Sonntag einen entsprechenden Bericht der „Bild am Sonntag“. Jennings werde daran mitwirken, seinen Nachfolger zu finden, hieß es in einer Mitteilung. Er werde bei Karstadt involviert bleiben. Jennings ist erst seit 1. Januar 2011 Vorstandsvorsitzender. Berggruen hatte den internationalen Handelsexperten und Sanierer nach Essen geholt.

Das Unternehmen wies die Darstellung der „BamS“ zurück, wonach der Grund für die Trennung Differenzen über die Strategie zur Rettung der Warenhauskette seien. „Berggruen und das Management befinden sich über die Fortsetzung der Karstadt-Strategie in Harmonie miteinander“, hieß es in der Mitteilung. Der Eigentümer und Jennings stünden zur Strategie „Karstadt 2015“.

Wie die „BamS“ weiter berichtete, soll Karstadt über mehrere Zwischenfirmen einem Nicolas Berggruen Charitable Trust auf den British Virgin Islands gehören. Die Zeitung beruft sich auf ihr vorliegende Dokumente der US-Börsenaufsicht SEC. Der Trust halte „die Aktienbeteiligungen der Berggruen Holdings und soll gemeinnützige Aktivitäten unterstützen“, zitiert die BamS aus dem SEC-Papier. Die Geschäftsanschrift des Trusts sei ein Briefkasten auf der Insel Tortola. Laut „BamS“ bleiben im Ausland erwirtschaftete Erträge auf der Insel steuerfrei.

Ein Berggruen-Sprecher war am Sonntag für eine Stellungnahme zunächst nicht zu erreichen. Eine Berggruen-Sprecherin sagte der „BamS“ zum Verdacht der Steuervermeidung: „Alle Unternehmen zahlen dort Steuern, wo sie beheimatet sind. Nicolas Berggruen profitiert in keiner Weise vom Nicolas Berggruen Charitable Trust. Dieser wird das Vermögen noch zu Lebzeiten Nicolas Berggruens vollständig gemeinnützigen Zwecken spenden.“

Kritik kam von der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi

In die karibische Steueroase fließen nach Informationen der „BamS“ auch Gelder, die Berggruen Jahr für Jahr bekommt, weil er die Namensrechte an Karstadt erworben hat. Berggruen lege Wert darauf, dass nicht er persönlich das Geld erhält, sondern die Holding. Die residiert laut „BamS“ auch auf den British Virgin Islands.

Kritik kam von der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi. Gewerkschaftssprecher Christoph Schmitz sagte der Zeitung: „Berggruen zieht jedes Jahr Millionen bei Karstadt ab, anstatt endlich in das Unternehmen zu investieren. Er muss offenlegen, wie die Finanzströme zwischen Karstadt und seiner Stiftung laufen.“

In der Kritik steht Karstadt derzeit auch wegen seiner Entscheidung, in den regionalen Arbeitgeberverbänden in die Verbandsmitgliedschaft ohne Tarifbindung zu wechseln.

Nach einem Bericht des Nachrichtenmagazins „Focus“ ist der Umsatz des Warenhauskonzerns im Mai um fünf Prozent gesunken. Das Magazin berief sich auf Unternehmenskreise. In den Vormonaten habe das Minus mit im Schnitt zehn Prozent doppelt so hoch gelegen.

Der „Focus“ berichtete außerdem von einer neuen Warenhaus-Studie, nach der von den derzeit 191 Karstadt- und Kaufhof-Häusern nur 70 über „eine gute und langfristig tragfähige Marktposition“ verfügten. Für die Studie habe Gerd Hessert, Lehrbeauftragter für Handelsmanagement an der Universität Leipzig, die Daten sämtlicher Kaufhaus-Standorte im Bundesgebiet analysiert.

Karstadt besitzt demnach im Vergleich zu Kaufhof die besseren Standorte. „Von den 70 Zukunfts-Filialen stammen nur 29 von Kaufhof“, sagte Hessert dem Magazin. Karstadt habe sein Portfolio durch den Verkauf der kleineren Häuser vor einigen Jahren deutlich stärker bereinigt als die Metro-Tochter.