Gut gelaunt beim Expertenforum: Klaus Fischer, Inhaber der fischerwerke, und Moderator Konrad Bergmeister von der Universität für Bodenkultur in Wien. Foto: fischer Foto: Schwarzwälder-Bote

Wirtschaft: Beim siebten fischer-Expertenforum diskutieren Fachleute über Anforderungen in der Befestigungstechnik

Waldachtal-Tumlingen. Rund 100 hochkarätige Entscheider, Planer, Ingenieure und Architekten kamen kürzlich zum 7. fischer-Expertenforum der Unternehmensgruppe fischer. Im Mittelpunkt der zweitägigen Veranstaltung am Hauptsitz in Tumlingen standen aktuelle Anforderungen an die Befestigungstechnik.

Vorträge namhafter Referenten zu Innovationskultur, zu neuen Materialien, zu Nachhaltigkeit und zum Umdenken in Freizeit und Beruf setzten weitere Schwerpunkte. Nach der offiziellen Begrüßung durch Gastgeber Klaus Fischer übernahm Konrad Bergmeister von der Universität für Bodenkultur in Wien traditionell die Einführung ins Thema sowie die Moderation der Tagung.

Trotz der Flut an nationalen und europäischen Normen sowie Richtlinien hätten innovative Systeme auch in Zukunft gute Chancen, befand Bergmeister in seiner Begrüßung. Hier müsse man weiter aktiv bleiben und neue Ideen mutig verwirklichen.

Im Anschluss erläuterte Jan Hofmann die neueneuropäischen Bemessungsregeln für Verankerungen in Beton – die EN 1992-4. Diese stelle die Befestigungstechnik erstmals auf eine Stufe mit Stahlbau, Betonbau oder auch Holzbau und bedeute so eine deutliche Aufwertung – einen Meilenstein – für die Befestigungsbranche, so der Redner. Die europaweit verpflichtende Norm werde voraussichtlich Ende 2016 eingeführt.

Über die Bemessung von Kunststoffdübeln und Verbundankern in Mauerwerk referierte anschließend Andreas Kummerow (DiBt), während Günther Seibold, Leiter der Anwendungstechnik der fischer Deutschland Vertriebs GmbH, die konkrete Dübel-Bemessung in der Praxis anhand des neuen fischer-Softwaretools "FIXPERIENCE" vorstellte.

Einen Einblick in die Möglichkeiten von Faserverbundwerkstoffenim Hochbau beziehungsweise bei Architekturprojekten zeigte Jan Knippers (Knippers Helbig GmbH) auf. Probleme seien nach wie vor die Brennbarkeit beziehungsweise auch ökologische Faktoren. Jedoch böten Faserverbundwerkstoffe viele Vorteile bei Ästhetik, flexibler Form und Verarbeitung sowie geringer Bauteilgewichte. Ein intensiver Ausflug in die technische Gebäudeausrüstung von Klaus Schnepf und Adrian Schaufert, beide geschäftsführende Gesellschafter der Schnepf Planungsgruppe Energietechnik GmbH & Co. KG aus Nagold, schloss den technischen Teil des ersten Tags ab.

Schließlich referierte die Business-Querdenkerin Anja Förster über "Veränderung". Wissen führe – so ihre Erfahrung – nie zu Veränderungen in Unternehmen. Das Geheimnis liege in der Formel "sehen, fühlen, verändern". Ihr Appell: Dogmen und Glaubenssätze hinterfragen, mehr Zeit für Zukunftsstrategien, frisches Denken und innovative Ansätze fernab vom Tagesgeschäft einplanen.

Ein Querdenker erster Güte ist auch der renommierte Stuttgarter Architekt und Ingenieur Werner Sobek, der zum dritten Mal als Gastredner des Expertenforums auftrat. Er eröffnete den zweiten Tag mit dem Thema "Nachhaltigkeit 2.0". Nach seinen Vorstellungen vom zukünftigen Bauen müsse das Verhältnis des aktuell gigantischen Ressourcenverbrauchs bei einer nur vierprozentigen Recyclingquote dringend umgekehrt werden. Er wies darauf hin, dass in den letzten 18 Jahren etwa genauso viele Menschen geboren wurden, wie 1930 auf der Erde lebten. "Für diese Menschen müssen Nahrung, Infrastruktur, Arbeit und Wohnraum geschaffen werden." Diese Aufgabe zu lösen bedeute ein radikales Umdenken beim Umgang mit Ressourcen. Seine Überzeugung: "Wir haben kein Energieproblem. Wir müssen nur aufhören, wertvolle fossile Materialien zu verbrennen und riesige Mengen CO2 und Abfälle zu produzieren."

Seine "radikale" Vorstellung vom Bauen der Zukunft basiert auf geringstmöglichem Einsatz vom Ressourcen, Verzicht auf fossile Energien, die Möglichkeit des Recyclings und Emissionsfreiheit. Aktivhäuser, die vernetzt sind, selbst Energie produzieren, prädikativ ihren Energieverbrauch planen und mit ihrer positiven Energiebilanz "energiefressende Altbauten versorgen" – das ist die Zukunft, befand Sobek.

Im Anschluss widmeten sich Andreas Bucher, Leiter der Abteilung Technologietransfer und Zulassungen der fischerwerke, und Andreas Schwab, Abgeordneter des Europaparlaments in Brüssel, der EU-Bauproduktenverordnung. Im Rahmen einer Podiumsdiskussion wurden abschließend die neuen, europäisch beeinflussten Bau- und Bauprojekteregeln kontrovers diskutiert. Teilnehmer waren hier unter anderem

Ministerialrat Gerhard Scheuermann, Vorsitzender der Bauministerkonferenz, sowie Metallbauunternehmer Oliver Windeck und Prüfingenieur Joachim Gass.

Das erfolgreiche Expertenforum endete schließlich mit einer Führung durch modernen die fischer Produktionshallen. Die hohe Resonanz der Teilnehmer und die lebhaften Diskussionen zeigten die Aktualität der ausgewählten Themen auf der Veranstaltung. Auf dem fischer Expertenforum wurde erneut die große Bedeutung der Befestigungstechnik für das Bauwesen unterstrichen. Die nächste Veranstaltung im Januar 2018 wird unter diesen Voraussetzungen erneut Maßstäbe in der Branche setzen.