Architekt Friedrich Wein führte am vergangenen Sonntag zu den ehemaligen Flakstellungen am Salzstetter Horn und erläuterte anhand von Originalplänen, Bildern und Modellen deren Aufbau und Funktionsweise. Foto: Wagner Foto: Schwarzwälder-Bote

Architekt und Fachplaner Friedrich Wein führt Interessierte über die Flugabwehrstellung in Salzstetten / NATO-Pipeline erkennbar

Von Eberhard Wagnerund Jasmin Lakner

Waldachtal-Salzstetten. Nahezu 50 Personen stark war die Gruppe der Interessierten, die sich mit Friedrich Wein am Sonntag auf kriegsgeschichtliche Spuren am Salzstetter Horn begaben. Architekt und Fachplaner Friedrich Wein erläuterte dabei in einer höchst informativen Führung die Anlage einer schweren Flugabwehrstellung, die dort im Jahre 1939 als Teil der Luftverteidigungszone West errichtet wurde.

Nach derzeitigem Stand der Forschung bestand diese lediglich aus drei Blockhäusern für die Bedienung der Flak-Stellung. Auch wurden laut Wein dort keine betonierten Bettungen für die Geschütze und die Feuerleitgeräte gebaut. Was aus der Zeit des 2. Weltkriegs jedoch übrig blieb, sind die Wasserversorgungsanlagen von der Quellfassung bis zum verbunkerten Wasserhochbehälter. Für die Besucher zu sehen war die Quellfassung und der Unterstand für die Pumpe, die das Wasser zu dem höher gelegenen Wasserbehälter und mehreren Entnahmestellen beförderte. Wein führte aus, dass beide Bauwerke nicht von ihrem ehemaligen militärischen Gebrauch kündeten, sondern auch zivile Wasserversorgungsanlagen hätten sein können. Etwas weiter oberhalb kreuzten weiß-rote Pfosten den Weg der Gruppe. Sie gehören zur heute noch aktiven NATO-Pipeline, die erst vor wenigen Jahren reaktiviert und neu ausgebaut wurde.

Kurz vor der "Housing Area" befand sich 1939 ein Scheinflugplatz

In geringer Entfernung zu der Flugabwehrstellung wurde während des Kalten Krieges mit dem Bau einer atomwaffenfähigen Nike-Flugabwehrraketen-Stellung begonnen. In dieser Zeit wurde auch die sogenannte "NATO-Pipeline" Kehl – Bodelshausen am Rande der Flugabwehrstellung entlang geführt.

Auch wenn der Blick Richtung Talheim am Sonntag etwas nebelverhangen war, konnten die Besucher doch den Standort der für die nie ausgebaute Nike-Stellung geplanten Kaserne, der sogenannten "Housing Area", erkennen. Die Planungen, die den Bau dieser Raketen-Stellung zwischen Talheim und Haiterbach vorsah, wurde nur deshalb nicht umgesetzt, weil Frankreich zuvor aus der NATO ausgetreten war. Kurz vor der "Housing Area" befand sich 1939 ein Scheinflugplatz. Dieser wurde laut Wein mit Sperrholz-Flugzeugen ausgestattet, die der feindlichen Luftaufklärung einen aktiven Flugplatz vortäuschen sollten.

Auf der obersten Stelle der Stellung lag neben dem Weg ein Erdhügel, der den Wasserbehälter verbarg, von wo aus das Wasser an die drei Entnahmestellen neben den jeweiligen Mannschaftsunterkünften, den hölzernen Blockhäusern, weitergegeben wurde. So war die Wasserversorgung der auf dem Salzstetter Horn stationierten Soldaten gesichert. In unmittelbarer Nähe des Wasserbehälters war unter einer Grasnarbe eine weitere Spur der Flugabwehrstellung verborgen: Es handelte sich hierbei um die Bodenplatte eines der Blockhäuser. Anhand von Originalplänen und Fotos aus der Kriegszeit wurde deutlich, wie die damaligen Flugabwehrstellungen aussahen.

Friedrich Wein ist Verfasser mehrerer Sachbücher: "Die Sperrstellen des Westwalls im Schwarzwald", als unveränderte Neuauflage wieder erhältlich. "Hornisgrinde – Die Wehrgeschichte eines Schwarzwaldberges", "Die Luftverteidigungszone West zwischen Nagold, Neckar und Schwarzwald", "Der Panzerkampfwagen ›Maus‹ und seine Erprobung in Böblingen",

"Die Marinekanonen des Westwalls am Oberrhein". Die Bücher "Sperrstellen", "Hornisgrinde", "Luftverteidigungszone West" und "Marinekanonen" können direkt über den Verlag www.explorate-verlag.de bestellt werden.