Am vergangenen Samstag präsentierten sich die drei Kandidaten zum Bürgermeisteramt in Waldachtal im Haus des Gastes den Bürgern. Fotos: Wagner Foto: Schwarzwälder-Bote

Offizielle Kandidatenvorstellung im Haus des Gastes: Annik Grassi, Nikolaus Geiger und Florian Müller liefern sich Kampf um Stimmen

Waldachtal-Lützenhardt (il). Endspurt im Wahlkampf: Am 21. September geht’s in Waldachtal an die Wahlurne. Drei Kandidaten kämpfen um das Amt des Rathauschefs. Am Samstag fand die offizielle Vorstellung aller Bürgermeisterkandidaten im vollbesetzten Haus des Gastes in Lützenhardt statt.

Bevor die Kandidaten die Möglichkeit hatten, sich einzeln den interessierten Bürgern vorzustellen, richtete der stellvertretende Bürgermeister Franz Schweizer das Wort an die Bürger. Der noch amtierende Bürgermeister Heinz Hornberger, der die Geschicke seiner Gemeinde in den letzten 40 Jahren lenkte, befindet sich derzeit noch immer im Krankenstand. Schweizer bedankte sich für das rege Interesse der Bürger, denn das "Haus des Gastes" war bis auf den letzten Platz besetzt. Auch der Ehrenbürger der Gemeinde, Artur Fischer, hatte es sich nehmen lassen, dem wichtigen Termin beizuwohnen.

Jeder der drei Bürgermeisterkandidaten hatte 15 Minuten Zeit, sich den interessiert zuhörenden Bürgern vorzustellen. Diese Redezeit nutzten auch alle voll aus.

Kandidaten sind sich einig: Ortsteildenken hemmt die Entwicklung Waldachtals

Die Reihenfolge der Kandidaten war nach Datum der Einreichung der Bewerbung festgelegt. Demzufolge war Annik Grassi die erste, die sich ihrer Aufgabe stellte. Im Anschluss hatte der aus Lützenhardt stammende Lokalmatador Nikolaus Geiger das Wort, dann formulierte Florian Müller seine Ziele für Waldachtal.

In einigen Punkten sind sich die Kandidaten einig: Die Gemeindeverwaltung und der Bürgermeister müssen an einem zentralen Ort untergebracht werden, die Verbesserung der Infrastruktur und das Entgegenwirken des demografischen Wandels muss ebenso angegangen werden. Alle Kandidaten erkennen das Potenzial Waldachtals und wollen aktiv die Attraktivität der Gemeinde steigern. Vor allem für junge Familien müsse es sich lohnen, in der Gemeinde leben zu wollen.

Bemängelt wurde von allen Kandidaten das gewisse oder gar "spezielle" Ortsteildenken, das die Entwicklung als auch den Gemeinschaftssinn von Waldachtal hemmt.

Bestimmte Aufgaben gewichten die Kandidaten unterschiedlich:

So hat Grassi zum Beispiel das Betreute Wohnen ganz oben auf ihrer Agenda. Für Senioren unumgänglich, denn "einen alten Baum verpflanzt man ja auch nicht!"

Müller hingegen sieht in der Betreuung der Kinder und dem guten Miteinander den höchsten Stellenwert. Bei Geiger wurde deutlich, dass ihm das Vereinswesen sehr am Herzen liegt.

Die Beendung der Redezeit des letzten Bewerbers läutete dann die bürgerliche "Fragerunde" ein.

Im Falle des Wahlsieges stünde ein Umzug für Grassi und Müller an

Hier interessierte zum Beispiel, ob sich die Kandidaten im Falle eines Wahlsieges für einen Wohnortswechsel nach Waldachtal entscheiden würden, was Grassi und Müller sofort bejahten.

Aber auch Leerstände von Häusern, das Entwicklungsprogramm Ländlicher Raum (ELR) und die Bürgerbeteiligung Waldachtals wurden hinterfragt, worauf Geiger wiederholt auf den GEP verwies, der seiner Meinung nach "Hand und Fuß" habe und mit viel "Hirnschmalz" entwickelt wurde.

Dem widersprach Müller: "Der GEP hat nur vage Ideen und mehr nicht." Man müsse insgesamt auf mehr Attraktivität setzen: "Leerstände sind keine Attraktivität, Menschen müssen motiviert werden anhand von einem Gesamtkonzept", sagte er. Grassi wiederum setzt bei beiden Punkten auf Werbung. "Die Gemeinde muss sich einbringen und es ist Aufgabe des Bürgermeisters, mit den Eigentümern zu verhandeln, was mit den Gebäuden geschehen soll".

Während sich Geiger grundsätzlich für einen soliden Haushaltsplan ohne weitere Schulden einsetzen will, verlangt Grassi die Fortführung sinnvoller und notwendiger Investitionen. Schließlich gebe es entsprechende Fördermittel für wichtige Projekte. Einsparpotenzial könne es beim Personalstand geben, doch dies gelte es noch zu beleuchten.

Dies wiederum liegt überhaupt nicht im Interesse von Müller, denn er sieht die Verwaltung in optimaler Besetzung. "Hier bedarf es keiner Änderung", sagte er. Im Falle eines Wahlsieges will er gemeinsam mit den Bürgern auf das Prinzip der Attraktivitätssteigerung setzen. "Wenn immer mehr Bürger wegziehen, wächst auch der Schuldenberg. Das funktioniert anders herum ebenso."

Beendet wurde der Abend durch die Schlussworte der Kandidaten, wobei Müller durchblicken ließ, dass er das Event "45 Jahre Waldachtal" auf jeden Fall begehen würde. Geiger dankte den Anwesenden für ihr Interesse und schloss mit den Worten: "Ich mache Ihnen das Angebot meiner Person". Grassi hofft auf eine hohe Wahlbeteiligung und setzt darauf, mit ihrem Verwaltungswissen punkten zu können.

Jeder der drei Kandidaten sieht die Sachthemen Waldachtals auf seine eigene Art. Waldachtals Bürger haben nun die schwere, aber auch verantwortungsvolle Aufgabe, den optimalen Nachfolger für Hornberger zu finden.