Ist das eine mögliche neue Skyline für Salzstetten? Diese Visualisierung der Ziegeltalstraße mit Windrädern dürfte vielen Waldachtalern nicht gefallen. Foto: Montage: SB-Archiv

Interessengemeinschaft möchte Waldachtaler gegen geplante Windkraftanlagen mobilisieren.

Waldachtal-Salzstetten - Alle Kräfte mobilisieren will die Interessengemeinschaft gegen Windenergie-Anlagen in Salzstetten bei der Bürgerversammlung am morgigen Sonntag, 17. April, um 10 Uhr im Gemeindesaal. Sie möchte die Menschen darüber informieren, was durch die 200 Meter hohen Windräder auf den Ort zukommen könnte.

 "Windräder gefährden unsere Gesundheit und beeinträchtigen unsere Lebens- und Wohnqualität." Mit dieser Aussage möchten verantwortungsbewusste Bürger die Einwohnerschaft von Salzstetten, Waldachtal und Umgebung wachrütteln. In Salzstetten regt sich Protest gegen den Plan der Gemeinde Waldachtal für einen Teilflächennutzungsplan Windkraft im Bereich Altheimer Heiligenwald/Horber Spitalwald.

Hauptargument der Interessengemeinschaft (IG) sind erhebliche Bedenken, was die Gesundheit der Einwohner anbelangt. Denn: Windräder dieser Dimension erzeugen Infraschall, der im Verdacht steht, schwere gesundheitliche Schäden wie Schlafstörungen, Bluthochdruck, Konzentrationsstörungen und Herzrhythmusstörungen auszulösen. Es gibt Schätzungen, denen zufolge bis zu 20 Prozent der betroffenen Bevölkerung sensitiv reagiert und gesundheitliche Probleme bekommt.

Bei einem Pressegespräch machte die IG deutlich: "Riesenwindräder erzeugen Lärm." Als besonders störend würden die rhythmischen Dauergeräusche empfunden werden. Anwohner sprechen von permanenter Lärmfolter insbesondere in den Nachtstunden. Auch Schattenschlag werde erzeugt – und das ständig. Antonia Kaupp betonte: "Je größer die Windräder, umso stärker der Infraschall." Sie kritisierte eine Verordnung aus dem Jahr 1998, die bis heute nicht novelliert worden sei. Die Bundesärztekammer habe die Bundesregierung im Mai 2015 aufgefordert, einen sofortigen Stopp zu verhängen, bis gesundheitliche Vorbehalte durch weitere Studien zu Infraschall zweifelsfrei geklärt sind. Ein Ärzteforum, dies legte Dieter Mezger vor, verweist auf eine breit angelegte US-Studie von 2013 mit Ergebnissen zum Ansteigen der Erkrankungshäufigkeit und -schwere von Schwindel, Tinnitus und Schlafstörungen in Abhängigkeit von der Entfernung zwischen Windkraftanlage und Wohnung.

Windräder sollen nur 800 und 1500 Meter von Ortschaft entfernt sein

Nicht hinzunehmen sei, so die IG, dass die vier Mega-Windräder in Abständen von nur 800 und 1500 Meter zur Ortschaft Salzstetten stehen sollen. Zu der Ortschaft Neu-Nuifra mit seinen rund 100 Einwohnern sind es lediglich 750 Meter und zum Interkommunalen Industriegebiet Haiterbach/Salzstetten 350 Meter. Baden-Württemberg habe mit 700 Metern zur Wohnbebauung die geringsten Abstandsvorschriften weltweit. Andere Bundesländer würden bis zu 2000 Meter vorschreiben. IG-Sprecher Eberhard Armbruster erklärt: "Wer möchte schon in der Nähe solch gigantischer Windräder wohnen oder investieren. Es ist zu erwarten, dass die Immobilienpreise deutlich sinken." Das Planungsgebiet für einen Windpark liegt zu großen Teilen im Landschaftsschutzgebiet "Salzstetter Horn" und grenzt in unmittelbarer Nähe an das Naturschutzgebiet mit gleicher Bezeichnung an.

Dieses Gebiet sei deshalb besonders schützenswert, weil sich dort mehrere bedrohte Tierarten wie der Rote Milan befinden würden, der eine starke Population aufweise. Zwei der vier geplanten Windräder sollen im Wald gebaut werden. Pro Windrad müsse etwa ein Hektar Wald gerodet werden, die Größe eines Fußballfeldes. Auf die Waldvernichtung machte Karl Essig aufmerksam, der die gesamte Belastungen für "nicht zumutbar" hält. "Die Gesundheit der Bevölkerung, das Leben der Tiere und unser Wald sind wichtiger als todbringende Windtürme", formulierte es Dieter Mezger drastisch.

Widerstand gegen die vier Windräder formiert sich und wird als demokratische Meinungsäußerung verstanden. Die Visualisierung der Anlagen mit einer Gesamthöhe von 200 Metern – die Artur Steimle erstellt hat – möchte die IG zu einem omnipräsenten Thema machen. Die IG stellt einen Größenvergleich an zum Salzstetter Kirchturm mit seinen nur 48 Metern Höhe. "Diese Bilder sprechen für sich", bemerkte Holger Kreidler.

Unverständnis habe bei der IG ausgelöst, warum die Gemeinde diese Fläche in Wohnortnähe ausweise. IG-Sprecher Eberhard Armbruster: "Die Gemeinde und die Bürger von Salzstetten haben keinen Vorteil, wenn diese Windräder gebaut werden. Nur die Investoren profitieren. Das ist ein Riesen-Business." Es sei nicht Aufgabe der Bürgermeisterin, so Armbruster, Investoren einzuladen und von Gemeindeseite aus Grundstückseigentümer dafür überzeugen zu wollen. Dies sei aber bis heute nicht gelungen. Bisher habe nach Kenntnis der IG kein Grundstückseigentümer zugestimmt. "Damit ist das Projekt gestorben", kommentierte Dieter Mezger.

Wird Gesundheitstal bald zu einer krankmachenden Zone?

Die Hauptgrundstückseigentümer, die katholische Kirchengemeinde Altheim und die Horber Spitalverwaltung, hätten sich gegen den Bau der Windräder ausgesprochen. In diesem Gebiet in Salzstetten habe die Gemeinde keinen Waldbesitz. Antonia Kaupp: "Waldachtal wirbt mit dem Attribut Gesundheitstal, das auch für den Tourismus ein schützendes Gut ist." Werden Teile des Gesundheitstals bald eine krankmachende Zone? "Die Planungen für so nahe Abstände zur Ortslage habe Auswirkungen auf Mensch, Natur, Umwelt und den Artenschutz", monierte auch Ortsvorsteher Wolfgang Fahrner. Die Interessengemeinschaft relativiert: "Wir sind nicht gegen Windkraft. Wir sind aber dagegen, dass in Salzstetten Monster-Windräder geplant werden, die mit hoher Wahrscheinlichkeit Menschen und Tiere gefährden."

Daher verlangt die IG rasches Handeln im Sinne der betroffenen Einwohner: "Wir fordern die Bürgermeisterin und den Gemeinderat Waldachtal auf, die Gebiete Altheimer Heiligenwald/Horber Spitalwald sowie Hagenbuch aus dem Teilflächennutzungsplan herauszunehmen!"

Eberhard Armbruster appelliert an alle Einwohner von Salzstetten, die Bürgerversammlung am morgigen Sonntag, 17. April, um 10 Uhr im Gemeindesaal zu besuchen, um sich über den neuesten Stand zu informieren. "Unsere Ortschaft sollte auch für nachfolgende Generationen lebenswert bleiben", meinte Armbruster. "Wir wollen die Bürgerschaft sensibilisieren, unsere Argumente vortragen, um diese kolossalen Windräder zu verhindern. 200 Meter – das sind Dimensionen, die man sich einfach nicht vorstellen kann." Auch Ortsvorsteher Wolfgang Fahrner ruft die Salzstetter dazu auf, Flagge zu zeigen: "Es war mir seit jeher wichtig, die Bürger umfassend zu informieren und aufzuklären." Die Aktiven der IG sind einer Meinung: "Wir machen es für alle Bürger. Es geht um die Gesundheit und das Wohlergehen aller Einwohner!"