Früher hatte Tumlingen eine Gerichtslinde. Daran erinnern der Dorfplatz (Maibaum) und das nahe gelegene Gasthaus Linde (rechts im Bild). Fotos: Maier Foto: Schwarzwälder-Bote

Mann wird 1731 wegen Falschmünzerei in Dornstetten hingerichtet / Seine Frau wurde des Landes verwiesen – nach Salzstetten

Von Walter Maier

Waldachtal-Tumlingen. In Tumlingen verhaftet, in Dornstetten hingerichtet, die Frau des Landes verwiesen nach Salzstetten. Das hat sich im Jahr 1731 ereignet. Michael Lauppe, Förster in Tumlingen, war der Übeltäter. Er wurde der Falschmünzerei bezichtigt.

Damals wurde unter der Tumlinger Gerichtslinde über Einbürgerung und Verhaltensweisen durch den Schultheiß (Bürgermeister) befunden. 1731 war Matthäus Rieger Schultheiß in Tumlingen und Hans Rath in Hörschweiler. Laut historischen Dokumenten stand vor fast 300 Jahren eine große Linde im Unterdorf in der Nähe des Gasthauses Linde und an gleicher Stelle auch das Pfarrhaus.

Heute ist neben dem Gasthaus Linde der alte Kirchplatz übrig geblieben. Dort ist auf geschichtsträchtigem Boden zum 1. Mai 2011 dank einer Spende von Nachbar Roland Kugler eine neue Linde gepflanzt worden. Vor vier Jahren wurde an der Stelle, wo die frühere Dorfkirche (1688-1944) stand, ein schmucker Dorfplatz angelegt. Steine markieren, wo der einstige Kirchturm seinen Platz hatte. 1731 ist die Tumlinger Dorfkirche umgebaut worden und hat einen Turm erhalten. Über das spektakuläre ortsgeschichtliche Ereigniss unterhielten sich am Rande des Maifestes 2015 Ortvorsteher Hartmut Romann und sein Amtsvorgänger Rudolf Emele.

Doch zurück zu dem Fall, der zur Enthauptung des Tumlinger Försters am 13. Januar 1731 in Dornstetten führte: Am 14./15. April sowie am 6. Mai 1722 war ein großer Waldbrand im herrschaftlichen "Weiler Wald", bei dem der Tumlinger Förster Michael Lauppe die Löscharbeiten leitete und dabei drei Tage "unter großer Müh und Sorg hingelegt". Auf einem Teil der abgebrannten Fläche wurde bald darauf Herzogsweiler gebaut.

Offenbar brauchte Lauppe auf seinen vielen Reisen, die er mit seinem Reitpferd unternahm, viel Geld, so dass er auf den Gedanken kam, heimlich selbst Geld zu machen. Wegen seiner Falschmünzerei wurde er 1730 verhaftet und nach Dornstetten gebracht. Auch seine Frau war 89 Tage lang, seine älteste Tochter 93 Tage, im Turm.

Noch zwei Tage nach der Hinrichtung von zwei Soldaten bewacht

Seinem Inventarverzeichnis nach lebte Lauppe mit Frau und zwei Töchtern in guten Verhältnissen. Im Inventar befand sich auch ein "Goldwäglein". Neben Michael Lauppe, der damals als "großer Forstrenovator in Tumlingen" tituliert wurde, sind auch Stefan Faisler, Beck (Beß) von Burg vor Nagold und Max Keppler, Pontivic von Schelklingen bei Ulm gebürtig, gleichzeitig hingerichtet worden.

Es heißt: "Von Landsknechten sind alle drei allhier in einer Stund auf einem Platz beim Schießhaus im Aispach hinter der Kirche in Dornstetten enthauptet worden, weil sie Geld gemünzt und sonst allerlei verbrochen haben. Dieselben sind unter Herr Pfarrer zu Tumlingen, Magister Gottfried Jakob Nikolai und seiner Kollegen von Pfalzgrafenweiler, Magister Burckh und Glatten, Magister Bernhard von Dornstetten, begleitet worden. Sie sind mit Gebet und Singen in den Tod gegangen und im Zuschauen vieler hundert Menschen früh gestorben, dahingegen ›der Letztere jämmerlich geschrien‹. Von diesem ist die Leiche auf dem hiesigen Friedhof in einer Bahr (Totenbahre) begraben worden. Haben alle drei je eine Witwe und zusammen 15 Waisen, darunter der Nagolder allein acht, hinterlassen. Es war ein grässlicher Aspekt, davon die Leute vieler Orte noch lange werden Aussagen haben."

Die Frau von Michael Lauppe wurde noch zwei Tage nach der Hinrichtung von zwei Soldaten bewacht und dann des Landes verwiesen. Ein Dornstetter Fuhrmann hat sie und ihre beiden Töchter auf einem "Karch" außer Landes gefahren, nach Salzstetten, das damals noch zu Österreich gehörte. Zu ihrer Ausreise bekam sie zwei Gulden zugestellt, der Fuhrmann erhielt einen Gulden 50 Kreuzer. Nach Forstrenovator Michael Lauppe bezog Forstknecht Engelland das Forsthaus. Wo dieses erste Tumlinger Forsthaus stand, ist unbekannt.

Über dieses schreckliche Ereignis von Förster Lauppe berichtet Stadtschultheiß Wößner von Dornstetten, der als damaliger Verwaltungsaktuar von Tumlingen im Jahr 1928 unter dem Altkram des Rathauses einen Siegellackstempel fand. Das Staatsarchiv Stuttgart bestätigte, dass dieser Stempel das alte Wappen von Tumlingen zeigt mit einem grünen Baum, einer Linde. Aus der Pergaments-Urkunde Nummer 36 Dornstetten von 1614, in welcher die Linde vier Mal erwähnt wird, geht hervor, dass es eine Gerichtslinde war. Diese war auch für den Nachbarort Hörschweiler zuständig.