Unternehmenschef Klaus Fischer gibt zum 1. Juli die operative Führung seines Unternehmens ab.  Foto: Hopp

Gründer gibt operative Führung des Schwarzwälder Dübel- und Befestigungsimperiums ab.

Waldachtal-Tumlingen - Zum zweiten Mal versucht Klaus Fischer, Verantwortung abzugeben. Mit einem externen Geschäftsführer für die Unternehmensgruppe fischer soll es diesmal klappen.

An die große Glocke möchte das Unternehmen für Befestigungs- und Automotive-Systeme in Tumlingen diese Entscheidung nicht hängen. Klaus Fischer gibt keine große Pressekonferenz. Auch die offizielle Pressemitteilung fällt eher dürftig aus. So viel ist bekannt: Der 66-jährige Fischer wird zum 1. Juli dieses Jahres die operative Führung abgeben. Diesen Schritt hatte er bereits vor längerer Zeit angekündigt.

Vorsitzender der Geschäftsführung der fischerwerke, an der die operativen Gesellschaften hängen, wird zur Jahresmitte Juli Dirk Schallock. Er war zuvor Geschäftsführer der ebm-Papst St. Georgen GmbH & Co. KG. Marc-Sven Mengis, der aus dem eigenen Hause kommt und Geschäftsführer Personal ist, wird ab Juli als Schallocks Stellvertreter fungieren.

Eigentlich hatte Fischer, der am 17. August 67 wird, schon 2012 diesen Schritt vollzogen. Damals gab er die Führung an seinen Sohn Jörg Klaus Fischer ab. Doch der legte die Aufgabe als operativer Geschäftsführer der Unternehmensgruppe nach einem halben Jahr wieder nieder.

Das Unternehmen – in seinen Bereichen seit Jahrzehnten technologischer Weltmarktführer und im Südwesten oft als einer der "hidden champions" gefeiert – begründete dies damals mit unterschiedlichen Ansichten zur Unternehmensführung. Ein unschönes Kapitel, über welches die Firma heute nicht mehr gerne spricht. Die Folge 2012: Klaus Fischer nahm die Zügel wieder in die Hand. Dynamisch und voller Tatendrang wie in den 30 Jahren davor, als er das von seinem Vater – dem im vergangenen Jahr verstorbenen legendären Erfinder Artur Fischer – übernommene, erfolgreiche Unternehmen noch größer machte.

Kein Rückzug ins Private: Der 66-Jährige freut sich auf neue Aufgaben

Klar ist: Der 66-Jährige ist auch künftig bei Fischer nicht wegzudenken. Dass der Vollblut-Unternehmer nun geruhsame Wochen am Strand, weit weg von seinem geliebten Waldachtal verleben möchte, ist mehr als unwahrscheinlich. Spannender wird die Frage, wie nun das erneute "Kürzertretenwollen" klappt.

Der Pressesprecher nennt bereits erste Aufgaben: Fischer wolle weiterhin in der Holding des Unternehmens bleiben und Vorsitzender des Beirats sein. Außerdem kümmere sich Fischer ab Juli verstärkt um das "fischer ProzessSystem" und um Zukunftsthemen des Unternehmens. Darüber hinaus werde er vermehrt die fischer-Landesgesellschaften besuchen. Das könnte eine aufwendige Aufgabe sein, denn davon existieren 46 in 34 Ländern.

Doch wer ist der Neue, der das operative Geschäft vom Schwarzwald aus nun leiten soll? Von 2009 bis Ende Februar 2017 war Dirk Schallock Geschäftsführer beim St. Georgener Unternehmen ebm-Papst. Dann verließ er das Unternehmen auf eigenen Wunsch. Unter seiner Führung entwickelte sich der Betrieb im Schwarzwald-Baar-Kreis (rund 350 Millionen Euro Umsatz bei 1500 Mitarbeitern) mit Werken in Herbolzheim (Kreis Emmendingen) und Lauf bei Nürnberg zum technologisch führenden Hersteller von Ventilatoren- und Antriebsystemen unter anderem für die Automobilindustrie und den Maschinenbau.

Schallock hat also Erfahrung mit dem Führen eines großen Unternehmens. Eine gute Voraussetzung – wenngleich Fischer aber noch einmal eine Nummer größer ist. Derzeit beschäftigt die Unternehmensgruppe weltweit 4600 Mitarbeiter mit einem Umsatz 2016 (vorläufig) von 755 Millionen Euro.

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Familienunternehmen: 1948 wurde das Familienunternehmen aus kleinen Anfängen von Artur Fischer gegründet. Legendär wurde der Spezialist für Befestigungstechnik, der sich auf vielen Ebenen engagiert, zehn Jahre später durch die Erfindung des S-Dübels. 1965 kamen die seit Generationen bei Kindern beliebten Fischertechnik-Baukästen hinzu.

International vertreten: Die Zahl der Landesgesellschaften liegt inzwischen bei 46. Im vergangenen Jahr kamen eine auf den Philippinen sowie eine in Indien hinzu.

Attraktiver Arbeitgeber: Weltweit beschäftigt die Unternehmensgruppe rund 4600 Mitarbeiter. Die Ausbildungsquote liegt bei hohen neun Prozent. Insgesamt bildet fischer in 26 Berufen aus. Im Schnitt bewerben sich pro Ausbildungs- und DH-Studienplätze mehr als 40 Interessenten.

Etliche Auszeichnungen: Dass fischer zu den Arbeitgebern gehört, die ihren Mitarbeitern hervorragende Karrierechancen bieten, wurde 2016 durch eine Untersuchung der Zeitschrift Focus Money bestätigt. Dort belegte das Unternehmen aus dem Kreis Freudenstadt in der Baustoffindustrie Platz zwei. fischer wurde außerdem von der Stiftung Familienunternehmen als eines der Top 500 Familienunternehmen in Deutschland ausgezeichnet. In der Rangliste der "Innovations-Champions 2016" landete fischer auf Platz sechs.