Bootschen: Eine aus der Armut geborene Sportart / Spaß und Kameradschaft stehen im Vordergrund
Von Walter Maier
Waldachtal-Lützenhardt. Sieger der Hofemer Meisterschaften wurde die Mannschaft des Schützenvereins Tell I in der Besetzung Manuela Harr, Jan Horst, Klaus Kaupp und Peter Schmid. Und das in der ureigenen Lützenhardter Sportart "Bootschen", die dem italienischen Boccia ähnlich ist. Umjubelt nahmen die Tell-Schützen den stattlichen Wanderpokal in Empfang, den zuvor zweimal der Tennisclub gewonnen hatte.
Zweiter Sieger bei den Hofemer Meisterschaften wurde das Team Hausboot I mit Jutta und Leander Albrecht, Herbert Kaupp und Ralf Wittich vor der Mannschaft Hausboot II. Zwölf Mannschaften zu je drei Männern und einer Frau beteiligten sich an den Lützenhardter Meisterschaften im Bootschen, die heuer wieder der Angelsportverein Breitenbach im Rahmen seines Seenachtsfestes beim Waldsee ausgerichtet hat. Das Zielwerfen mit Steinen ist heute so beliebt wie vor anno dazumal. Gespielt wurde auf elf Punkte in einer Doppel-Ko-Runde.
Heinz Pfaus und Herbert Kaupp als Kenner der Szene erläuterten die Besonderheiten des Bootschens in Lützenhardt. Reisende Bürstenmacher-Händler aus Lützenhardt brachten das Spiel mit ins Waldachtal. Wahrscheinlich haben es die Handelsreisenden von dem Boccia-Spiel abgeguckt.
Früher sei Lützenhardt ein armer Flecken gewesen. Beholfen haben sich die Einheimischen damit, flache, runde Steine für das Zielwerfen zu benützen, die sie wahrscheinlich aus einem Bach entnommen haben. Als Weg wählten sie den von der Schießhalde bis zum alten Wasserhäusle. Dieser liegt in unmittelbarer Nähe zum Breitenbachtal mit Waldsee und Wellness-Wald. "Es ist eine aus der Armut geborene Sportart", meinte Heinz Pfaus. Früher verwendeten die Spieler auch Strohbälle und Stötzle. Bei Musik und Wein wurde gebootscht. Seit Jahrzehnten, so Herbert Kaupp, habe der Schützenverein Tell die Tradition des Bootschens hochgehalten.
Bootschen ähnelt dem Boccia. Das ist eine italienische Variante des Boule-Spiels, bei dem es darum geht, seine eigenen Kugeln möglichst nah an eine kleinere Zielkugel zu werfen. Statt Kugeln werden in Lützenhardt einfache Steine verwendet.
