Der syrische Flüchtling Musa Hamdan (Zweiter von links) ist als neuer Gärtner ein Gewinn für die Familie Ellen und Dieter Mezger. Mit auf dem Bild ist deren Schwiegersohn Zlatko Cavlina. Foto: Maier Foto: Schwarzwälder-Bote

Soziales: Aus einem Brotbäcker wird ein Gärtner / Musa Hamdan (28) lebt mit Frau und Kind in Salzstetten

Ein syrischer Flüchtling hat im öffentlichen Bürgle-Park bei Ellen und Dieter Mezger in Salzstetten eine Anstellung als Gärtner und Parkbetreuer gefunden. Dank der Initiative der Familie Mezger und Betreuer Dirk Wössner kann Familienvater Musa Hamdan hier arbeiten.

Waldachtal-Salzstetten. Aus dem einstigen Brotbäcker soll ein Gärtner werden: Der Familienvater Musa Hamdan kann im Naturpark vorerst bis 30. November im Rahmen der sechsmonatigen Aufenthalts-Gestattung zur Durchführung des Asylverfahrens tätig sein. Ausgesprochen wurde die Option auf Weiterbeschäftigung mit der Bedingung, im Winterhalbjahr einen Deutsch-Kurs zu besuchen. Seit 1. Juli ist der Arbeitsvertrag für den aus der umkämpften Stadt Deir Al Zor (Deir ez-Zor) am Euphrat nahe der irakischen Grenze in trockenen Tüchern. Zugrunde liegt eine Einzelfallentscheidung. Auch die Tatsache, dass Hamdan aus einem Hochkriegsgebiet kommt, hat eine Rolle gespielt. Erreicht wurde eine Sondergenehmigung durch Jobcenter/Arbeitsagentur und das Landratsamt. "Binnen einer Woche kam die Zusage von den Ämtern", freute sich Dieter Mezger. Im Mai und Juni machte der Syrer schon ein Kurz-Praktikum – Nachbarschaftshilfe ohne Bezahlung – im Bürgle-Park.

Der 28-jährige Syrer lebt mit seiner Frau Apeer in der Flüchtlingsunterkunft im Seeweg in Salzstetten. Am 15. August erblickte ihr erstes Kind, Sohn Omar, im Krankenhaus in Freudenstadt das Licht der Welt. Musa wurde auch das Sorgerecht für seinen jüngsten Bruder, den zwölfjährigen Okab, übertragen. Sein Vater hatte 18 Kinder von vier Frauen, aber aus keinem Harem.

Dieter Mezger: "Hamdan ist auf unserem zwei Hektar großen Areal hauptsächlich mit Pflege- und Mäharbeiten beschäftigt." Momentan stehen tägliche Bewässerungsarbeiten ganz oben an. Das Einsatzgebiet des syrischen Brotbäckers, der früher auch mal als Landwirtschaftsgärtner (Gemüseanbau) und Landschaftsgärtner in seiner Heimat gearbeitet hat, umfasst den ganzen zwei Hektar großen Park, Wintergarten, Orangerie und andere Bauten.

Pflege von Pflanzen

Hauptsächlich ist er mit der Pflege und Versorgung von Pflanzen, Tieren, Wegen und Anlagen beschäftigt. Insbesondere ist ihm die Sauberhaltung von Teichen, Springbrunnen, Wasserfall, der öffentlichen Toilette und des gesamten Parks aufgetragen. Der 28-Jährige arbeitet schon selbstständig. Die Verständigung erfolgt auf deutsch-arabisch über den Google-Übersetzungsdienst via Smartphone. Auf diese Weise hat Dieter Mezger dem Flüchtling auch allgemeine Gefahren verständlich gemacht: "In Deutschland und hier im Park gibt es viele Zecken. Hier im Ort gibt es einen Arzt, der Sie gegen Zecken impfen könnte. Wollen Sie geimpft werden? Die Kosten übernehmen wir. Ich werde den Termin bei der Arztpraxis einholen." Er willigte sofort ein. Mezgers loben den Fleiß des Flüchtlings: "Er bringt Vieles auf Vordermann. Er ist uns absolut eine Hilfe." Schließlich kommen die Parkbetreiber Ellen (70 Jahre) und Dieter Mezger (72 Jahre) in die Jahre und können nicht mehr alle notwendigen Arbeiten selber bewältigen. Kürzlich kamen sogar freiwillige Helfer aus ihrer Stuttgarter Heimat. Auch gegenüber den Ämtern formulierten die Mezgers ihre Zufriedenheit über den Parkpfleger aus Syrien: "Herr Hamdan ist wohl mit Leib und Seele der geborene Gärtner. Alles, was er anfasst, gelingt ihm. Er ist mit großer Freude bei der Arbeit." Der Flüchtling arbeitet 40 Stunden in der Woche und verfügt über eine ausgesprochen gestalterisch-künstlerische Ader. "Er arbeitet viel mit Kunst-Finessen", sagte Dieter Mezger.

Dirk Wössner pflichtet bei: "Musa Hamdan ist ein ganz hochtalentierter Mensch. Er sprüht vor Ideen und setzt sie um. Er ist ein ganz feiner Mensch." Daher will Wössner die syrische Familie mit Hilfe von Ortsvorsteher Wolfgang Fahrner und Waldachtals Hauptamtsleiter Marcus Türk bei der Suche nach einer bezahlbaren Wohnung unterstützen. Den Betreuer plagt nach eigenem Bekunden eigentlich nur das Dolmetschen bei Behörden.

Stark traumatisiert

Musa Hamdan wohnt zusammen mit insgesamt drei Familien aus dem Nahost-Bürgerkriegsgebiet in einem vom Landratsamt Freudenstadt angemieteten Wohnhaus im Seeweg in Salzstetten. Dort sind aktuell noch insgesamt zwölf Syrer einschließlich Kinder untergebracht. "Sie sind so stark traumatisiert, dass sie nachts nicht schlafen können", erklärte ihr Betreuer Dirk Wössner. Dieser Tage ist die angedachte Verlegung aller Waldachtal-Asylbewerber in das ehemalige Hotel Sattelacker Hof nach Lützenhardt in die Schlagzeilen geraten, wo schon etliche Asylbewerber aus Talheim untergebracht sind. Betreut werden die syrischen Familien im Seeweg in Salzstetten und eine weitere siebenköpfige Familie in Mühringen von Dirk Wössner vom Freundeskreis Asyl Waldachtal. Unterstützt wird seine Betreuungsarbeit von weiteren Helfern des Freundeskreises, beispielsweise von Doris Wössner und Irene Kübler. Waltraud Welle hat viel für die Kinder besorgt.