Der Arbeitskreis Sprache stellte seine Ansätze vor, über die dann diskutiert wurde. Foto: Morlok Foto: Schwarzwälder-Bote

Integration: Kommunaler Flüchtlingsdialog: 32 Flüchtlinge und 18 Waldachtaler nehmen teil / Einige Ideen stimmen optimistisch

Waldachtal-Tumlingen. In Hoffnung auf ein besseres Leben sind viele Flüchtlinge auf zumeist gefährlichen Wegen aus den Kriegsgebieten ihrer Heimatländer geflohen. "All diese Menschen wollen ihre Träume wenigstens ein Stück weit leben können" sagte Manuela Günthner, seit Mitte Dezember Integrationsbeauftragte der Gemeinde Waldachtal, am Rande des ersten kommunalen Flüchtlingsdialogs, zu dem die Gemeinde, die Kirchen und der Freundeskreis Asyl am Samstag in die Tumlinger Gemeindehalle eingeladen hatten.

Insgesamt leben im Waldachtal derzeit 190 geflüchtete Menschen, die in Deutschland vorübergehend oder dauerhaft eine Bleibe finden möchten. Eine besondere Herausforderung stellt die Integration von Flüchtlingen dar, die in Waldachtal leben und (noch) keine Anerkennung der Flüchtlingseigenschaft haben.

Eine Problemstellung, mit der man sich auseinandersetzen muss – ob man will oder nicht. Die Leute sind da, ihre teilweise Unterbringung im "Sattelacker Hof" schlug hohe Wellen, doch die Integration von Menschen mit Migrationsgeschichte ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die auch die Bevölkerung im Waldachtal etwas angeht. Da kam die von der Landeszentrale für politische Bildung und dem Staatsministerium initiierte Reihe zum Flüchtlingsdialog gerade recht, um einen weiteren Schritt zum besseren Miteinander zu machen.

"Wir möchten mit der gesamten Bevölkerung, etablierten Gruppierungen, Vereinen und Arbeitgebern aus der Gemeinde ins Gespräch kommen, um bestimmte Fragestellungen zu diskutieren, die uns letztlich zu einem gemeinsamen Ansatz führen können. Nur wenn viele ihre Meinung und ihre Ideen einbringen wird es uns gelingen, auf die vorhandenen Bedürfnisse einzugehen und ein gemeinsames Integrationskonzept für Waldachtal zu erstellen. Ein Konzept, in dem konkrete Schritte hin zu einem klar formulierten Ziel beschrieben sein sollen". Das stand in der Einladung zu diesem samstäglichen Workshop.

Hehre Ziele, die zumindest bei diesem ersten Anlauf am offensichtlichen Desinteresse der Zielgruppe scheiterten. Gerade einmal 18 Personen, darunter auch einige hauptberufliche Akteure wie beispielsweise Margaretha Däumler, die im "Sattelacker Hof" die Flüchtlinge betreut, fanden sich gemeinsam mit 32 Flüchtlingen zu diesem Treffen ein. Die neue Integrationsbeauftragte bedauerte sehr, dass die Bevölkerung diese Chance nicht wahrnahm, um sich einmal zwanglos mit den Flüchtlingen zu unterhalten, sie näher kennenzulernen, um so vielleicht auch feststellen zu können, dass hier ganz normale Menschen, die einfach nur in Sicherheit leben wollen, mit am Tisch sitzen. "Wie sollen sich Menschen in eine für sie völlig fremde Welt integrieren, wenn man eine Mauer aus Desinteresse aufbaut", fragte sie etwas ratlos.

Dessen ungeachtet versuchte man unter der Moderation von Danijel Paric und Thomas Pfohl an fünf Thementischen Ideen zu entwickeln um eben diese Integration ein Stück vorwärts zu bringen. Die Gruppen mussten für sich selbst ihre Schwerpunkte setzen und versuchen, hierzu Lösungsansätze zu konzipieren. "Sprache" war ein Hauptthema und schaute man sich hier die Ansätze der Gruppe an, dann merkte man schnell, mit welcher Hilflosigkeit und Überforderung die Ehrenamtlichen hier gegen Windmühlenflügel kämpfen. WhatsApp-Gruppe gründen, Sprachkenntnisse verbessern, Patenschaften mit Vereinen ins Leben rufen, die Homepage der Gemeinde hinsichtlich der Angebote der Ehrenamtlichen aktualisieren oder eine Sternwanderung aus allen Ortsteilen zur Waldhütte machen, so das Ergebnis von fünf Stunden Gruppenarbeit. Zu den letzten beiden Punkte meinte Bürgermeisterin Annick Grassi: "Prima, das bekommen wir hin." Der Thementisch: "Aus- und Weiterbildung" hatte seinen Weg durch die Ämter als Straße visualisiert, auf der es viele Kreuzungen und Abzweigungen gibt. Doch wer steht an den Kreuzungen und zeigt den richtigen Weg? Darauf fand auch diese Gruppe keinen wirklich praktikablen Lösungsansatz. "Ich muss fragen, ich muss Freunde finden, an den Kreuzungen können unterschiedliche Personen stehen" so die Allgemeinplätze, mit denen hier gearbeitet wurde.

Die Arbeitsgruppe "Begegnung" träumte von einem zentralen Jugendzentrum mit mehreren Räumen. Gute Idee, nur wer soll das bezahlen und wie sollen die Jugendliche aus den umliegenden Gemeinden in das Zentrum kommen? Grassi fand die Idee vom Grundsatz her super, doch die Gemeinde hätte kein Geld für so was. Als Finanzierungsmodell wurde Firmensponsoring ins Spiel gebracht, denn jede Firma bräuchte doch gute Arbeitskräfte. Machbar sei dagegen die Idee von Thementisch vier, der vorschlug, dass sich die unterschiedlichen Länder – beispielsweise im Rahmen des inzwischen sehr schlecht besuchten Begegnungscafés – selbst vorstellen. "So kommen unsere neuen Mitbürger raus aus ihrer Anonymität und man bekommt bessere Einblicke in das Land. Auch sollten wir den Fokus darauf legen was uns verbindet und nicht was uns trennt", so der gangbare Ansatz dieser Gruppe. Zum Thema "Hilfe" glaubt die betreffende Gruppe, dass es etwas nützen würde, wenn man an öffentlich zugänglichem Platz ein Tafel hinhängt, an der Arbeitgeber ihre Jobangebote nur für Flüchtlinge aufhängen und diese dort auch ihre beruflichen Kenntnisse bekannt machen können.

Als Fazit der Veranstaltung durften die Verantwortlichen einige Ideen und Anregungen mitnehmen, die sie nun mit Leben füllen möchten. "Sie dürfen uns ruhig ab und zu daran erinnern, dass wir das umsetzen müssen, was wir uns heute erarbeitet haben", motivierte Grassi die Workshop-Teilnehmer.