Muss der Tourismus im Waldachtal besser vernetzt werden? Das Bild zeigt das Hotel am Waldsee. Foto: Hopp Foto: Schwarzwälder-Bote

Trotz steigender Übernachtungszahlen: Hoteliers sehen Defizite beim Waldachtaler Tourismus / Grassi: "Es wird Veränderungen geben"

Von Tim Geideck

Waldachtal. Hat der Waldachtaler Tourismus den richtigen Kniff gefunden? Die Zahlen sprechen zumindest dafür. Doch es gibt auch kritische Stimmen – und die warnen vor allem vor zu viel Eigenbrötlerei.

Bei der Schwarzwald Tourismus GmbH ist die Begeisterung in diesen Tagen groß: Druckfrisch sind die Zahlen für das erste Halbjahr 2015 und wieder einmal haben es die Ferienorte zwischen Basel und Karlsruhe geschafft, das Rekordergebnis aus dem Vorjahr zu toppen. Bis zum 30. Juni hat das Statistische Landesamt im Schwarzwald 9,34 Millionen Übernachtungen registriert – ein Plus von drei Prozent.

Zu den Gewinnern gehört auch Waldachtal. In den 13 vom Statistischen Landesamt registrierten Betrieben und ihren 1185 Betten stiegen im ersten Halbjahr 17 739 Gäste ab, darunter 1165 Ausländer. Insgesamt protokollierte die in Stuttgart ansässige Behörde in diesem Zeitaum 115 964 Übernachtungen. Das entspricht 1,24 Prozent aller Übernachtungen im Schwarzwald.

Einen echten Spitzenplatz belegt Waldachtal bei der durchschnittlichen Aufenthaltsdauer der Gäste, die bei 6,5 Tagen liegt – vierthöchster Wert im Schwarzwald. Noch mehr sind es nur in Rickenbach (8,4 Tage), Schömberg (7,9) und Bad Dürrheim (6,8). Auch bei der Auslastung der Betten liegt Waldachtal mit 55 Prozent im oberen Drittel.

Das sind Zahlen, die eigentlich optimistisch stimmen müssten, zumal Simone Czempik von der Waldachtaler Gästeinformation unterstreicht: "Der Tourismus wächst Jahr für Jahr." Rund 240 000 Übernachtungen habe die Gemeinde laut ihren Angaben im vergangenen Jahr verzeichnet – ebenfalls ein Plus gegenüber dem Vorjahr. Mit den 115 964 Übernachtungen im ersten Halbjahr könnte Waldachtal dieses Rekordergebnis dank des warmen Sommers zumindest bestätigen, wenn nicht sogar übertreffen.

Auch für Bürgermeisterin Annick Grassi steht fest, dass sich der Tourismus auf einem guten Weg befinde: "Die Landschaft, die Luft, die Natur – das ist das A und O und unser großes Plus." Und genau das betone Waldachtal mit seinem neuen "Gesundheitstal"-Logo, schließlich spiele das Thema Gesundheit bei den Menschen und damit auch bei den Urlaubsgästen eine immer größere Rolle. Zwar sagt Grassi mit Blick auf die Alterssturktur der Hoteliers und Gastgeber in Waldachtal: "Es wird in den nächsten Jahren Veränderungen geben." Dennoch ist die Bürgermeisterin zuversichtlich, dass die Zahlen durch neue Angebote und neue Ideen "auf diesem Niveau" bleiben werden.

Ein Optimismus, den allerdings bei den Hoteliers und Gastgebern nicht jeder teilt. Christa Kaupp vom Breitenbacher Hof in Lützenhardt etwa habe den Eindruck, dass der Tourismus "allgemein rückläufig" sei. In der Hauptsaison sei die Auslastung bei ihr zwar hoch, in der Vor- und Nebensaison dafür umso niedriger. "Von der Straße kommt fast nichts mehr. Vor allem das Café ist schlecht frequentiert", klagt Kaupp.

Kritik kommt auch von Frank Mäder, Chef des Lützenhardter Hotels Waldachtal. Er glaubt nicht, dass "ein großer Plan" hinter den steigenden Übernachtungszahlen steckt und wünscht sich eine bessere Vernetzung der Hotels und Pensionen – so wie in den Nachbarkommunen. "Momentan liegt Waldachtal ein wenig brach daneben", sagt Mäder und vergleicht: "Früher haben die Gemeinden im Schwarzwald gegeneinander gearbeitet. Heute aber sind unsere Mitbewerber der Bayerische Wald oder die Eifel. Ich bin über jeden Feriengast froh, der in den Schwarzwald kommt. Ob er zu uns oder ins Nachbarhaus geht, ist mir egal, denn er stärkt die Ferienregion." Und genau hier hofft Mäder auf mehr Impulse – von der Kommune, aber auch von Verbänden. "Die Moderation muss von der Gemeinde ausgehen. Die Hotels werden das von sich aus nicht hinbekommen. Die kleinen sind zu sehr mit sich selbst beschäftigt und die großen denken vielleicht, die hätten es nicht nötig", warnt Mäder.