Gerd Gruppe ging auf die Anwendung der Raumfahrttechnologie im täglichen Leben ein. Foto: Wagner Foto: Schwarzwälder-Bote

Forschung: Gerd Gruppe, Vorstandsmitglied des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt, referiert in Vesperweiler

Waldachtal-Vesperweiler. Zum letzten Mal in diesem Jahr fand der Liberale Freundeskreis mit Friedrich Gerhard in der Mönchhofsägemühle in Vesperweiler statt. Zum Thema "Aktuelles aus der Raumfahrt" gewannen die Initiatoren des Abends Gerd Gruppe, der als Vorstandsmitglied des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) und im Raumfahrtmanagement des DLR tätig ist.

In seiner Begrüßung ging Gerhard zunächst auf die Fortschritte in der Digitalisierung ein. "Was man damit machen kann, ist schon enorm", stellte Gerhard fest und verdeutlichte: "Durch die digitale Vernetzung können mittlerweile Operationen über einen Bildschirm von einem anderen Kontinent ausgeführt werden." Robotik oder autonomes Fahren seien Themen, denen alle Menschen über kurz oder lang gegenüberstehen werden, sagte er. Bevor er das Wort an den eingeladenen Redner übergab, verkündete Gerhard, dass er die Organisation der Vortragsabende um den Liberalen Freundeskreis künftig nicht mehr übernehmen werde. Für seine Entscheidung habe es verschiedene Gründe gegeben, auf die er im Einzelnen nicht näher eingehen wollte.

Gruppe knüpfte in seinem Vortrag beim bereits angesprochenen Thema Digitalisierung an. "Ich halte dies für eines der wichtigsten Themen überhaupt. Das betrifft auch im Kern die Raumfahrt", gab Gruppe zu verstehen. Ferner sei die Digitalisierung die Basis, um die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie aufrecht erhalten zu können. Nachfolgend ging Gruppe in einigen Beispielen auf den Nutzen der Raumfahrt ein. Die Technik, die ursprünglich entwickelt wurde, um Maschinen im Weltall zu steuern, findet heute Anwendung in der Medizin. "Diese Technik ist sozusagen ein Nebenprodukt der Raumfahrt", erklärte Gruppe. Bei Operationen am offenen Herzen kann dem Patienten eine Kamera eingeführt werden, die ein Standbild vom Herz aufnimmt. Der Operateur setzt seinen Schnitt auf diesem Standbild am Bildschirm an, während die intelligente Maschinentechnik und die Software einen geraden Schnitt bei schlagendem Herzen umsetzen kann. Das Interessante hierbei sei, dass zunächst kein deutsches Unternehmen der von der DLR angeboten Technik Beachtung schenkte, verriet Gruppe. Lediglich die Amerikaner machten sich die Technik sofort zunutze.

Weitere Beispiele für die Anwendung der Raumfahrttechnologie im täglichen Leben erläuterte Gruppe im Einzelnen. Mittelfristige Wetterprognosen erfolgen beispielsweise zu 85 Prozent über Satellit. Ebenso wäre der Einsatz von Navigationssystemen ohne moderne Satellitentechnik nicht möglich. In Krisengebieten dienen vorher und nachher Satellitenbilder der Recherche und Aufklärung von Erdbeben oder Überschwemmungen. Ebenfalls kann aus dem Weltraum heraus festgestellt werden, ob die angelegten Deiche auf der Erde halten oder brechen werden. Sogar das Wanderverhalten der Tiere wird mittlerweile via Satelliten von der ISS-Raumstation aus dokumentiert. Wie genau diese Technik arbeitet, nannte Grupp mit einem simplen Beispiel: "Wenn sie aus Waldachtal einen Laser nach Hamburg schicken, dann kann dieser dort eine Zwei-Euro-Münze treffen." Im "European Data Relay System" (EDRS) übertragen Satelliten die Daten in Echtzeit per Laser zu Relaisknoten im All und von dort zu den Bodenstationen auf der Erde. Inzwischen wird an der Miniaturisierung der Lasertechnik gearbeitet, sodass sie auch auf kleinsten Satelliten im erdnahen Orbit eingesetzt werden kann. Bis zu zehn dieser Miniatur-Satelliten können im Schwarm geflogen werden und somit künftig dreidimensionale Bilder erzeugen.