Er überzeugte beim Konzert in Lützenhardt als Dirigent seiner drei Chöre: Johannes Kaupp. Fotos: Maier Foto: Schwarzwälder-Bote

Johannes und Hannah Kaupp sind die Sympathieträger des Kirchenkonzerts in der Herz-Jesu-Kirche / Gastspiel der Nieder-Olmer

Von Walter Maier

Waldachtal-Lützenhardt. Mit einem eindrucksvollen Chorkonzert beschenkte Johannes Kaupp seine Heimatgemeinde. Die Besucher in der voll besetzten Herz-Jesu-Kirche überschütteten den 22-jährigen Dirigenten mit Applaus.

Mit seinen drei Chören aus Nieder-Olm bei Mainz fächerte er viele Facetten der Musikgeschichte auf. Die musikalische Reise ließ über Europas Tellerrand hinausschauen.

Die Geschwister Johannes und Hannah Kaupp wurden wie Stars gefeiert. Die 16-Jährige brillierte auf der Violine mit Montis temperamentvoller ungarischer Tanzmusik "Czárdás", begleitet von Julia Laura Andrei am Klavier. Die Schwester des Hauptakteurs meisterte auch souverän das "Salut d’Amour" von Edward Elgar. "Es lebe die Liebe" stammt von dem englischen Komponisten, den seine Hymne "Land of Hope and Glory" weltberühmt gemacht hat. Das Duett Hannah Kaupp und Julia Laura Andrei setzten Akzente. Waldachtals Kult-Moderator Christian Ehl führte gekonnt durch das abwechslungsreiche Programm, ließ hinter die Kompositionen blicken und erheiterte mit manch passender Episode.

Das Chorkonzert der 50 Vokalisten mit Ausflügen in die Welt der Klassik mit vielen getragenen Weisen, des Gospels, des Musicals und in die Moderne trug die Handschrift des aus Lützenhardt stammenden Dirigenten Johannes Kaupp, der an der Uni Mainz Englisch und Musik auf Lehramt studiert.

Das Männer-Ensemble "ChoroNO" begeisterte mit dem dynamischen Titel "Barbar’Ann" der kalifornischen Rockgruppe Beach Boys, die in der 1960er- und 1970er-Jahren ihre großen Erfolge feierte. Tenor Cedric Steinbauer trat als Solist hervor. "The Rose" weckte Gefühle. Auf spitze Ohren traf das in schwedischer Originalsprache gesungene "I furuskogen". Johannes Kaupp kam durch seine Meisterkurse im Dirigieren bei dem Kopenhagener Dirigenten Jan Scheerer mit skandinavischer Chorliteratur in Berührung. Vielen vertraut war das "Bring him home" aus dem Musical "Les Miserables". Vater und Tochter – Tenor Alexander Kreisel und Janina mit einem Sopran-Part – standen als Solisten im Rampenlicht beim Marienlied "Wenn ich ein Glöcklein wär, Ave Maria". International erfolgreich war seit dem Entstehen im Jahr 2001 "You raise me up" des Norwegers Rolf Lovland. Mit "Amazing Grace", einem der beliebtesten Kirchenlieder der Welt hatte der Männerchor den Konzertreigen feinsinnig eröffnet.

Hohe Ansprüche stellte das "Ave Verum" des größten musikalischen Genies aller Zeiten, das der Frauenchor "ChoraLikra" einfühlsam vortrug. Moderator Ehl erregte Schmunzeln in den Reihen der Besucher mit dem Zitat des französischen Allroundkünstlers Jean Cocteau: "Wenn im Himmel Staatsfeiertag ist, wird Bach gespielt. Ist der liebe Gott jedoch allein, dann hört er Mozart." Wie David auf der Harfe: Die 17 Frauen erfüllten den sakralen Raum mit dem Lobpreis-Lied "Hallelujah", das Leonard Cohen 1984 schrieb. Bezug zum Kinofilm "Die Kinder des Monsieur Mathieu" (2004) stellte die Melodie "Vois Sur ton Chemin" her, in welche sich schon Millionen Franzosen verliebten. Vier junge Nieder-Olmer Vokalisten ließen das goldene Licht erstrahlen. Mit dem berührenden "Memory" aus dem Musical "Cats" sollten die schick gekleideten Interpretinnen das Waldachtaler Publikum erobern. Emotionen transferiert wurden mit dem irischen Segenslied "Irish Blessing".

Auch der gemischte Chor Nieder-Olm schlug mit dem stimmungsvollen "Stemning" eine Brücke nach Skandinavien. Spirituals gelten als die Wurzeln des Gospels: Sehnsüchtiges klang aus dem Negro-Spiritual "Deep River" hervor. Ein Gedicht von Joseph von Eichendorff bildete die Vorlage für das schöne Lied "Komm Trost der Welt, du stille Nacht". Queens Nummer eins-Hit "Die Bohemian Rhapsody" galt es, rockig rüberzubringen. Johannes Kaupp, der ein Faible für seinen Namenskollegen, den Komponisten Johannes Brahms hat, erwies dem Großen seine Referenz mit dem kunstvollen "Waldesnacht". Aus dem neuzeitlichen Film "Herr der Ringe" wählte er den mystischen Song "May it be" aus, der durch die Gesangsgruppe "Enya" seinen Siegeszug um die Welt antrat. Mit dem einfühlsamen Lied "Nacht ist wie ein stilles Meer" stimmten die Sänger auf den Heimweg ein.

"Johannes Kaupp hat Leistung gebracht", sagte seine frühere Klavierlehrerin Margrit Baur, die den 22-Jährigen herzlich umarmte. Mehr Anerkennung für seine Heimat-Premiere konnte sich der junge Dirigent nicht wünschen. Baur bescheinigte den Nieder-Olmern ein "gutes Niveau". Johannes Kaupp strahlte. Er freute sich, dass das Chorkonzert in seiner Heimatgemeinde eine so große Resonanz gefunden hat.