Der Vorsitzende der NABU-Ortsgruppe Waldachtal, Stefan Greza, freut sich schon über die Apfelernte. Danke der Obstbörse können auch Leute, die keinen Garten haben, Früchte einsammeln. Foto: Hopp Foto: Schwarzwälder-Bote

NABU Waldachtal bringt Interessenten und Anbieter zusammen / Teilnehmer können auch aus anderen Gemeinden kommen

Von Lars Reutter Waldachtal. Jede Obstsorte ist heute im Supermarkt erhältlich, aber warum beispielsweise Äpfel kaufen, wenn man sie auch kostenlos und ungespritzt im Garten ernten kann? Wer keine eigene Parzelle hat, kann sich bei der Obstbörse des NABU Waldachtal melden. "Es ist ein brutal gutes Apfeljahr", sagt der Vorsitzende des NABU Waldachtal, Stefan Greza. Er selbst bekommt in seinem Garten das Obst zwar selbst "verschafft", aber andere haben nicht die Zeit alles zu ernten oder bewältigen die Arbeit gesundheits- oder altersbedingt nicht mehr. "Das vermeintliche perfekte ›Kauf-Obst‹ hält Eltern und Kinder ab, zu den natürlich hier wachsenden Früchten zu greifen", nennt Greza einen weiteren Grund, warum viele Obstbäume in den Gärten und Streuobstwiesen nicht mehr abgeerntet werden. "Dabei ist gekauftes Obst teuer, außer beim Bioladen meistens chemisch behandelt und hat oft eine lange Reise über die Erdteile hinter sich", sagt der Vorsitzende der NABU-Ortsgruppe.

Auf der anderen Seite gibt es Viele, die weder einen Garten, noch eine Obstwiese besitzen und gerne die mancherorts überflüssigen Früchte verwerten würden. "Oft laufen Leute an den nicht genutzten Obstbäumen vorbei und wissen nicht, an wen sie sich wenden können, um an das Obst auf legale Weise heranzukommen." sagt Greza. Aus diesem Grund hat der NABU Waldachtal eine Obstbörse ins Leben gerufen.

Erster Versuch scheiterte mangels Interessenten

Bei dieser können sich sowohl Gartenbesitzer, die Hilfe bei der Ernte benötigen, als auch Leute melden, die gerne Obst ernten möchten. Als Lohn für die Hilfe darf man das Obst dann natürlich auch behalten.

Einen erster Versuch eine solche Börse einzurichten wurde bereits vor einigen Jahren unternommen. Doch damals meldeten sich kaum Interessenten. Beim jetzigen zweiten Anlauf ist das jedoch anders. "Es läuft dieses Mal besser, aktuell gibt es fünf Anbieter und sechs Nachfrager nach Streuobst", freut sich Greza. Dabei muss der Wohnort der Anbieter oder Nachfrager nicht zwangsläufig in Waldachtal sein. "Uns geht es um die Sache und nicht darum, woher jemand kommt", erklärt der Naturfreund. Derzeit kommen die Anbieter jedoch alle aus dem Waldachtal. Ein Nachfrager nimmt aber beispielsweise die Fahrt von Freudenstadt auf sich, um ernten zu dürfen.

Aktuell reifen übrigens Klaräpfel, Zwetschgen und Mirabellen. Die Speise- und Mostäpfel werden in etwa zwei bis drei Wochen reif sein. Die NABU-Aktiven in Waldachtal wünschen sich, dass viele Mitbewohner die Obstbörse nutzen und sich damit gegenseitig Nutzen stiften. "Wir haben von anderen Börsen erfahren, die schon jahrelang sehr gut funktionieren und über 300 begeisterte Teilnehmer aufweisen können", erzählt Greza. Ob man für das Obst etwas verlangt, oder als Erwerber sich beim Abgebenden mit irgend etwas erkenntlich zeigt, wird den Teilnehmern überlassen. "Unsere Erfahrung ist, dass Gärtner, die von etwas zu viel haben, sehr gerne an Menschen abgeben, die sich darüber freuen und aus den Geschenken etwas Gutes machen", sagt der Vorsitzende der NABU-Ortsgruppe.

Ziel ist es jedoch nicht nur, Leuten Zugang zu kostenlosen Obst zu verschaffen, sondern dafür zu sorgen, dass die für eine lebendige Kulturlandschaft wichtigen Streuobstwiesen genutzt werden und dadurch erhaltenswert bleiben. Auch soll der Obstbaum im häuslichen Garten wieder in den Blickpunkt rücken. Dabei sind die Obstbäume auch wichtige Lebensräume für viele Vögel und Insekten und schmücken im Frühling die Landschaft mit ihrer üppigen Blüte.

Weitere Informationen: Wer sich an der Obstbörse beteiligen möchte, kann sich unter Telefon 07486/ 9 78 86 79 oder unter E-Mail nabu.waldachtal@vr-web.de melden

Die Ortsgruppe Waldachtal wurde 1995 gegründet. Zur Zeit hat die Gruppe 70 Mitglieder, davon zehn Aktive. Regelmäßige Aktionen sind: Betreuung von zwei Krötenwanderstrecken in Tumlingen und Hörschweiler, Landschaftspflege in Salzstetten, Führungen, Stellungnahmen als Träger öffentlicher Belange und gesuchte Ansprechpartner für viele Fragen rund um die Natur.