Waldachtal-Hebamme Mathilde Hess feiert ihren 80. Geburtstag

Von Walter Maier

Waldachtal-Oberwaldach. Für Mathilde Hess runden sich am morgigen Sonntag acht Lebensjahrzehnte. Die Waldachtal-Hebamme ist in weitem Umkreis bekannt. Das größte Geschenk der Welt ist ein Neugeborenes", sagt die gläubige Christin.

Rund 40 Jahre lang hat sie bei der Geburt neuer Erdenbürger mitgeholfen, in Waldachtal und in der Region von Pfalzgrafenweiler bis Talheim.

Die morgige Jubilarin zitiert den Psalm-Spruch: "Wenn’s hoch kommt, so sind es 80 Jahre." Dankbar blickt sie auf die Jahre zurück, in der sie so manche Krankheit überstanden hat. In ihrer Heimatgemeinde Oberwaldach feiert sie morgen, Sonntag, im evangelischen Gemeindehaus mit ihren Verwandten und Freunden, darunter 14 Kinder, ihren 80. Geburtstag.

"Wenn ich an Grenzen gekommen bin, habe ich mein ganzes Vertrauen auf den geworfen, der über uns ist", erklärt Mathilde Hess. "Wo die Not am Größten ist, da ist Gottes Hilfe am Nächsten", spricht Weisheit aus ihren Worten.

"Die erstklassige Nachbarschaft von der Steinbühlstraße bis in den Mühlenweg ist für mich im Alter ganz wertvoll." Und überhaupt: "Der Glaube an Jesus Christus und Gottes Wort gibt mir Mut und Kraft, im Alltag stehen zu können und auch eine Perspektive." Gott zu vertrauen, bringe Hoffnung. So habe sie auch manch heikle Situation meistern können.

Sie bekennt: "Mein Herz schlägt immer noch für Papua-Neuguinea." Deshalb hat sie jahrelang Basare und Flohmärkte organisiert, um die Missionsarbeit der Liebenzeller Gemeinschaft zu unterstützen. Heute noch ist sie weltweit mit Missionaren in Verbindung.

"Ich habe laut gebetet und Gott hat es geschenkt"

Gern erinnert sich die waschechte schwäbische Landhebamme, die über ihre Einsätze und Erlebnisse ganze Bücher füllen könnte, an den Augenblick, als sie im Busch in Papua-Neuguinea unter schwierigen Bedingungen einem Neugeborenen half, das Erdlicht zu erblicken. Ein wahrer Notfall-Einsatz im Pazifischen Ozean.

Sie bewies Stehvermögen und bewährte sich in manchen Stunden als Improvisationskünstlerin: Einer stattlichen Zahl von Kindern hat sie auf die Welt verholfen in der Gemeinde Waldachtal, Altheim, Grünmettstetten, Bittelbronn, Talheim und Pfalzgrafenweiler. Manchmal halfen nur noch Gebete: "Ich habe laut gebetet und Gott hat es geschenkt." So gelang auch eine schwierige Zwillingsgeburt in Altheim, ohne Strom, ohne Telefon, ganz auf sich allein gestellt. Bei manchen Hausgeburten war auch mal das Wasser eingefroren.

Acht Jahre lang, bis 1987, hat sie Frauen im Belegsystem im Krankenhaus Sulz entbunden. Vertretungsweise war sie in Freudenstadt und bis Bad Rippoldsau tätig. Während ihrer 40-jährigen Dienstzeit als freiberufliche Hebamme habe man kein Kind verloren. Sie erlebte noch die Zeit der Hausgeburten mit bis zu 90 Babys pro Jahr.

In der Fotogalerie in ihrem Wohnhaus in der Steinbühlstraße 4 in Oberwaldach werden vier Jahrzehnte Hebammen-Geschichte lebendig. "Es ist mir heute noch eine Freude, wenn eine Mutter mit ihrem Baby zu mir kommt", lächelt Mathilde Hess. Familien macht sie Mut zum Kind.

Gern fragt sie Heranwachsende: "Was hast du für eine Perspektive?" Heute noch wird ihr Rat bei häuslichen Problemen oder seelischer Not geschätzt.