Waldachtals Amtschefin Annick Grassi übergab im Kurpark Zunftmeister Mario Straßner (Mitte) und Ehrenzunftmeister Uwe Störzer den Rathausschlüssel. Foto: Wagner Foto: Schwarzwälder-Bote

Fasnet: Schlüsselübergabe in Lützenhardt: Von leichten Damen und neuen Mitbürgern / Bürgermeisterin Grassi in Erklärungsnot

Von Eberhard Wagner und Ingrid Letzgus

Bürgermeisterin Annick Grassi macht überall eine gute Figur – nicht nur in ihren "staubigen" Amtsstuben: Erneut im Frack und mit Zylinder präsentierte sich die Bürgermeisterin aus dem Waldachtal anlässlich ihrer närrischen Amtsenthebung im Kurgarten Lützenhardt.

Waldachtal-Lützenhardt. Und auch in diesem Jahr ließen die Narren keine Gnade walten: Grassi musste den Rathausschlüssel wohl oder übel an Ehrenzunftmeister Uwe Störzer aushändigen. Zunftmeister Mario Straßner registrierte dies mit feixendem Grinsen.

Zuvor jedoch musste sich Grassi einigen mehr oder weniger unangenehmen Fragen stellen. Dabei galt es in erster Linie, ein Problem zu lösen, das Störzer schon seit dem vergangenen Jahr beschäftigt: Da in Lützenhardt der Bürgermeister (seit Hornbergers Gnaden) auch gerne als "Schultheiß" bezeichnet wird, wollte dies nicht so recht auf das nun weibliche Amt Grassis passen. "Heißt es nun Schultheißine, Schultes oder Schultine", sinnierte Störzer über die passende Bezeichnung – wie eben schon im vergangenen Jahr. Dieses Rätsel bleibt weiter ungelöst und darf getrost deshalb nunmehr endgültig an den Duden weitergereicht werden.

Auch die Spende von Bier und Wein ist eine Alternative

Danach brannte dem Ehrenzunftmeister eine weitere wichtige Frage unter den Nägeln: Wieso war die Bürgermeisterin aus dem "Headquarter" in Lützenhardt ausgezogen und hat sich mit Sack und Pack nach Tumlingen begeben? "Wie kann man das einfach so aufgeben? Ich bin zutiefst betroffen", so die gekränkte Anfrage Störzers. Die Narren boten Grassi Alternativen an: Man werde gutmütig darüber hinwegsehen, wenn Frau Bürgermeisterin sich entscheiden könne, ihr Büro wieder nach Lützenhardt zu verlegen. Ansonsten habe sie die Wahl: Entweder das Aufhängen zweier Fotos in ihrer Amtsstube mit dem Motiv der Narrenzunft sowie des Lützenhardter Rathauses mit Bürstenmacherstatue. Als dritte Alternative bot sich noch die Spende von Bier und Wein an die Zunft an. Grassi wählte den Bildvorschlag, was die Narren mit Begeisterung annahmen.

Etwas prekärer fiel dann schon die Frage nach eventuellen neuen Mitbürgern für Lützenhardt aus, die man eventuell in einem ehemaligen Hotel unterbringen wird. Störzers Blick richtete sich bergauf, quasi dorthin, wo Ortskundige den Sattelacker Hof vermuten würden.

Nicht prekär, eher pikant fiel auch die "zarte" Anfrage über das Bestehen eines gewissen Etablissements in der Maierhofstraße aus, das gewissen Damen die Ausübung des horizontalen Gewerbes ermöglicht. Auf die letzten beiden Fragen erhielt Störzer nicht unbedingt deutliche Antworten der Gemeindechefin. Wie gut, dass in der Fasnetszeit landauf und landab Narrenfreiheit herrscht: Da dürfen auch "ungewaschene Mäuler" alles kundtun, was andere nur hinter vorgehaltener Hand zu äußern wagen. So bringen es die Narren auch in Lützenhardt ans Licht – die Geheimnisse der dunklen Ecken und Straßen, die Nachts so verlockend wirken können und eben nicht nur fromme Kirchgänger hervorbringen.

Auf all diese netten aber brennenden Fragen reagierte die Bürgermeisterin mehr als zurückhaltend. Die Narren hatten sowieso nicht erwartet, dass nun eine "inoffizielle", politische Stellungnahme folgen wird.

Und so war das Begrüßungsschnäpsle schnell getrunken, in der Folge wechselte der Rathausschlüssel den Besitzer und die Fasnet in Lützenhardt ging in ihre "glückselige" Zeit. Prost, Narri und Narro!