Der Ortschaftsrat Lützenhardt stimmte am vergangenen Dienstag einer Nutzungsänderung des Sattelacker Hofes zur Unterbringung von rund 120 Flüchtlingen nicht zu. Foto: Wagner Foto: Schwarzwälder-Bote

Flüchtlinge: Anlieger des Sattelacker Hofs haben Bedenken bei Unterbringung von Asylbewerbern

Von Eberhard Wagner

Waldachtal-Lützenhardt. Der Ortschaftsrat Lützenhardt befasste sich mit der Entscheidung über den Befreiungsantrag zur Nutzungsänderung für das Gebäude Sattelacker Hof in Lützenhardt.

In dem früheren Kurhotel, das von einem Investor gekauft worden ist, sollen bis zu 120 Flüchtlinge untergebracht werden. Ortsvorsteher Ludwig Blum führte zuvor aus, dass der derzeit gültige Bebauungsplan ein Sondergebiet ausweise und eine Nutzung, wie es der Investor vorhabe, nicht vorgesehen sei. Deshalb habe dieser einen Befreiungsantrag gestellt.

Inzwischen, stellte Blum fest, habe sich ein Hotelier aus Waldachtal gemeldet, der ein Konzept vorgelegt habe, wie der Sattelacker Hof weiterhin als Kurbetrieb erhalten bleiben könne. "Leider etwas zu spät", kommentierte Blum.

Ein räumlich nahe gelegenes Unternehmen habe zwischenzeitlich starke Bedenken gegen die Nutzung des ehemaligen Hotels als Flüchtlingsunterkunft geäußert. Der Unternehmer befürchte für seinen Betrieb starke Umsatzeinbrüche.

Auch das Gremium sieht in der geballten Unterbringung von bis zu 120 Flüchtlingen auf engem Raum ein Problem. Rat Franz Schweizer bestätigte zwar der Bürgermeisterin Annick Grassi, die ebenfalls an der öffentlichen Sitzung teilnahm, dass die bisherige Integrationsarbeit der Flüchtlinge in Waldachtal sehr gute Ansätze habe und Ergebnisse vorweisen könne, doch: "Mit einem Kraftakt können wir das schaffen, doch meine Sorgen gelten den Unternehmen. Vor allem die Nähe zur Mutter-Kind-Klinik könnte Probleme bereiten."

Schweizer sprach damit ein bekanntes Problem an: Es ist die geballte Anzahl an jungen Männern unter den Flüchtlingen, deren Anteil weitaus größer ist als die der Familien mit Kindern. Bekannt ist auch, dass das Landratsamt nicht in der Lage ist, mitzuteilen, wie hoch der Anteil an alleinstehenden Männern ist, die dort unterzubringen sind.

Diese Tatsache bereitete dem Gremium "Bauchweh". Grassi zeigte Verständnis: "Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass eine hohe Anzahl von Männern unter den Flüchtlingen Probleme bereiten könnte. Die Bedenken sind gerechtfertigt." Trotzdem sei sie der Meinung, dass eine Unterbringung im Sattelacker Hof immer noch eine bessere Lösung darstelle als eine Unterbringung in irgendeiner Halle.

Für klares Zeichen

Inzwischen wird das Thema der Flüchtlingsunterbringung in Lützenhardt in der Öffentlichkeit stark und kontrovers diskutiert. Viele Bürger hegen inzwischen starke Bedenken. Die häufigsten Fragen, die derzeit gestellt werden: Wieso ist bei den Flüchtlingen die Anzahl der jungen Männer so hoch? Wo sind deren Familien? Welcher Vater lässt seine Frau und seine Kinder im Kriegsgebiet und in höchster Gefahr zurück und flieht alleine nach Europa?

Diese Fragen kann niemand beantworten. Auch der Ortschaftsrat Lützenhardt musste akzeptieren, dass mit der Zuweisung von Flüchtlingen der Anteil von Familien weiterhin gering sein wird. Dies passt nicht in Lützenhardts Konzept – allein schon wegen der räumlichen Nähe zur Mutter-Kind-Klinik. Deutlich wurde deshalb auch, dass das Gremium der Unterbringung von Familien mit Kindern keinesfalls widersprochen hätte. "Bei einer Unterbringung von Familien würde das alles viel besser harmonieren können", meinte Blum deshalb. Grassi bestätigte: "Der Landkreis hat in der letzten Zeit tatsächlich kaum Familien zugewiesen bekommen." Heißt nichts anderes als: Es sollen hauptsächlich und in der Mehrzahl alleinstehende Männer im Sattelacker Hof untergebracht werden. Familien werden weit in der Unterzahl sein.

Blum plädierte deshalb für ein klares Zeichen: Seinem Beschlussvorschlag, der Befreiung zur Nutzungsänderung des Sattelacker Hofes zur Unterbringung von 120 Flüchtlingen nicht zuzustimmen, schloss sich sein Gremium einstimmig an.