Umgetextetes Lied: "Fröhlich soll der Diakon springen" / Variante der Verkündigung

Waldachtal (wm). Wind und Wetter trotzten die Kurrendebläser in Waldachtal. Auch bei strömendem Regen hielten sie die Tradition des vorweihnachtlichen Spielens auf Plätzen und Straßen aufrecht: Zum Lobe Gottes und zur Freude der Menschen. Ihr musikalischer Leiter Hans Georg Bohnet brachte wieder eine spielfähige Gruppe zusammen. Der Posaunenchor Waldachtal der evangelischen Kirchengemeinde bereichert das Leben in der Glaubensgemeinschaft.

"Wir wollen gerade hier in Waldachtal wieder junge Leute gewinnen"

In Orten der Gemeinde Waldachtal erfreuten die Bläser die Anwohner mit adventlichen und weihnachtlichen Weisen, von "Tochter Zion" über "Die Nacht ist vorgedrungen" und "Oh, du Fröhliche" bis zum finalen "Stille Nacht". Gern gehört wird immer wieder: "Fröhlich soll mein Herze springen". Seine Termin-Nöte verdeutlichte Bläser-Mitglied Ralf Hornberger, ansonsten Diakon in der evangelischen Kirchengemeinde Waldachtal, mit seinem Umtexten: "Fröhlich soll der Diakon springen." Ob die Resonanz gut oder weniger gut ausfällt, ist für die Kurrendebläser nicht immer nachvollziehbar. Ein nettes Beispiel greift Dirigent Hans Georg Bohnet heraus: "Teilweise bekommen wir positive Rückmeldungen, wie in Unterwaldach beispielsweise. Dort haben die Leute über eine Stunde auf uns gewartet, aber wir mussten wegen starken Regens absagen. Natürlich haben wir unser Spielen am Sonntag nachgeholt." Aber selbst da hat es wieder geregnet.

Selbst im respektablen Alter von 76 Jahren reihte sich Pfarrer i.R. Fritz Reiner Stolz zum Kurrendespielen in den Posaunenchor ein. Wie sieht Pfarrer i.R. Stolz, der seit 60 Jahren die Posaune bläst, das Kurrendespielen? Stolz: "Es ist eine Variante der Verkündigung. Hinter den Noten stehen Worte. Worte und Klang sind eine Einheit. Es ist gottesdienstliches Erleben – ältere Gläubige können noch mitsingen. Türen und Fenster gehen auf – auch Kranke, die im Bett liegen müssen, hören uns." Zu Mitspielern sagt er gern: "Ihr solltet bedenken, dass ihr Worte spielt. Diesen Worten müsst ihr auch den Klang lassen." Soll heißen, man solle nicht zu schnell spielen. Selbst im Senioren-Posaunenchor des evangelischen Kirchenbezirkes Freudenstadt, dem sogenannten S-Chor, trete er ab und wann als Mahner auf, Worte zu spielen. Fritz Reiner Stolz, der schon vor Jahren zu seinem 50-jährigen Aktiven-Jubiläum mit Gold ausgezeichnet worden ist, sieht einer bevorstehenden Ehrung durch das Evangelische Jugendwerk Württemberg entgegen: Für 60 Jahre gibt es die diamantene Medaille. Fritz Stolz ist der Nachwuchs ein Anliegen: "Wir wollen gerade hier in Waldachtal wieder junge Leute gewinnen." Schon in der Bibel heißt es: Posaunen erschallen zur Ehre Gottes.

Schon Reformator Martin Luther gehörte während seiner Schulzeit in Eisenach der "Currende" an. Ursprünglich waren es Laufchöre, die in der Adventszeit Einwohner erfreuten.

13 Bläser im Alter von 19 bis 76 Jahren hat Hans Georg Bohnet aktuell zur Verfügung. Er leitet den Posaunenchor Waldachtal seit 2001 und wünscht sich noch mehr Mitspieler. Jeden Donnerstag treffen sich die Instrumentalisten um 19.30 Uhr im evangelischen Gemeindehaus Tumlingen-Hörschweiler zu den Proben.