Kultur: Theaterspatza Salzstetten feiern mit ihrem Stück "Currywurst oder Kaviar" eine gelungene Premiere

Auch im 20. Jahr ihres Bestehens haben die Theaterspatza mit dem Stück "Currywurst oder Kaviar" den Nerv der Zuschauer getroffen. Die Premiere im restlos ausverkauften Gemeindesaal wurde deshalb auch von mehrfachem Zwischenapplaus und zahlreichen Lachern im Publikum begleitet.

Waldachtal-Salzstetten. S eit Dezember haben sich die Akteure auf diesen Abend vorbereitet, seit Januar wurde dann auch kräftig geprobt, gegen Ende sogar mehrmals pro Woche. Die Anstrengung hat sich gelohnt. Vor einem voll besetzten Haus demonstrierte die Stammtruppe, ergänzt um neue Gesichter auf der Theaterbühne, was sie drauf hat.

Gekommen waren Theaterfreunde aus Salzstetten und der Umgebung, ganz gezielt aber auch befreundete Theatergruppen aus der näheren und weiteren Nachbarschaft sowie die Sponsoren, die das Vorhaben unterstützt haben.

Passend zum Stück wurde Currywurst serviert, zugunsten des Fördervereins Bildungshaus gab es Ostereier.

Bereits zum dritten Mal hatte Oliver Dettling den Part des Regisseurs übernommen und im Gegenzug seine schauspielerische Rolle entsprechend reduziert – zumindest was den sprachlichen Teil derselben anbelangt, die Bühnenpräsenz lag trotzdem bei 100 Prozent. "Saufa ond nix schwätza" – diese Rolle wollte jeder haben – brachte Marga Kempeneers Dettlings Rolle als Wolfi am Ende mit einem Satz auf den Punkt. Aber auch rumsitzen, über Stunden am Bier schlürfen und dabei möglichst gelangweilt gucken will gelernt sein – Dettling meisterte diesen Part gekonnt und so, als würde er sowieso nie etwas anderes tun.

Erwartungsgemäß überzeugt mit ihrer schauspielerischen Leistung hat – wie schon so oft – auch Marga Kempeneers. Ihr war die Rolle der Kneipenwirtin Erna Wutschke quasi auf den Leib geschneidert. Erna wächst geradezu über sich selbst hinaus, als sie innerhalb von 24 Stunden aus ihrer heruntergekommenen Kneipe "Zum warmen Würstchen" ein Edelrestaurant machen muss, weil sich ihr Cousin und Geldgeber Prinz Harry von Anhalt (Thorsten Rumpelt) in der Wirtschaft angekündigt hat, um nach dem Rechten zu sehen. Schließlich ist es ja sein Geld, das in der Kneipe steckt. Vor allem ihr Freund und Lebensgefährte Gerd Blume, gespielt von André Werner, legt sich als musizierender Kellner ins Zeug, um den Schein des Edelrestaurants zum Leben zu erwecken, als Protz Harry mit seinem blonden "Salat ohne Öl essenden" Püppchen Heike (Gabi Kreidler) erscheint. Und selbst die ansonsten eher dümmliche aber durchaus verschlagene Cindy Stutzke (Jutta Reitz), ebenfalls Stammgast im "Warmen Würstchen", weiß plötzlich genau, was zu tun ist, um Erna aus der Patsche zu helfen. Dass ein solches Unterfangen dann aber doch nicht ganz problemlos über die Bühne geht, war in Anbetracht der sonstigen Akteure wie dem trinkenden Phlegma Wolfi und der Proll-Frau Nena (Verena Sadzig), ihres Zeichens arbeitslose Harzerin und SF Salzstetten Fan, zu erwarten. Zu allem Übel hat Erna aber nicht nur mit dem fragwürdigen Benehmen und der fehlenden Intelligenz ihrer Stammgäste zu kämpfen, sondern auch mit dem Sterne-Koch Heiner Schuster (Winfried Fink) von gegenüber, der Ernas Aufstieg in die Gourmetküche schon aus Gründen der Konkurrenz nicht tatenlos zulassen will. Als schließlich sogar die von Harry vermittelte und etwas schräge Gourmet-Testerin Ludmilla von der Steppke zum Testessen erscheint, gelingt es ihm dann auch fast, aber eben nur fast, dem Treiben mit Hilfe des Salzkübels ein Ende zu bereiten.

Immer wieder wird im Stück, so ganz nebenbei, auch der Bezug zu lokalpolitischen Salzstetter Themen hergestellt. Ähnlichkeiten mit Bürgermeisterin Annick Grassi sucht man bei Bürgermeister Dieter Buck (Jürgen Walz), meist im Schlepptau seiner ebenfalls nicht ganz gewöhnlichen Ehefrau Annabell (Annette Schulz), aber vergeblich. Dies schon in Bezug auf das Trinkverhalten. Die Szene des betrunkenen – weil zuvor abgefüllten – Bürgermeisters spielt Jürgen Walz mit Bravour. Der Applaus und die Lacher des Publikums waren ihm gewiss.

Wortspielereien im Stück, dieses hatte übrigens Oliver Dettling gemeinsam mit Marga Kempeneers ausgewählt, jede Menge Situationskomik und ein oft trockener Humor der Schauspieler mit dem jeweils dazu passenden Gesichtsausdruck, trugen das Ihrige zum Gelingen bei.

Anders als in den Jahren zuvor, hatte sich Claudia Ganszki in diesem Jahr – gemeinsam mit Evelyn Reitz – auf die Rolle der Souffleuse beschränkt. Für die Maske waren Lore Spohn und Monika Dettling zuständig, um die Technik hatte sich Walter Eschenfelder gekümmert. Ihnen allen dankte am Ende ein sichtlich erleichterter Oliver Dettling, von dem mit dem Schlussapplaus auch die ganze Anspannung und Anstrengung der vergangenen Monate abgefallen ist. "Ich bin überwältigt und sprachlos", sagte er gerührt und lud die vielen Gäste zum Verweilen ein.

Wer die Premiere verpasst hat, kann die Aufführung der Theaterspatza am kommenden Samstag um 19.30 Uhr (Einlass 18.30 Uhr) oder am Sonntag um 17 Uhr (Einlass 15 Uhr) im Gemeindesaal besuchen. Gespielt wird in drei Akten mit jeweils kurzen Pausen dazwischen.