Das ordentliche Miteinander von Flüchtlingen und Bürgern in Lützenhardt bestätigten Landrat Klaus Michael Rückert (links) und Stefanie Simet dem Parlamentarischen Staatssekretär Hans-Joachim Fuchtel. Foto: k-w

Landrat Klaus Michael Rückert und Hans-Joachim Fuchtel unterhalten sich über Flüchtlingssituation.

Waldachtal-Lützenhardt - In Lützenhardt gibt es zwischen den Flüchtlingsfamilien, die im Sattelacker Hof leben, und den Bürgern des Ortes keine Probleme. Darauf wies Landrat Klaus Michael Rückert beim regelmäßigen Update über die Flüchtlingssituation mit dem Parlamentarischen Staatssekretär Hans-Joachim Fuchtel hin.

Im Vorfeld der Belegung des ehemaligen Hotels Sattelacker Hof im Sommer vergangenen Jahres hatte es Kritik an der Wahl des Landkreises gegeben, Flüchtlingsfamilien aus Talheim im Sattelacker Hof eine Bleibe zu geben. "Die Befürchtungen haben sich nicht bestätigt und unsere Prognosen sind voll eingetreten", sagte der Landkreischef, "wir haben überhaupt keine Probleme." Im Gegenteil: Die dort untergebrachten Familien hätten ein ordentliches Verhältnis zu ihren Nachbarn und zu ihrem Wohnort. "Sollte mal eine Unstimmigkeit auftauchen, wird diese immer sofort artikuliert." Auch Dezernatsleiterin Stefanie Simet, die unter anderem für Soziales und Integration im Landratsamt zuständig ist, betonte: "Die Akzeptanz ist gewaltig."

Schon allein wegen der Kritik im Vorfeld und der Vorsprache des Bundestagsabgeordneten Fuchtel in dieser Sache habe man speziell auf die Lützenhardter Flüchtlingsunterkunft ein besonderes Augenmerk, sagte Rückert. "Als Landrat kann ich aber ein Hotel oder eine Klinik für eine Belegung mit Flüchtlingen gar nicht ablehnen, da hätte ich ja sofort ein Folgeproblem."

Aktuell werden allerdings dank der deutlich nachgelassenen Asylanträge jetzt wieder deutlich weniger Flüchtlingsunterkünfte im Landkreis Freudenstadt benötigt. Zum Vergleich nennt Simet die höheren Zuweisungszahlen zwischen Oktober 2015 und März 2016. In diesem Zeitraum kamen im Schnitt 229 Flüchtlinge pro Monat im Kreis an. Im April 2017 waren es noch 15. Die Landkreise bekämen ihre Kosten ersetzt, wobei vor allem die unbegleiteten Jugendlichen hohe Ausgaben verursachten.

Reduzierte Zahlen

Die Flüchtlingszahlen aus dem arabischen Raum hätten sich vor allem deshalb deutlich reduziert, weil die Regelung mit der Türkei getroffen worden sei und das vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) initiierte 200-Millionen-Euro-Programm "Cash for Work" greife, betonte Fuchtel. Mit dessen Hilfe könnten die aus den Kriegsgebieten an die Grenzen Syriens Geflüchteten Arbeit bekommen und dadurch ihre Familien ernähren. Diese Menschen könnten dadurch in Heimatnähe bleiben.

Derweil habe sich für Europa ein zweites Problemfeld in Afrika aufgetan, wo dringend Lösungen vorangebracht werden müssten. Das Bundesministerium habe deswegen einen Marshallplan initiiert, um damit konkrete Vorschläge zum Handeln der internationalen Staatengemeinschaft auf den Weg zu bringen.

Auf anderem Weg wie zum Beispiel durch Energiepartnerschaften zwischen deutschen und afrikanischen Städten und Gemeinden, werde das Know-How deutscher Kommunen einbezogen. Fuchtel dankte besonders der Stadt Horb für deren Engagement mit einer Region in Kamerun. "Ich bin aufgeschlossen für solche Partnerschaften", betonte Rückert, mit solchen Ideen renne man bei ihm offene Türen ein.

Staatssekretär Fuchtel möchte noch einen Schritt weitergehen und sucht Städtepartnerschaften im Dreierpack zwischen Deutschland, Frankreich und Afrika.