In Salzstetten hat er sich in hohem Maß für die Allgemeinheit engagiert / Einst Kreisrat und Bürgermeister-Stellvertreter

Von Walter Maier

Waldachtal-Salzstetten. Für Johannes Wollensak in Salzstetten runden sich heute neun Lebensjahrzehnte. Durch sein öffentliches Wirken ist er weit über die Grenzen seiner Heimatgemeinde hinaus bekannt. Ministerpräsident Lothar Späth hat dem in der Kommunalpolitik und Vereinen engagierten Jubilar schon 1988 die Landesverdienstnadel verliehen.

Der 90-Jährige erfreut sich neuerdings wieder einer stabileren Gesundheit. Unter den heutigen Gratulanten, den Musik- und Gesangvereinen, sind neben Sohn Artur mit Ehefrau Christina auch die beiden Enkel Yvonne und Markus.

Dem Gemeinderat der damals noch selbständigen Heimatgemeinde gehörte er von 1956 bis 1971 an. Als Stellvertreter des Bürgermeister und Standesbeamter wirkte er von 1965 bis 1971. Als Kreisrat bestimmte er von 1965 bis 1971 die Geschicke des Altkreises Horb mit. Seine Überzeugung als Katholik lebte er als Kirchengemeinderat in den Jahren 1965 bis 1981, davon eine Zeit lang als Laienvorsitzender, und als Dekanatsrat von 1971 bis 1981.

Jeweils eine Periode war er Geschworener beim Landgericht Rottweil (Delikte bis zum versuchten Totschlag) und Besitzer beim Landwirtschaftsgericht Horb. 15 Jahre hielt er als Berichterstatter des Schwarzwälder Boten die Leser auf dem Laufenden.

54 Jahre bis zum Jahr 2000 lieh er dem katholischen Kirchenchor seine Tenor-Stimme. 20 Jahre war er Vorstand des Kirchenchores. Seine 50-jährige Sangestätigkeit im liturgischen Dienst würdigte der heutige Kardinal, Bischof Walter Kasper, 1997 mit einem Ehrenbrief, den Wollensak auch vom Cäcilienverband verliehen bekam. Der Kolpingsfamilie gehört er seit Wiedergründung 1947 an und brachte sich acht Jahre als Senior (Vorstand) und als Schriftführer ein. Als der Liederkranz noch ein Männerchor war, verstärkte er 25 Jahre den ersten Tenor und übernahm die Aufgabe des Schriftführers. Ehrenmitglied ist er beim Musikverein und beim Verschönerungsverein.

20 Jahre lang, bis 1988, führte der ehemalige Gründungsvorsitzende und heutige Ehrenvorsitzende Johannes Wollensak den Harmonikaverein, dem er immer noch sehr verbunden ist. Sein Sohn Artur trat in seine Fußstapfen und ist seit 27 Jahren Vorsitzender und Bezirksvorsitzender des Deutschen Harmonikaverbandes. Mehr als zehn Jahre stand er als Laienschauspieler für den Kirchenchor und Liederkranz auf der Bühne. In den 1940/1950er Jahren war Salzstetten als Theater-Hochburg unter anderem unter Schulleiter Leopold Alber bekannt. Unvergessen sind die Stücke "Der Vogt von Mühlstein", "Rosa von Tannenburg" und "Ben Hur".

Als Leiter der Milchzentrale Salzstetten, die im heutigen Vereinsraum des Liederkranzes im Gemeindehaus untergebracht war, standen 120 Milchlieferanten in seiner Kartei. Über die Bezirksmilchverwertung wurden dank eines Kühlschrankes, den es vor Jahrzehnten schon gab, auch Butter und Käse und der spezielle Erntekäse in Salzstetten vertrieben. Dazu erzählte der heutige Jubilar eine kleine Episode: An einem 1. Mai-Feiertag musste er erst Fensterläden und allerlei Material aus Maischerzen aus dem Weg räumen, um die Milchzentrale wieder betreten zu können. Viele Landwirte wunderten sich, ihre vermissten Sachen in der Milchzentrale wieder zu finden. Seit über 50 Jahren ist er Mitglied der Volksbank.

Mit fünf Geschwistern ist der Jubilar als Zweitältester der Eltern Karl Wollensak, Schreiner, und Maria, geborene Dettling, in Salzstetten aufgewachsen. Während seiner Volksschulzeit hatte er Oberlehrer Anton Plappert viel zu verdanken. Von 1940 bis 1943 besuchte er die Kaufmännische Berufsschule in Horb und erlernte der Beruf des Kaufmanns in der Neckarstadt bei Eisen- und Haushaltwaren Albert Teufel, Inhaber Franz Thoma. 1943 wurde er zur Wehrmacht einberufen. Nach Krieg und Gefangenschaft übernahm er die Milchsammelstelle samt Rahmstation der Milchverwertungsgenossenschaft Salzstetten und ab 1952 auch den Posten des Rechners und Buchhalters. 1955 heiratete er Elisabeth, geborene Wehle. Erst im Mai dieses Jahres konnte das Jubelpaar seine Diamantene Hochzeit (60 Jahre) feiern, zu dem Bischof Gebhard Fürst und Ministerpräsident Winfried Kretschmann Glückwünsche übermittelten. 1956 wurde Sohn Artur Anton geboren. Neben seiner gewissenhaften Arbeit in der Milchzentrale arbeitete er 25 Jahre als selbständiger Landwirt. Ab 1971 war er als Verkäufer bei Möbel-Böhm beschäftigt. Heute noch versorgen sich der 90-jährige und seine 85-jährige Ehefrau Lisbeth selbst mit Obst und Gemüse aus dem eigenen Garten. Jahrzehnte lang hatten sie auch eigene Hühner und Eier. 70 Jahre nach Kriegsende kommen bei ihm wieder viele Erinnerungen hoch, so aus der Zeit in russischer Gefangenschaft von April 1945 bis Februar 1946. Was sagt ein Jubilar, der den enormen Wandel der Zeit in neun Jahrzehnten erlebt hat: "Heute ist maschinell alles machbar, was man früher von Hand machen musste."