Die Rektorin des Bildungshauses Salzstetten sagt Ade. Irene Kübler bestätigte auch in ihrer letzten offiziellen Ansprache ihre Liebe zum Beruf. Fotos: Wagner Foto: Schwarzwälder-Bote

Bildung: Salzstettens Grundschulleiterin Irene Kübler verabschiedet sich mit offizieller Feier in den Ruhestand

Von Eberhard Wagner und Ingrid Letzgus

Im kleinen, aber sehr würdigen Rahmen wurde am Samstag Salzstettens Grundschulleiterin Irene Kübler in den Ruhestand verabschiedet.

Waldachtal-Salzstetten. Bescheiden und ohne großen Wirbel sollte der Abschied sein. So hatte sich Salzstettens Grundschulleiterin Irene Kübler es gewünscht. Dennoch hatten es sich Rastatts stellvertretender Schul-Amtsleiter Wolfgang Held, Schulrat Karl Henne, Waldachtals Bürgermeisterin Annick Grassi und Salzstettens Ortsvorsteher Wolfgang Fahrner nicht nehmen lassen, diesem Ereignis beizuwohnen. Ebenfalls ihre Achtung erwiesen die Kollegen der Grundschule, die Erzieherinnen des Kindergartens, der Elternbeirat sowie die Vorsitzende des Fördervereines des Bildungshauses Kathrin Zink-Jakobeit. Besonders erfreulich war für Kübler die vollständige Anwesenheit ihrer Familie. Neben Ehemann Kurt Kübler und den drei Kindern mit Partnerinnen war sogar ihre 87-jährige Mutter sowie weitere Verwandte angereist, um ihre Verabschiedung mitzuerleben.

Bevor Wolfgang Held seine Laudatio an die scheidende Rektorin richtete, beglückwünschte er sie zu vielen Jahren Tätigkeit als Lehrerin und Schulleiterin und zum "erreichten Klassenziel": dem nun anstehenden Ruhestand. In Schulkreisen, so der stellvertretende Amtsleiter, werde dies auch als "die ewigen Sommerferien" bezeichnet. "40 Jahre, das sind etwa 32 000 Stunden Unterricht und noch mal die gleiche Zeit an Vor- und Nachbereitung", konstatierte Held. Der stellvertretende Amtsleiter drehte dabei an der Uhr Richtung Vergangenheit. Neben der Würdigung der beruflichen Laufbahn ging er auch auf die private Seite Küblers ein und freute sich, dass sie nach ihrer Verleihung als Beamtin auf Lebenszeit im Jahr 1981 dem Schwabenländle nicht den Rücken gekehrt hat, um ins Badische zurückzukehren. "Sie lernte glücklicherweise einen Einheimischen kennen und lieben und blieb so der Region erhalten."

Zitat von Salvador Dali

In Anlehnung an ein Zitat von Salvador Dali "Abschied ist die Geburt der Erinnerung" fragte Held, woran sich die Schulgemeinde Salzstetten erinnern wird. Die Antwort gab er selbst: "An eine Grundschule mit bewegungserzieherischem Schwerpunkt. An eine Schule, die zahlreiche Preise im Tischtennis bei Jugend trainiert für Olympia gewonnen hat und an die Kooperationen mit den örtlichen Vereinen. Hinter all dem stand als Ideengeberin, aber auch als selbst mit zupackende Schulleiterin, Irene Kübler."

Bürgermeisterin Grassi nutzte in ihrer Rede die Gelegenheit, der Schulleiterin "Für alles Geleistete zu danken". Auch sie freute sich, dass Kübler der Gemeinde Waldachtal immer treu geblieben ist: Zunächst war Kübler als Lehrerin in Tumlingen und Salzstetten tätig. Seit 2002 leitete sie als Rektorin die Grundschule Salzstetten. Grassi würdigte die Leistungen Küblers in den vergangenen 40 Jahren, die geprägt waren von immer wieder neuen Bildungsplänen, Neuerungen im Schulwesen und die Einführung des Bildungshauses. "Doch über all dem standen die Kinder immer an erster Stelle. Sie haben mit Erfolg und Enthusiasmus 40 Jahre Kindern den Grundstein ins Leben gelegt", stellte Grassi fest.

Die Vorsitzende des Fördervereins des Bildungshauses, Kathrin Zink-Jakobeit, bedankte sich im Namen aller Mitglieder für die wertschöpfende Zusammenarbeit und hob Küblers ehrenamtliches und unermüdliches Engagement für das Bildungshaus Salzstetten hervor. Um der Rektorin die verbleibenden 28 Arbeitstage bis zu den Sommerferien zu versüßen, überreichte sie Kübler eine Tasche mit 28 Briefumschlägen, die von nun an als eine Art Adventskalender die verbleibenden Tage darstellen sollen.

Elternbeirat und Schatzmeister des Fördervereins, Senat Sahiti, blickte ebenfalls voller Dankbarkeit an die gute Zusammenarbeit mit der Rektorin zurück. Er ließ aber an seiner Stelle im Anschluss drei Schüler in einem Gedicht ausdrücken, was wohl alle Anwesenden in diesem Moment empfanden: "Wir lassen Sie ganz ungern gehen."

Zu ihren größten Erfolgen gehört zweifelsfrei auch die Einführung des Bildungshauses, das sie gemeinsam bis heute mit der Kindergartenleiterin Doris Wössner am Leben hielt. Ganze fünf Bildungshäuser gibt es noch in Baden-Württemberg – zwei davon im Landkreis Freudenstadt (Salzstetten und Empfingen).

Sichtlich bewegt ob der vielen lobenden Worte übernahm dann die scheidende Rektorin das Wort. Sie hatte ihre Rede sorgsam in Kapitel unterteilt, in denen sie sich im Einzelnen herzlich bei den Vertretern des Schulamtes Rastatt, ihren Kollegen, dem Bildungshaus, den Mitarbeitern im Haus, ihrer Familie, dem Schulträger (Gemeinde Waldachtal), den Eltern, Schülern, der Grundschule Salzstetten und dem Förderverein im Einzelnen dankte.

Erinnerung an 2002

Sie erinnerte sich auch an die Zeit ihrer Amtseinsetzung als Rektorin im Jahre 2002 zurück, als sie von dem damaligen Schul-Amtsleiter eingesetzt wurde, bevor dieser selbst in den Ruhestand ging. Das Geschenk, das sie von ihrem Chef damals beim Amtsantritt bekam, stelle Kübler vor: Einen Teddybären, der mit einer Gitarre, einem Schulranzen und einem Geduldsfaden ausgestattet war. "Die Gitarre kam in den letzten 14 Jahren sehr oft zum Einsatz und wie Sie sehen, ist auch die Tasche noch da: ich benötige sie sehr dringend für die Arbeit der letzten Schulwochen und für meine vielen Utensilien. Den Original-Geduldsfaden musste ich ersetzen – er war zu schwach ausgelegt", erklärte Kübler mit Humor. Auch die oft an sie gestellten Fragen bezüglich ihrer eigenen Zukunft in der bevorstehenden Pension, legte Kübler offen. "Ich werde Spießer und mache das, was zu kurz kam: Haus, Hof, Gartenarbeit, gute Hausfrau. Ich besuche mit meiner neuen Bahncard regelmäßig meine Kinder und nehme meinem Mann mehr Arbeit zu Hause ab anstatt Arbeit zu machen. Ich werde meine Mutter unterstützen, mich ehrenamtlich betätigen und komme auch gerne zur Vertretung in die Grundschule. In diesem Fall werde ich mich sogar selber abrechnen – ich weiß ja, wo die Formulare sind. Und all dies bei hoffentlich guter Gesundheit."

Dieser bewegenden und eindrucksvollen Rede folgte ein nicht enden wollender Applaus mit stehenden Ovationen, der die Anerkennung und Würdigung seitens aller Anwesenden zum Ausdruck brachte.

Keine Frage: Kübler war als Rektorin beliebt bei Eltern wie Kollegen und übte besonders sorgfältig den Kontakt mit dem Schulamt in Rastatt und der Gemeinde Waldachtal. Wenn es um die Bildung der Kinder ging, konnte die Rektorin auch mal streng werden (so wurde es ihr in einem ehemaligen Schülerzeugnis einmal bestätigt). Einige versteckte Tränen von Anwesenden flossen auch. Aber schöner kann der Satz "Wir lassen sie nur ungern gehen" nicht gesagt werden.

(ew) Irene Kübler wurde im Jahr 1954 in Karlsdorf geboren. Sie besuchte dort auch die Grundschule und wechselte danach an das Gymnasium in Bruchsal, wo sie im Jahr 1973 das Abitur ablegte. Im Anschluss folgte von 1973 bis 1976 das Studium des Lehramts an der Pädagogischen Hochschule in Karlsruhe. Die Fächer Hauswirtschaft/Textiles Werken, Leibeserziehung und Pädagogische Psychologie als ergänzende Studienfächer waren ihre gewählten Bereiche. 1976 absolvierte sie die erste Dienstprüfung für das Lehramt an Grund- und Hauptschulen und bekam im Alter von 22 Jahren als erste Diensstelle die Grund- und Hauptschule Waldachtal zugewiesen. Die zweite Dienstprüfung für das Lehramt an Grund- und Hauptschulen legte Kübler 1978 ab. 1981 wurde ihr die Eigenschaft einer Beamtin auf Lebenszeit verliehen. 2001 bewarb sich Kübler als Schulleiterin der Grundschule in Salzstetten. Dieses Amt trat sie kurz vor Weihnachten im Jahr 2002 an.