Die Fotomontage des Salzstetter Designers Artur Steimle verdeutlicht die gigantischen Dimensionen der geplanten Windräder mit einer Höhe von über 200 Meter. Foto: Fotomontage: Steimle

Befürchtung: Artenschutz kollidiert mit Energiewende. Gutachten soll Auswirkungen der Windkraft auf Greifvögel klären.

Waldachtal-Salzstetten - In Waldachtal brüten Rotmilane – ein Grund, warum der Naturschutzbund Nabu die geplanten Windenergie-Anlagen höchst skeptisch sieht. Ein Expertengutachten soll nun die Auswirkungen des Projekts auf den Bestand der Greifvögel untersuchen.

"Wir sind ja keine Windkraft-Gegner", verdeutlichte Stefan Greza bei der jüngsten Hauptversammlung des Nabu Waldachtal. Dennoch macht sich die Ortsgruppe stark für den Schutz der Tier- und Pflanzenwelt. Denn: Ohne Naturschutz keine Energiewende. Der Nabu-Bundesverband proklamiert: Der Ausbau der erneuerbaren Energien soll im Einklang mit den Zielen des Naturschutzes stehen.

"Wir sind Brutgebiet für den Roten Milan", so Vize-Vorsitzender Ferdinand Schorpp. "Man soll Standorte so suchen, dass es möglichst wenig Vögel-Opfer gibt." Schorpp weiter: "Gut. Energie brauchen wir auch."

Das laufende Vogelwelt-Gutachten werde sehr kostenintensiv, die dafür notwendigen Untersuchungen seien extrem aufwendig, erklärte der Nabu-Chef.

Vorkommen der schützenswerten Vögel gibt es laut Bestands-Kartierung im Gebiet Hagebuch bei Tumlingen/Salzstetten (höchste Kategorie) und im Altheimer Heiligenwald im Naturschutzgebiet Salzstetter Horn (zweite Kategorie). "Dort sind Horste belegt. Es gibt so viele Brutpaare dieses Jahr. Das ist der Hammer", hob Greza hervor.

Die Überflüge der Vögel, erklärte der Nabu-Vorsitzende, würden im August erfasst. Die Arbeit am Gutachten sei arbeits- und kostenintensiv. Es würden richtiggehende Bewegungsprofile erstellt. Sei das Gutachten fertig, werde es der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt.

Greza stellte den in Baden-Württemberg geltenden Mindestabstand von 700 Metern von Windkrafträdern zu Wohngebieten in Frage. Allein die Flügel der Windräder verursachten durch eine Geschwindigkeit von 300 Kilometern pro Stunde Schlag und Sog. "Es gibt Bilder von durch Flügel zerhäckselten Milanen."

IG sieht geplanten Standort kritisch

Bekanntlich plant die Gemeinde Waldachtal einen Windpark in Salzstetten mit etwa vier Windrädern. Gesamthöhe: mindestens 200 Meter. Gegen dieses Vorhaben hat sich die Interessengemeinschaft (IG) gegen Windenergieanlagen in Salzstetten formiert. Hauptsächlich geht es um erhebliche gesundheitliche Bedenken wegen des Standorts. Der liegt aus Sicht der Interessengemeinschaft zu nah an der mit 1780 Einwohner größten Ortschaft von Waldachtal.

Eine wichtige Rolle spielt aber auch der Schutz der Rotmilane. Die IG: Das Planungsgebiet liegt zu großen Teilen im Landschaftsschutzgebiet Salzstetter Horn und grenzt in unmittelbarer Nachbarschaft an das gleichnamige Naturschutzgebiet. Das Gebiet sei deshalb besonders sensibel, bedrohte Tierarten wie der Rotmilan müssten unbedingt geschützt werden.

Eberhard Armbruster, Sprecher der Interessengemeinschaft, erhofft sich von dem Gutachten eine klare Aussage, ob Windkraftanlagen im Landschaftsschutz-, beziehungsweise Naturschutzgebiet überhaupt zulässig sind.

Armbruster: "Bei der Bürgerversammlung 2016 in Salzstetten haben wir darüber informiert, dass wir beim Nabu zwei Artenschutz-Gutachten für Hagenbuch in Tumlingen und Altheimer Heiligenwald/Horber Spitalwald in Salzstetten in Auftrag gegeben haben.

Finanziert werden die Gutachten durch Bürgerinnen und Bürger aus Waldachtal und Neu-Nuifra, die der Interessengemeinschaft angehören. Der Nabu ist eine neutrale Instanz. Wir sind dem Naturschutzbund dafür dankbar."