Auftritt: Liedpoet vom Hohenstaufen ist Freund und Fan des Salzstetter Schlössle / Intimer Konzertabend im historischen Ambiente

Seine schwäbischen und lyrischen Lieder und Geschichten spickte Harald Immig effektvoll mit aus dem Leben gegriffenen Episoden sowie mit geistigem Zündstoff. Mal feinsinnig, mal ländlich derb: Intuitiv traf der Liedpoet die schwäbischen Seelen seiner Zuhörer.

Waldachtal-Salzstetten. "Ich bin ein freier Mann und sing. Mein ganzer Reichtum ist mein Lied." Im Stil eines mittelalterlichen Staufer Minnesängers nahm er historische Anleihen. Harald Immig scheint geradezu prädestiniert, glaubhaft in die Welt von Burgen und Schlössern einzutauchen. Er schöpfte aus einem breiten Repertoire und über 40-jähriger Bühnenerfahrung und brachte mit interagierender Raffinesse das Publikum im ältesten Gebäude der Gemeinde Waldachtal zum Lachen.

Vorsitzender Eberhard Armbruster hieß den Künstler "als Freund und Fan des Salzstetter Schlössle" willkommen. Nach mehreren Gastspielen kennt man sich. Seine schwäbischen Eigenkompositionen begeistern auch im Schlehen- und Heckengäu zwischen Neckar und Schwarzwald, so auch die Edelfans Stefan und Gaby Greza, die von seinen Auftritten auf der Burg Hohen Neuffen und Tafeln wie im Mittelalter schwärmen.

Sein Kommen sei für ihn wie Heimkommen zu einem Freund, wie zu dem verstorbenen Schlössle-Schreiber Rul Jetter, bestätigte Harald Immig seine Verbundenheit. Jetters Frau Ingrid stammt auch aus der Region Göppingen, und sie pflegten eine enge Beziehung zu dem Sänger und Maler.

Kolpingmitglieder unter den Konzertbesuchern im Schlössle erinnerten sich an den ersten Auftritt von Harald Immig in Salzstetten, als er in den 80er-Jahren auf Einladung der Kolpingsfamilie konzertierte. Im vergangenen Jahr gastierte er bei der Feier zum 65. Geburtstag des Unternehmers Klaus Fischer.

Seine Sangeskollegin Ute Wolf entschuldigte er mit seiner Art von Humor: "Sie ist zum zweiten Mal krank, aber nicht wegen der Vogelgrippe." Er trat in einen Dialog mit den Konzertbesuchern im Schlössle: "Einige von euch hocken am selben Stammplatz, mit dem gleichen Hemd, nur mit einer anderen Frau." Immig freute sich vor allem über das jüngere Publikum, das er mit seiner handgemachten Musik entzückte.

Die "Pizza mit Buckel" ist sein Lieblingsessen

In intimer Atmosphäre des historischen Gemäuers von 1514 erzählte Harald Immig, Jahrgang 1949, in seinen emotionsgeladenen Balladen von Land und Leuten und subtilen Gegebenheiten. Dabei drückte der Sänger vom Hohenstaufen bewusst auf die Tempo-Bremse, um für Stunden der hektischen Zeit entfliehen zu können. Ein Häusle in Jamaika zu haben, wäre eine Alternative zum winterlichen Frieren hier, besang er Träume vom Leben in wärmeren Gefilden.

Ausgestattet mit einer präsenten Aura und verwurzelt in der schwäbischen Heimat ließ er seine Gedanken um das schwäbische Nationalgetränk, den Most, und um Dampfnudeln kreisen: Die "Pizza mit Buckel" ist sein Lieblingsessen. Er outete sich als "bester Vesperholer" in seiner Lehrzeit als Buchdrucker und bekannte sich zu seiner Vorliebe für die schwäbischen Brezeln, die es im Schlössle gebe.

Kultstatus erlangt hat sein Spottlied über Erkenbrechtsweiler, wo es keine Langweiler gibt und der Weihnachtsmarkt nur zwei Stände hat. Wo es im Juli noch schneit wie in Pfalzgrafenweiler, wo 10 000 Kelten in einer Augustnacht erfroren sind. Das ist der Ort, wo sie vergessen haben, die Sommerzeit umzustellen.

Er entlarvte in seinen Liedern die Scheinhelligkeit in der Gesellschaft und ließ den Schelm in ihm aufblitzen. Der Barde würzte seine Beiträge mit Lokalkolorit. Nicht fehlen durfte so das Lied von der Nachtkrabb, die von Altheim nach Salzstetten kommt. Bekanntlich gelten die Altheimer als Krabben. Als Zugabe spielte er "zwei halbe Stücke" – auf Wunsch des Fördervereins-Vorsitzenden Eberhard Armbruster auch das skurrile Loblied auf den Obst- und Gartenbauverein, in dem er seinen Zeitgenossen den Spiegel vor Augen hält. Sein Hohenstaufen-Glühen erhellte das verdunkelte Bewusstsein.

Mit dem gemeinsam gesungenen Lied für die Ewigkeit "Kein schöner Land in dieser Zeit" wurde ein sinnlicher Konzertabend beschlossen, der vom Alltag entschleunigte. Unter enthusiastischem Applaus entließ der Spielmann seine Fans "aus der Dunkelheit in die Kuhnacht draußen", wie er es als Ur-Schwabe formulierte.

Übrigens: Harald Immig will nach eigenen Angaben noch so lange auf Burgen und Schlössern singen, bis er eines Tages eine oder eines geschenkt bekommt.