Natur: Nabu zeichnet schwalbenfreundliche Häuser aus / Pfützen und Lehm sind wichtig

Waldachtal. Etliche Bürger aus Waldachtal setzen sich dafür ein, dass Schwalben Lebensräume finden, und machen Haus und Hof schwalbenfreundlich. Bei ihnen sind Schwalben willkommen und kreisen schwungvoll und grazil umher.

Die Naturschutzmacher vom NABU Waldachtal haben sich auf den Weg gemacht und die Menschen besucht, die sich vorher bei ihnen um die Auszeichnung mit einer schmucken Plakette samt Urkunde beworben haben.

Eine schöne Geschichte zu ihren Schwalben hatte Ruth Kugler aus Tumlingen an den NABU geschrieben. Man merkt ihr und ihrem Mann Roland an, dass sie nicht nur Naturfreunde sind, sondern sich auch aktiv für Vögel einsetzen. Bei ihnen versuchten im Frühjahr die Mehlschwalben an der Schindelfassade Halt zu finden, um ein Nest zu bauen. Die nicht erfolgreichen Bemühungen fielen den Kuglers auf. Schnell wurden Kunstnester organisiert und hoch am Giebel angebracht. Große Freude: Unverzüglich zogen die Schwalbenpaare ein und zogen ihre Jungen auf.

In Salzstetten zeichnete Gaby Greza Herbert Kneißler aus. Am ehemals elterlichen Wohnhaus hängen vier Schwalben-Doppelnester und etliche Jungvögel wurden noch gefüttert. Auch hier war eine besondere Verbindung zu den tierischen Mitbewohnern zu spüren. Herbert Kneißler ist davon überzeugt, dass die Schwalben Glücksbringer sind.

Die Tochter von Rosemarie Vetter hat den NABU auf die Schwalbenkolonie in ihrem elterlichen Anwesen in Vesperweiler aufmerksam gemacht. Die Familie Vetter lebt dort schon seit Generationen mit einer großen Anzahl von Schwalben. Sie haben für die Familie eine sehr große Bedeutung. Nicht umsonst hat der vor einigen Jahren verstorbene Senior – Landwirt, Schreiner und Bestatter – viele selbst gefertigte Kunstnester an seinem Wohnhaus angebracht. 29 Stück bieten für eine große Anzahl von Mehlschwalben die Möglichkeit, hier, mitten im Dorf und neben der noch bestehenden Viehhaltung, die Jungen aufzuziehen und dafür auch genug Nahrung zu finden. Material für eigene Lehmnester ist vorhanden, und die verwandten Rauchschwalben bekommen Platz im Stall für die derzeit drei Nester. Im Sommer füllen unzählige fliegende Schwalben und ihr Gezwitscher den Platz vor dem Anwesen und der eine oder andere vorbei kommende Kur- und Feriengast ist bezaubert von diesem Schauspiel.

Rosemarie Vetter hat stellvertretend für die Familie die Auszeichnung und die Plakette entgegengenommen. Für die Besucher des Cresbacher Friedhofs ist die besondere Beziehung auf dem Grabstein von Vetter senior zu erkennen: Drei Schwalben im Flug ließ seine Witwe darauf anbringen.

Bei ihrer Liebe zu den Schwalben sind sich Sieglinde McKelvey und ihr Vermieter Hans Schwab aus Cresbach vollkommen einig. Sie freuen sich an dem emsigen Treiben vor dem Haus in der Brunnenstraße, das die vielen angesiedelten Schwalben im Sommer ausüben. 18 künstliche Nisthilfen und ein von den Schwalben selbst dazwischen gebautes Lehmnest zieren die Straßenfassade. Sieglinde McKelvey lässt sich jeden Morgen von Gezwitscher vor ihrem Schlafzimmerfenster wecken. Sie und Hans Schwab halten genau fest, wann die Schwalben eintreffen, wie oft sie brüten und wann die Zeit des Abschieds gekommen ist.

Auch Vittore Vezzuso, ein Salzstetter mit süditalienischen Wurzeln, kam auf Empfehlung eines Freundes zur Auszeichnung für sein "schwalbenfreundliches Haus". Dieses liegt direkt an der Horber Straße und wurde von ihm in vielen Jahren mit Geschick und Liebe fürs Detail wunderschön ausgebaut. Er ist stolz und glücklich, mit zehn selbst angebrachten Kunstnestern den Mehlschwalben ein sommerliches Zuhause für das Brutgeschäft geben zu können. Seine Beziehung zu diesen Vögeln ist sehr innig, und daher ist es kein Zufall, wenn sich diese auch drinnen in der gemütlichen Stube in Form von selbst gefertigten Mosaiken wiederfinden.

Die Bewerbung von Wilhelm Schneider führte Nabu-Chef Stefan Greza nach Tumlingen. Auch hier finden die Mehlschwalben am früheren elterlichen Wohnhaus in der Allmendgasse zwölf Angebote, in bereits fertige Wohnungen einzuziehen. Davon haben die Vögel kräftig Gebrauch gemacht. Noch gegen Ende September zwitscherten hier die Schwalben. Um Schneiders Wohnhaus in der Siedlung sind Nistkästen aller Art zu finden und die ganze Familie ist begeistert, wenn Meisen, Rotschwanz und Stare die Wohnangebote annehmen.

Schwalben finden immer seltener geeignete Nistmöglichkeiten, und auch das Nahrungsangebot wird knapp. Dass sich die Lebensbedingungen für die Sommerboten verschlechtern, hat mehrere Ursachen. In Städten und Gemeinden verschwinden Nester zum Beispiel durch Sanierungsmaßnahmen an Gebäuden, häufig werden sie auch bewusst beseitigt. Gleichzeitig wird unsere Landwirtschaft zunehmend intensiviert. Höfe und Betriebe unterliegen heute strengeren Hygieneanforderungen als früher. Moderne Viehställe und Scheunen sind deshalb oft verschlossen und bieten Schwalben daher keine Einflugmöglichkeiten mehr. Auch Feldwege, Einfahrten und Dorfplätze werden immer öfter zubetoniert, sodass Schwalben immer seltener Pfützen und damit weniger Lehm für ihren Nestbau finden. Zudem gibt es durch Monokulturen, den Rückgang der Weidewirtschaft und den Einsatz von Pestiziden immer weniger fliegende Insekten. Ausgerechnet sie bilden aber die Nahrungsgrundlage unserer Sommerboten.

"Die Schwalbenaktion des NABU Waldachtal ist noch nicht beendet.", erklärt Nabu-Vorsitzender Stefan Greza. "Auf meinem Schreibtisch liegen noch drei vorbereitete Auszeichnungen für Heinz-Otto Renz, Carl-Heinz Bohnet und Familie Grammel in Salzstetten, die noch übergeben werden und im nächsten Jahr können sich weitere Waldachtaler Schwalbenfreunde bewerben." Mitmacher sind erwünscht unter dem Motto: Waldachtal wird wieder Schwalben freundlicher!"