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Zentrale Verwaltung geplant. Anschlussverwendung für jetzige Gebäude der Gemeinde-Administration gesucht.

Waldachtal-Tumlingen - Bürgermeisterin Annick Grassi und ihr Gemeinderat planen mit dem Umbau des Treff 3000 in Lützenhardt eine Zentralisierung der Verwaltung. Doch was passiert dann mit den leer stehenden Gebäuden? Das war Thema im Tumlinger Rat.

Im Treff 3000 soll dann – sofern die Aufsichtsbehörde in Freudenstadt grünes Licht für das Projekt gibt – voraussichtlich Ende 2020 das zentrale Rathaus der Gemeinde Waldachtal seine Arbeit aufnehmen. Im Falle der Umsetzung des Projekts würden die derzeitigen Rathäuser in Lützenhardt und Tumlingen leer stehen. Daher schlägt die Gemeindeverwaltung den beiden Ortschafts-Gremien vor, die Gebäude zum Verkauf zu stellen.

Der Ortschaftsrat Lützenhardt stimmte dem Verkauf seines Rathauses bereits in der öffentlichen Sitzung des Ortschaftsrat Lützenhardt am vergangenen Montag zu.

Verkauf der Rathäuser soll plus von einer halben Million Euro bringen

Bürgermeisterin Annick Grassi verriet in der öffentlichen Sitzung des Ortschaftsrat Tumlingen am vergangenen Freitag, man habe für die beiden Gebäude bereits ein Verkehrswertgutachten erstellen lassen. Der Verkauf der Rathäuser würde dem Projekt "Zentralisierung" ein Plus von einer halben Million Euro einbringen. Die Gemeinde sei hierbei angehalten worden, die Rathäuser möglichst nicht unter dem Verkehrswert zu verkaufen. Ferner will die Gemeinde durch die frühzeitige Empfehlung vermeiden, dass die ausgedienten Gebäude nicht wie im Fall "Kinderhaus" unnötig lange leer stehen, erklärte Grassi. "Steht das Gebäude unter Denkmalschutz?", fragte Walter Martini aus den Reihen des Gremiums. Grassi bejahte die Frage und versicherte: "An der Außenansicht wird sich somit nicht viel verändern."

Martini haderte zunächst damit, einen Empfehlungsbeschluss auszusprechen. Das historische Gebäude habe eine besondere Wirkung und sei der Mittelpunkt in Tumlingen, stellte das Ratsmitglied fest. Die wenigen anwesenden Bürger schauten ein wenig besorgt in die Zukunft. Denn die Lärmbelästigungen vom angrenzenden Gemeindesaal könnten dem künftigen Besitzer ein Dorn im Auge sein. "Da ist der Ärger programmiert", argumentierte ein Anwohner.

Dabei richtete sich die Rüge nicht einmal gegen die wenigen Vereinsveranstaltungen, die zum größten Teil ruhig verlaufen. Die Gäste von privaten Hochzeiten seien es, die bereits am frühen Abend Unruhe auf der Straße stiften. Auch von Auseinandersetzungen der Gäste, die in der Vergangenheit zum Teil aggressiv eskalierten, war von Seiten der Anwohner die Rede. "Wirkt sich der Gemeindesaal nicht preis-mindernd auf das Objekt aus?", warf Martini ein.

Grassi konterte mit dem Argument, der Status "denkmalgeschütztes Gebäude" würde das Objekt aufwerten. Die anwesenden Bürger rangen derweil nach Lösungen, um ihr Rathaus behalten zu können. Angeblich soll auch die Filiale der Volksbank in Tumlingen verkauft werden. "Die Verhandlungen laufen derzeit", bestätigte Grassi.

Altes Rathaus bietet keine Barrierefreiheit

Die Gemeinde könne doch von ihrem Vorkaufsrecht Gebrauch machen und hätte somit weitere Räumlichkeiten für das Tumlinger Rathaus zur Verfügung, schlug ein Anwohner vor, welcher sich sogar bereit erklärte, eine Unterschriftenaktion zu starten. Mehrere Male wurden die Kriterien, die für den Bau eines neuen Rathauses notwendig sind, im Gemeinderat sowie in den Ortschaftsrats-Gremien erläutert. Die Bürgermeisterin nahm sich dennoch kurz die Zeit, die Kritiker aufzuklären. "Wir kriegen das Tumlinger Rathaus nicht barrierefrei", wurde Grassi letztlich in ihrer Stimme etwas deutlicher. Dies sei dem Denkmalschutz geschuldet.

Der nahegelegene Busbahnhof in Lützenhardt sowie die Vielzahl der bereits vorhandenen Parkplätze vor dem Treff 3000 machten den neuen Standort für ein neues Rathaus geradezu ideal. Als wichtigstes Argument nannte die Bürgermeisterin jedoch die anfallenden Kosten: Für den Ausbau des Treff 3000 könnten der Gemeinde nämlich finanzielle Mittel aus drei verschiedenen Förderprogrammen winken. "Die Chancen auf ein neues Rathaus standen noch nie so gut wie jetzt", war sich Grassi sicher. Dies war ebenfalls dem Ortschaftsrat Tumlingen bewusst, weshalb das Gremium seine einstimmige Empfehlung zum Verkauf des Rathauses abgab.