Hexenprozess zu Salo: In düsterem Licht wurden die jungen Frauen öffentlicher ihrer Vergehen angeprangert (oben). Die Rückkehr der Hexen wurden von den Akteuren eindrucksvoll in Szene gesetzt (unten links). "Spüllomba"-Thomas Fischer (unten rechts) beim "Ranzenanstich": Schon bald danach floss der Schnaps in Strömen aus des Ortsvorstehers Wanst. Fotos: Wagner Foto: Schwarzwälder-Bote

Alter Brauch anlässlich der Amtsenthebung wiederbelebt: Fahrner erhält Anstich mit Holzhammer / Hexenprozess mit Gänsehautcharakter

Von Eberhard Wagner

Waldachtal-Salzstetten. "Die Nachricht ist schon durch Salzstetten gekrochen, dass der Ortvorsteher heute wird angestochen", kündigte Rathauschef Wolfgang Fahrner am Freitag auf dem Marktplatz seine Amtsenthebung durch die Narrenzunft Salzstetten an.

Wie in jedem Jahr waren auch an diesem Abend zahlreiche Schaulustige gekommen, um der jährlichen Zeremonie, freilich etwas früher als am Schmotzigen, beizuwohnen. Ober-Spüllomba Thomas Fischer konstatierte in seinen närrischen Zeilen an das feixende Volk: "Für den Ortsvorsteherstuhl, da reicht heut die Sonderschul’."

Fischer grub mit seinen Narren, den Rathauschef anlässlich der Amtsenthebung anzustechen, eine alte Tradition aus. Von diesem Brauch wussten nur noch wenige Leute in Salzstetten. Die alte Löwenwirtin, so wird erzählt, war eine dieser Wissenden und gab die Geschichte weiter. Es dauerte zwar noch ein Weilchen, doch nun lebt eine weitere Tradition der "Spüllomba-Fasnet" wieder auf: "Wer im Ort hat viel verbrochen, der wird an Fasnet angestochen", kündigte Fischer deshalb sein Vorhaben den erwartungsfrohen Bürger an. Mit einem Holzhammer, ganz wie auf der Wiesn, trieb Fischer den Hahn durch das "Knopfloch" des Amtsträgers.

Zuvor jedoch musste der geplagte Amtsträger noch seinen Rathausschlüssel aushändigen, damit die Narren seinen Sitzungssaal zum Zunftmeisterempfang "entweihen" konnten. "Und ist der Wanst erst angestochen, darf jeder auf ein Gläschen hoffen." Fahrner nutzte es nichts, dass er mit einem "FDS"-Schild um den Hals erschienen war. Dies war jedoch kein Fingerzeig auf die Tatsache, dass er bald Hauptamtsleiter der Kreisstadt ist: Eher "Freies Deutsches Salzstetten" könnte dies geheißen haben – und viele der Besucher fühlten auch so.

Der Zapfhahn "saß" bald bombenfest im Spundloch des kleinen "Fässchens", das Fahrner als "Ranzen" unter seinem Kittel trug. Sogleich machte er sich auf, die durstigen Kehlen auf dem Marktplatz zu füllen – in seiner ersten Station durften die Ortschäftsräte ihren Amtsenthebungstrunk in Empfang nehmen. Der Brauch des Anstechens wird jetzt fortgeführt, wie Thomas Fischer verriet.

Ebenfalls Tradition ist der "Hexenprozess zu Salo", der unter schaurigen Lichteffekten und brennenden Feuern Gänsehautcharakter hat. Angeklagt darin sind junge Frauen aus der Ortschaft, die unter strenger Bewachung und in aller Öffentlichkeit ihrer Vergehen (Pakt mit dem Teufel und Hexerei) angeklagt sind und ohne Gnade nach einem unfairen Prozess den prasselnden Feuern übergeben werden. Doch oh weh – in ihren letzten Worten verfluchen sie Ort und Beteiligte. Und dann kehren sie zurück; jede einzelne von ihnen mit Rachegedanken erfüllt und treiben ihr Unwesen im Dorf.

Das Schauspiel der Narrenzunft von der Anklageverlesung bis hin zur Rückkehr der Hexen war derart gekonnt in Szene gesetzt, dass manchen Betrachtern Schauer über den Rücken liefen. Lichteffekte und Utensilien aus der Pyrotechnik rundeten das Narrentreiben perfekt ab.