Zwei Franziskanerinnen halten noch die Stellung im Apostolatsort Heiligenbronn Waldachtal: Schwester Reinholda (links) und Schwester Irmentrudis. Foto: Maier Foto: Schwarzwälder-Bote

Religion: Vor 125 Jahren kamen Schwestern nach Heiligenbronn / Jubiläumsfeier ist am 23. Juni

Von Walter Maier

Heiligenbronn in der Gemeinde Waldachtal steht ein großer Festtag ins Haus: Am Donnerstag, 23. Juni, feiern die Franziskanerinnen das 125-jährige Jubiläum der Schwesternschaft.

Waldachtal-Heiligenbronn. Das Kloster St. Antonius und das Kinderheim haben Geschichte geschrieben. Als katholischer Wallfahrtsort ist Heiligenbronn weit über die Region hinaus bekannt.

Um 9 Uhr am Donnerstag, 23. Juni, feiert Pfarrer Anton Romer ein Wallfahrts-Hochamt in der Wallfahrtskirche. Nach dem Gedenkgottesdienst führt eine Prozession zum Friedhof Heiligenbronn, wo eine Station zum Totengedenken für die verstorbenen Schwestern und Pfarrer gehalten wird. Anschließend wird zu einem Stehempfang vor der Kirche eingeladen. Vom Mutterhaus der Stiftung Sankt Franziskus Heiligenbronn/Schramberg wird eine Delegation von acht Schwestern um Generaloberin Sr. M. Agnes Löber zum Jubiläum erwartet.

Der Apostolatsort am "Heiligen Bronnen" hat seinen Ursprung im Schindelhaus bei der Kirche, das früher als Gästehaus diente und eine Pilgergaststätte beherbergte. Schwester Reinholda erzählt: "Hirten und Fronarbeiter, die dort übernachteten, haben die Kunde mit heilendem Wasser für Leib und Seele als Erste verbreitet."

Geburtsstunde 1891

Erstmals urkundlich erwähnt wird der "Heilige Bronnen" 1357 in den Bebenhauser Lagerbüchern. Die Geburtsstunde der Schwesternschaft in Heiligenbronn bei Salzstetten schlug am 24. Juni 1891, als fünf Franziskanerinnen mit dem Pferdewagen die 40 Kilometer vom Mutterhaus Heiligenbronn/Schramberg hergefahren kamen. Schwester Irmentrudis: "Sie waren damals bettelarm, mussten mit dem Leiterwägele und den Kindern in den umliegenden Ortschaften sogar betteln." Die eigene Landwirtschaft mit Gemüseanbau, eigener Milch und Bäckerei hätten nicht ausgereicht, um als Selbstversorger über die Runden zu kommen.

Maßgeblich an der Aufwärtsentwicklung beteiligt war Pfarrer Alfons Knoblauch (1853 bis 1929) und auch Bernhard Diekmann, von 1886 bis 1895 Pfarrer in Salzstetten. Dem Geistlichen Knoblauch missfiel es, dass nur die Frauen in die Kirche gingen und die Männer derweil in der Wirtschaft einkehrten. Pfarrer Knoblauch kaufte dann die Pilgerstätte und gründete ein Kleinkinder-Asyl mit anfänglich 30 Waisenkindern. Im Jahr 1903 ist deren Zahl auf 172 Pfleglinge gewachsen. Rund 30 Franziskanerinnen betreuten die Kinder, das Kloster und arbeiteten in der Landwirtschaft. Die Zahl der Schwestern wuchs auf 50 an. Knoblauch ließ sich nach Lützenhardt versetzen und baute dort 1905 die Herz-Jesu-Kirche. Dank der Spende eines Stuttgarter Getränkehändlers über 100 000 Reichsmark konnte schon 1897/98 das große St. Antonius-Kloster in Heiligenbronn gebaut worden, das sich heute nicht mehr im Besitz der Stiftung St. Franziskus befindet. Auch eine private Schule konnte eröffnet werden. Reinholda: "Die Schwestern haben sehr viel geleistet hier." Irmentrudis: "Unsere Franziskanerinnen haben sehr viel arbeiten müssen." 1973 wurde mit dem Bau von vier Gruppenhäusern ein Kinder- und Jugendhaus verwirklicht. Aus- und Übersiedler aus Russland sowie Flüchtlinge aus dem ehemaligen Jugoslawien – es waren zeitweise bis zu 120 Asylbewerber – fanden in Heiligenbronn in den 1990er-Jahren Aufnahme.

Zwei Verbliebene

Das Gesicht des Franziskaner-Apostolatsorts im Kreis Freudenstadt sind im 21. Jahrhundert noch zwei verbliebene Schwestern, die im Mutterhaus früher in leitender Stellung tätig gewesen sind: Der Gnadenort lebt seit vielen Jahren vom Spirit der Schwestern Irmentrudis und Reinholda. Sie pflegen die Kirche, die Gottesdienste und den Kräutergarten und wirken bis in die umliegenden Kirchengemeinden hinein. Sie gelten als die "Hüterinnen der Wallfahrt". Im Mittelpunkt ihrer seelsorgerlichen Aufgaben stehen Gespräche mit Menschen, die nach Heiligenbronn pilgern, um eine Gesundung an Leib und Seele zu erlangen. Schwester Irmentrudis (80) ist seit 56 Jahren Franziskanerin. Bevor sie im Jahr 2000 nach Heiligenbronn kam, leitete sie als Direktorin die Gehörlosenschule im Mutterhaus. Schwester Reinholda (78) ist seit 57 Jahren Ordensfrau. Bevor sie 1990 hierher kam, leitete sie das Internat der Blindenschule im Mutterhaus. Im Mutterhaus Schramberg wirken heute noch 41 Schwestern. "Als ich 1959 eingetreten bin, waren es noch 314 Schwestern", blickt Irmentrudis auf die goldenen Jahre zurück.