Friedrich Wein hält Vortrag über Luftverteidigung in Waldachtal / "Flakhalle" auf dem Salzstetter Horn

Von Eberhard Wagner

Waldachtal-Salzstetten. Friedrich Wein, Ingenieur für Brand- und Denkmalschutz, hat in Salzstetten einen Vortrag über die Luftverteidigungszone (LVZ) West gehalten. Selbst Ortsvorsteher Wolfgang Fahrner, der die Veranstaltung eröffnete, war von dem großen Interesse, auf das der Vortrag stieß, überrascht. Die zahlreichen Zuhörer sprengten den kleinen Gemeindesaal des Rathauses fast.

Weins Vortrag begann bereits zu Zeiten des Ersten Weltkriegs, als die ersten Flugzeuge an der Front auftauchten. Damals wurden diese Flugzeuge noch mit Maschinengewehren oder allenfalls mit 20-mm-Geschossen aus den Maschinenkanonen bekämpft. Echte Flugabwehrkanonen (Flak) gab es noch nicht. Trotzdem, erklärte Wein, entstanden die ersten Pläne zu reinen Flugabwehrstellungen bereits in dieser Zeit.

Nach dem Ersten Weltkrieg war es Deutschland verboten Bunker zu bauen. Entlang des Rheins gab es eine Sperrzone von 50 Kilometern, die weit über den Schwarzwald reichte, wo keinerlei militärische Anlagen erlaubt waren. Dennoch begann Deutschland, zunächst unter Einhaltung der Sperrzone, mit dem Bunkerbau. Die Neckar-Enz-Stellung galt als erste Bunkeranlage. Die Geburtsstunde der LVZ West (1938-1939) begann mit dem Stellungsbau von der Eifel her und reichte bis über den Schwarzwald zum Bodensee. Damals gab es in Salzstetten noch keine Aktivitäten, obwohl auch hier nachweislich eine Stellung für die Flak eingerichtet wurde. Vier Geschütze pro Stellung waren Standard; oft gab es nur ein Transportfahrzeug für die vier Kanonen. Neben leichter Flak kam dabei vor allem die berüchtigte 8,8 zum Einsatz. Auf dem Salzstetter Horn wurde eine "Flakhalle" gebaut.

Wein untermauerte seinen Vortrag mit zahlreichen Fotos und Planzeichnungen aus der damaligen Zeit. Ob die Flakstellung in Salzstetten jemals voll besetzt wurde, bezweifelt Wein, da der Westfeldzug gegen Frankreich erfolgreich war und die Batterien für den Schutz der Großstädte abgezogen wurden.

Aber auch Oberndorf am Neckar wurde stark geschützt. Vorgelagerte Flakstellungen auf den Höhen sorgten für die erste Abwehr der feindlichen Flieger, während in den tieferen Lagen kleinere Flakstellungen durchgebrochene Tiefflieger abfangen sollten. Natürlich war Oberndorf allein schon durch die Waffenfabrik der Mauser-Werke ein äußerst lohnenswertes Ziel für die Alliierten.

Weins Vortrag behandelte auch jene Zeit des Kalten Krieges, in der die Nato-Verbündeten wie Frankreich und die USA Luftverteidigungsstellungen einrichteten. Geplante Standorte waren unter anderem Talheim, Haiterbach, Dornhan, Rottweil, Nagold und Münsingen, wo Raketen des Typs "NIKE" zum Einsatz kommen sollten. Stets sollten drei Stellungen eingerichtet werden, wovon eine Stellung immer eine "NIKE" mit Atomsprengkopf vorhalten sollte. Später haben "Pershing"-Einheiten der Amerikaner in Salzstetten ihre Übungen abgehalten. Die heutige Flugabwehr besteht nur noch aus Raketenabwehrstellungen, führte Wein abschließend aus.