Die "Klinik am Zauberwald" liegt etwas abgelegen am Ortsrand von Lützenhardt. Foto: Hopp

Sattelacker Hof als Flüchtlingsunterkunft. Mitarbeiter der Klinik am Zauberwald machen sich Sorgen. Begegnungen nicht ausgeschlossen.

Waldachtal-Lützenhardt - 120 Flüchtlinge im Sattelacker Hof in Lützenhardt? Bei den Mitarbeitern der "Klinik am Zauberwald" löst das große Sorge aus. Sie fürchten um ihre Arbeitsplätze.

"Wir sind nicht ausländerfeindlich" – "Wir haben nichts gegen Flüchtlinge" – "Wir wollen auch, dass es diese Menschen an einem geeigneten Ort gut geht" – die rund 20 Mitarbeiter der Mutter-Kind-Klinik "Zauberwald" betonen diese Sätze im Pressegespräch immer wieder. Sie haben Sorge, dass sie in die falsche Ecke "abgestempelt" werden.

Genauso vehement machen sie aber auch deutlich, dass sie eine Flüchtlingsunterkunft in direkter Nachbarschaft im Sattelacker Hof ungeeignet finden und deshalb ablehnen.

Das Landratsamt plant die Unterbringung von 120 Flüchtlingen in dem ehemaligen Hotel, das derzeit leer steht. Im Grunde kein unüblicher Vorgang. Viele leer stehende Hotels in ganz Deutschland sind mittlerweile zur Flüchtlingsunterkunft umfunktioniert worden. In den Waldachtaler Gremien ist die Unterkunft aber umstritten. Der Lützenhardter Ortschaftsrat lehnt eine Nutzungsänderung ab (siehe Text unten).

Gudrun Riebenstahl, Klinikleiterin der Mutter-Kind-Klinik in Lützenhardt macht nun deutlich, warum die Mitarbeiter das für keine gute Idee halten. "Wir haben hier 120 Mütter mit in der Regel bis zu drei Kindern hier vor Ort. Es handelt sich um Frauen, die wegen psychischer Probleme bei uns sind. Sie haben teilweise auch Gewalterfahrungen. Auch die Kinder sind zum Teil traumatisiert. In unserer Klinik geht es dann auch um die Hilfe zum Ausstieg." Männer, so Riebenstahl, seien "Angstauslöser" für die Frauen.

Begegnungen zwischen Frauen und Flüchtlingen wären unvermeidbar

Schon in der Vergangenheit habe es Einzelfälle mit Männern (ohne Flüchtlingshintergrund), die auf dem Klinikgelände auftauchten, gegeben. "Die Sorge mancher Frauen war groß. Wir mussten uns in intensiven Gesprächen dann mit diesem Thema beschäftigen. "Die Frauen, die zu uns kommen, wollen einfach wieder zur Ruhe kommen."

Es sei verständlich und auch nicht zu verhindern, wenn später Flüchtlinge in diesem Bereich spazieren gehen würden. "Da kommt es dann zwangsläufig zu Begegnungen, weil unsere Patientinnen ebenfalls draußen sind", so Riebenstahl. Eine Mitarbeiterin, die für die Schulkinder zuständig ist, fügt hinzu: "Auch mit den Kindern sind wir vor allem in der warmen Jahreszeit viel draußen. Doch die Mütter fragen jetzt schon besorgt nach. Wir wollen aber die Kinder dann nicht in den Räumlichkeiten lassen."

Auch Ioana Botarel und Daniel Schipke, beide Psychologen im "Zauberwald", machen sich Gedanken um die Belastungen für die Patientinnen. Es gehe nicht explizit darum, dass es sich um Flüchtlinge handele, so Schipke. "Auch bei einem Männerwohnheim hätten wir diese Sorge." Es sei wichtig, Ressentiments abzubauen, so der Psychologe. Integration sei ein wichtiges Thema. Aber die Situation vor Ort sei ein spezieller Fall. "Dazu kommt, dass die Frauen, die zu uns kommen, noch gestresster, noch belasteter sind als vor zehn Jahren", erzählt die Ökotrophologin Felicitas Härlin.

Schon jetzt gebe es einige Fragen von Patienten, müsse man versuchen, Ängste abzubauen, berichten mehrere Mitarbeiter einhellig. Und es gebe die ersten Fälle, in denen Frauen abreisen wollen. Auch bei Reservierungen werde man bereits am Telefon darauf angesprochen. "Die Mütter informieren sich im Internet über den Ort und stoßen dann auf die Nachricht, dass in der Nähe eine Flüchtlingsunterkunft entstehen soll. Das löst sofort Ängste aus."

Mitarbeiter haben Angst, ihren Arbeitsplatz zu verlieren

Das Schreckensszenario, das die Mitarbeiter – insgesamt 120 – kommen sehen, wenn es zur Realisierung der Flüchtlingsunterkunft kommen sollte: Immer weniger Mütter kommen ins Waldachtal. Und wenn die Mutter-Kind-Klinik nicht mehr nachgefragt werde, dann drohe frühe oder später der Verlust der Arbeitsplätze. "Die Frauen haben schon ein Mitspracherecht bei ihrem Kurort", so die Klinikleiterin.

Das Verhalten des Landratsamt sorgt bei den Mitarbeitern für Unverständnis. "Das ist für uns Frust", so die Klinikleiterin. Bisher sei niemand auf die Mitarbeiter des Hauses zugekommen. Gespräche mit den Klinikgeschäftsführern, dem Ehepaar Dussle, habe es gegeben. "Unsere Geschäftsführer teilen unsere Sorge", so Riebenstahl.

"Es ist nicht so, dass wir uns nicht zur Solidarität mit den Flüchtlingen verpflichtet fühlen, im Gegenteil: Wir sehen die Probleme durchaus und müssen gemeinsam versuchen, Lösungen zu finden", schreiben die Mitarbeiter in einem gemeinsamen Brief. Und zum Schluss betont Personalchef Daniel Fischer: "Wir sind nicht ausländerfeindlich! Auch unser Team und unsere Patientinnen kommen aus vielen Teilen der Welt."

"Wir haben einen Mietvertrag mit dem neuen Eigentümer des Sattelacker Hofs abgeschlossen", erklärt Sabine Eisele, Pressesprecherin des Landratsamts, auf Anfrage. Werde die Nutzungsänderung genehmigt, werde man die Unterbringung umsetzen. "Wir brauchen den Sattelacker Hof!", so Eisele. In diesem Monat müsse man noch 91 Flüchtlinge unterbringen. "Dann sind wir in Sachen Unterkünfte beim Stand null." Im Januar rechne man mit einem erneuten Anstieg der Flüchtlingszahlen. Eisele gab noch bekannt, dass es einen Wachdienst im Sattelacker Hof geben werde.