Der Unternehmer spricht über seine Zukunft, die Pläne des Unternehmens und Reformen in der Bildungspolitik

Waldachtal-Tumlingen. Klaus Fischer, Chef der gleichnamigen Unternehmensgruppe in Tumlingen, hat am Montag seinen 65. Geburtstag gefeiert. Einblicke und Ausblicke eines Vorzeigeunternehmers des Landes.

Herr Fischer, am Wochenende waren Sie noch 64, jetzt sind Sie 65. Spüren Sie jetzt das Rentenalter?

Nein. Ich fühle mich so gut wie gestern.

Sie feiern nicht nur den runden Geburtstag, Sie sind jetzt auch 40 Jahre im Unternehmen. Was geht da in einem vor?

Man stellt fest, dass die Zeit extrem schnell vergangen ist und überlegt, was gut war oder was man hätte anders machen sollen. Dabei komme ich immer wieder an einen Punkt: Man sollte mit 30 die Erfahrung haben, die man mit 65 hat. Dann wäre vieles leichter.

Wie steht das Unternehmen heute da?

Gut. Sehr gut. Die Führungsmannschaft steht, die Mannschaft auch. Wir sind für die Zukunft bestens vorbereitet.

Was heißt das?

Es wird eine meiner zentralen Aufgaben sein, was in der Zukunft, das heißt, in den nächsten zehn bis 15 Jahren, passiert. Was wird sich weltweit verändern? Welche Chancen und Risiken hat die Erderwärmung auch für unser Unternehmen? Wie verändert sich die Welt? Wie entwickelt sich die Alterspyramide? Wo können wir Ressourcen sparen?

Der Unternehmenschef widmet sich also gesamtgesellschaftlichen Aufgaben?

So ist es. Nehmen Sie die demografische Entwicklung. Die Menschen werden immer älter. Das hat Konsequenzen für die Baubranche und damit auch für unser Geschäft.

Ihnen könnte das im Prinzip relativ egal sein. Mit 65 darf man an Ruhstand denken.

Ich habe unsere Geschäftsführung vor nicht allzu langer Zeit gebeten, sich Gedanken zu machen, wie ich entlastet werden kann. Das Konzept sieht nun vor, dass ich künftig nur noch maximal drei Tage pro Woche im Unternehmen bin. Im Übrigen möchte ich künftig verstärkt unsere Auslandsgesellschaften besuchen. Ich habe immer wieder festgestellt: Wenn der Eigentümer des Unternehmens kommt, ist das Anerkennung und Motivation für die Mitarbeiter.

Können Sie wirklich ohne Firma leben?

Aber ja. Ich freue mich, dass ich mehr Zeit für mich, die Familie und Freunde haben werde, zum Beispiel für meine Oldtimer. Oder fürs Reisen. Obwohl ich mein ganzes Berufsleben viel unterwegs war, habe ich von den Ländern oft nur den Flughafen, die Firma und das Hotel gesehen. Ich will aber mehr über Land und Leute erfahren. Kurzum: Ich will die Zeit nutzen. Denn eines wird mir jetzt klar: Mit 65 hat man einen erheblichen Teil seines Lebens hinter sich.

Wohin steuert das Unternehmen?

Wir sind gut aufgestellt. Im Befestigungsbereich sind wir führend, das werden wir auch bleiben. Im automotive-Bereich sind wir auch auf sehr gutem Weg. Die Strukturen bei der fischer-Unternehmensgruppe sind so aufgebaut, dass wir national sehr erfolgreich sind und international weiter expandieren wollen. Es ist das klare Ziel, jedes Jahr zwei neue Auslandsgesellschaften zu gründen, so wie jetzt eine auf den Philippinen. Wir müssen schauen, dass wir von Europa nicht mehr so abhängig sind.

Das klingt nicht nach großem Vertrauen in den Standort Deutschland.

Aus meiner Sicht fährt die Politik nicht den richtigen Kurs, gerade im Bereich der Schulen und bei der beruflichen Ausbildung wird viel zu wenig getan. Auch die Universitäten sind vielfach nicht richtig auf die Zukunft vorbereitet. Was mir bei der Politik vor allem fehlt, ist der Weitblick, mal zu schauen, was außerhalb von Europa geschieht.

Das hört sich nicht sehr optimistisch an.

Wir leben im Augenblick sehr stark von den Märkten in den USA und China. Wenn der Markt in China mal schwächelt, und das wird kommen, werden wir in Deutschland gewaltige Probleme bekommen, zum Beispiel im Maschinenbau, der Bauwirtschaft, Automobilindustrie, bei Zulieferern.

Somit auch in Baden-Württemberg.

So ist es. Ich finde es sehr bedauerlich, dass sich die Politik hierzulande viel zu wenig um die Wirtschaft kümmert. Natürlich ist die Umweltpolitik wichtig. Aber um das alles bezahlen zu können, brauchen wir eine erfolgreiche Wirtschaft und entsprechende Mittel. Doch der Mittelstand wird von der Politik viel zu wenig unterstützt – auch auf Bundesebene. Nehmen Sie die Erbschaftsteuer und Schenkungssteuer. Was der Bundesfinanzminister da vor hat, ist der falsche Ansatz. Es kann doch nicht sein, dass die Firmen, die Deutschland stark machen und die meisten Steuern zahlen, bestraft werden.

Die Fragen stellte Frank Krause