Einen solchen oder ähnlichen Anblick wollen vor allem die Bewohner von Salzstetten nicht ertragen müssen. Sie befürchten negative Auswirkungen auf die Wohn- und Lebensqualität. Foto: Montage: Wagner

Zahlreiche Waldachtaler informieren sich. Bewohner befürchten negative Auswirkungen auf Lebensqualität.

Waldachtal - In der Gemeinderatsitzung stand erneut der Teilflächennutzungsplan (TFNP) "Windkraft" im Mittelpunkt der Beratungen. Zu diesem Thema waren zahlreiche Bürger erschienen, die Bürgermeisterin Annick Grassi baten, zu dem Thema ebenfalls angehört zu werden.

"Wir haben gehofft, dass Bürger in die Sitzung kommen werden", freute sich Grassi über das rege Interesse. Es stellte sich recht schnell heraus, dass die meisten der Besucher zwar keine ausgesprochenen Gegner von Windenergieanlagen (WEA) sind, diese jedoch trotzdem nicht direkt vor der eigenen Haustür haben wollen. Stein des Anstoßes für die Bürger ist vor allem die Ausweisung der Fläche "Altheimer Heiligenwald", welche zwar sehr dicht an der Gemarkungsgrenze der Gemeinde Haiterbach liegt, doch vom Ort Salzstetten gut eingesehen werden kann.

Die Bürger bezweifeln, dass der Mindestabstand dieses möglichen Standorts von 700 Metern an die Wohnbebauung Salzstettens wirklich ausreicht, um von Lärm und Schattenwurf verschont zu bleiben. Bürger Eugen Schmid, der sich bereits in der letzten Gemeinderatsitzung ablehnend dazu äußerte, bekräftigte noch einmal: "Ich bin kein Gegner von WEAs, doch sie dürfen nicht dort errichtet werden, wo sie die Lebens- und Wohnqualität der Menschen beeinflussen." Für Salzstetten befürchtet Schmid gar noch größere Schäden auf die Bürger zukommen: "Die Immobilienwerte der Hauseigentümer könnten durch solche Beeinträchtigungen sinken."

Grassi betonte, dass die Gemeinde bemüht sei, den TFNP auf Basis der noch einzuholenden Gutachten abzuschließen: "Mit der Ausweisung möglicher Standorte für die WEA verhindern wir deren ›Wildwuchs‹. Sonst könnten die Unternehmen einen Bauantrag stellen und ihre WEA theoretisch überall errichten. Mit einem gültigen TFNP dürfen nur die ausgewiesenen Flächen in Betracht gezogen werden." Anderenfalls, so erklärte Grassi weiter, wäre es den Unternehmen gar möglich, mehrere WEA auf der Gemarkung Haiterbach zu errichten. "Die Gemeinde Haiterbach besitzt nämlich keinen TFNP", gab sie zu bedenken. Dieses Szenario will niemand wirklich.

"Momentan verhandeln die Projektierer noch mit den Gemeinden", führte Grassi weiter aus. "Das wird sich ändern, wenn die Gemeinden sich weigern, einen TFNP aufzustellen." Soweit will es der Rat nicht kommen lassen. "Wenn wir nichts in dieser Richtung unternehmen, werden wir nicht mehr Herr des Verfahrens sein", warf Franz Schweizer ein. "Wir wählen das kleine Übel, indem wir die verträglichsten Stellen auf dem TFNP ausweisen."

Rat Roger Ganszki plädierte sogar dafür, den TFNP fallen zu lassen: "Wenn wir weitermachen, signalisieren wir unsere Akzeptanz zu den WEA." Andere Räte wie etwa Heinz-Otto Renz warnen davor, sich vor dem Thema zu drücken und fordern dazu auf, Windkraft als umweltfreundliche Alternative für Stromerzeugung zu sehen und Sachlichkeit walten zu lassen.

Jeder der drei Projektierer (EnBW, JUWI Energieprojekte und K&S Regenerative Energie), die sich in der Februar-Sitzung dem Gemeinderat vorstellten, sind bereit, die Kosten für die notwendigen Lärm- und Schallschutzgutachten als auch das artenschutzrechtliche Gutachten zu übernehmen. "Diese Gutachten sind sehr teuer und können schnell Richtung 60 000 Euro kosten", schätzte Grassi.

Erst wenn diese erstellt sind und der Gemeinde sowie dem Gemeindeverwaltungsverband (GVV) vorliegen, wird der nächste Schritt zur Fortschreibung des TFNP fällig. Niemand weiß, wie die Gutachten ausfallen werden, doch die Bürger wittern hier ebenfalls "Ungemach" nach dem Motto: "Wessen Brot ich ess, dessen Lied ich sing." Sie bezweifeln, dass diese Gutachten wirklich neutral sein werden und eher Richtung "Gefälligkeitsgutachten" herauslaufen werden. "Die Gemeinde soll dafür sorgen, dass wirklich unabhängige Gutachten eingeholt werden können", forderten viele der Bürger unisono. Stefan Greza, NABU-Vorsitzender Waldachtal, verhielt sich weitgehend still, sammelte jedoch fleißig Informationen. Er bestätigte, dass er Kontakt zum NABU Horb aufnehmen werde, um mit dem dortigen Experten Volkmar Rieber die Sachlage zu diskutieren. NABU Horb, die Bürgerinitiative "Waldjuwel" in Horb und Jochen Walz (Diplom Bio-Geograf und Freier Ökologe) kippten letztlich mit ihren sorgfältigen und fachmännischen Artenschutz-Untersuchungen die WEA-Pläne der Gemeinde Horb im Waldgebiet "Großer Hau" in Rexingen. Nun scheint sich auch in Waldachtal Widerstand gegen die geplante Errichtung von WEA zu regen. Die Konzentrationszone zwei (Hagenbuch zwischen Tumlingen und Grünmettstetten) wurde kaum thematisiert – hier wären sowieso nur zwei WEA möglich. Natürlich scheint der Altheimer Heiligenwald für die Projektierer am lukrativsten zu sein: Immerhin könnten hier bis zu vier WEA Platz finden.

Die Gemeinde Waldachtal hätte auf dieser Fläche nicht einmal die Möglichkeit, Pachteinnahmen vom Betreiber zu erzielen. "Der größte Teil der dort ausgewiesenen Flächen befinden sich im Privatbesitz", teilte Grassi mit. Die Bitte der Bürger, den Projektierern einen "unabhängigen" und seitens der Gemeinde ausgesuchten Gutachter vorzuschlagen und zu verpflichten, nimmt Grassi mit in die künftigen Verhandlungen. Allerdings ist es nicht sicher, ob die Unternehmen diesem Ansinnen zustimmen werden.

Die beiden Beschlussvorschläge, welche die Verwaltung im Gemeinderat durchbringen wollte, konnten nicht völlig abgehandelt werden. Zum einen muss sich der Gemeinderat noch für einen der drei Bewerber entscheiden. Zum anderen muss der Bewerber akzeptieren, dass das Gutachten, welches von ihm bezahlt werden muss, von der Gemeinde ausgesucht wird. Diese Vorgehensweise akzeptierte das Gremium bei zwei Gegenstimmen und einer Enthaltung.