Manfred Tillwich (links) und Carlos Mesquita, der nun Filialleiter in der Kur-Apotheke in Dornstetten ist, verbindet mittlerweile eine gute Freundschaft. Foto: Wagner Foto: Schwarzwälder-Bote

Porträt: Carlos Mesquita ist neuer Filialleiter der Kurapotheke / Wirtschaftskrise in seiner Heimat treibt ihn nach Deutschland

Auf der Suche nach einer besseren beruflichen Zukunft machte sich Carlos Mesquita aus Lissabon am 7. November 2014 zusammen mit seiner damaligen Lebensgefährtin Carole und zwei dick bepackten Koffern auf den Weg nach Deutschland.

Waldachtal/Dornstetten. Diese Entscheidung sollte sich nach zwei Jahren bereits für das junge Paar bezahlt machen. Zum Jahresbeginn übernahm der 27-jährige Portugiese die Filialleitung der Kur-Apotheke in Dornstetten.

Geboren im Jahr 1989 in Portugal, wuchs Carlos Mesquita in der Hauptstadt Lissabon auf und absolvierte dort auch seine schulische Grundausbildung. Seine Ausbildung sowie das Studium in der Pharmazie schloss Mesquita ebenfalls dort ab und arbeitete anschließend zwei Jahre als Apotheker im Stadtzentrum der Metropole. Allerdings machte die damalige Wirtschaftskrise dem jungen Apotheker das Leben in der Heimat schwer. Zwar gibt es viele Universitäten in Portugal, jedoch nur wenige freie Plätze auf dem Arbeitsmarkt für die Absolventen. Wer trotzdem eine Anstellung findet, muss mit 500 bis 600 Euro im Monat bei ähnlichen Lebenserhaltungskosten wie in Deutschland auskommen. Auch seine Freundin Carole hatte als studierte Bioingenieurin kein Glück auf der Suche nach einer beruflichen Perspektive in Portugal.

Daher forschte Mesquita letztendlich im Internet nach Stellen im Ausland, wobei sein Fokus schnell auf Deutschland fiel, zumal es hierzulande an ausgebildeten Apothekern bis heute mangelt. Über die Plattform "EURES", ein Internetportal der Europäischen Kommission, erstellte Mesquita ein Profil und wurde schon wenige Monate später zu zwei Vorstellungsgesprächen – eins in Fulda und eins in Waldachtal – eingeladen. So lernte Mesquita im August 2014 den Apotheker, Doktor und Inhaber von drei Apothekenfilialen, Manfred Tillwich, in Lützenhardt kennen. "Ich hatte von Anfang an ein richtig gutes Gefühl bei dem jungen Mann", erinnert sich Tillwich.

Anscheinend beruhte diese Einschätzung auf Gegenseitigkeit. Drei Monate später setzten sich Mesquita und seine Freundin voller Tatendrang mit zwei Koffern im Gepäck in Lissabon in das Flugzeug und peilten Lützenhardt als Reiseziel an. In der neuen Heimat angelangt, stellte Tillwich dem jungen Paar umgehend eine Dachgeschosswohnung sowie einen Geschäftswagen zur Verfügung.

Ebenso rasch beantragte Mesquita die deutsche  Approbation. Gemäß der Approbationsordnung musste Mesquita den Nachweis erbringen, dass er über die erforderlichen Sprachkenntnisse verfügt, die zur Ausübung des Apothekerberufs notwendig sind. Zwei Deutschkurse belegte er hierfür bereits in Lissabon, weitere Kurse finanzierte Tillwich seinem motivierten Zögling in Freudenstadt. Schon fünf Monate später machte sich der Fleiß bezahlt, als er die erforderliche Sprachprüfung B2 und die Fachsprachprüfung für Pharmazeuten erfolgreich ablegte.

In den Filialen in Lützenhardt, Schopfloch und Dornstetten sammelte der nun in Deutschland anerkannte Apotheker weiterhin fleißig Erfahrung. Vor allem der damalige Filialleiter in Dornstetten, Andreas Birk, legte die Messlatte für den Portugiesen stetig höher an. "Ich konnte dadurch immer weiter wachsen in meinem Können. Er war ein sehr guter Lehrer", bestätigt Mesquita.

Am 27. Dezember 2015 heiratete Mesquita in der Nähe Lissabons seine Carole, die in der Zwischenzeit eine Anstellung bei der Firma Kunststofftechnik Schmid in Waldachtal-Salzstetten fand.

Mesquita hat sich sehr gut eingelebt im Schwarzwald. "Hier gibt es doch wirklich alles was man braucht – außer das Meer", sagt der junge Pharmazeut grinsend. Und selbst dieses kleine Manko weiß der leidenschaftliche Schwimmer zu beheben, schließlich gebe es ja noch Schwimmbäder. Mit der Schwimmabteilung des TSV Freudenstadt nahm Mesquita bereits an der Baden-Württembergischen und der Deutschen Meisterschaft teil und setzte sich des Weiteren zum Ziel, die Teilnahme an der Weltmeisterschaft in Ungarn zu bestreiten. Ebenso hat die Region Sportarten wie Ski-fahren zu bieten, die es in Portugal nicht gibt.

Auch die Verwandtschaft, mit der sich das Ehepaar bis heute regelmäßig trifft, hat Gefallen an den Schneelandschaften der Umgebung gefunden. Besonders freuen sich die beiden auf den bevorstehenden Besuch der Großmutter. Auch wenn es damals nicht einfach für ihn war, seine Freunde und die Familie in Portugal zurück zu lassen, so hat sich der Schritt aus heutiger Sicht für Mesquita gelohnt. Nicht nur über seine sportlichen Aktivitäten fand der Apotheker einen Anschluss in der Gesellschaft: Ebenfalls entwickelte sich aus der engen Zusammenarbeit mit seinem Chef und Gönner Manfred Tillwich mittlerweile eine gute Freundschaft. "Er ist ein hervorragendes Beispiel für gelungene Integration", betont Tillwich. Ebenso bewundert der Mentor, mit welchem Einsatz und Eifer sich Mesquita immer wieder neuen Herausforderungen stellt.

Deshalb wird nun Mesquitas Einsatz belohnt: Er durfte den frei gewordenen Posten des Filialleiters in der Kur-Apotheke in Dornstetten zum 1. Januar besetzen. "Er hat sich das wirklich verdient", verdeutlicht Tillwich nicht ohne Stolz. Sichtlich dankbar und fest entschlossen versichert Carlos Mesquita: "Mein Team und ich werden die Wünsche der Kunden zu deren vollster Zufriedenheit erfüllen."