Sie bringen Farbe in den Ort: Gabi Söll und Brigitte Klink. Foto: Maier

Strickerfrauen-Club "Die wolllustigen Weiber" bringt mit Handarbeit Farbe ins Salzstetter Ortsbild.

Waldachtal-Salzstetten. Bunte Maschen für eine schönere Welt: Die beiden lebenslustigen Nachbarinnen Gabi Söll und Brigitte Klink haben es sich zur Aufgabe gemacht, ihren Heimatort Salzstetten zu verschönern.

In einer Nacht- und Nebelaktion umhäkelten und umstrickten Gabi Söll und Brigitte "Conny" Klink die drei Laternenmasten vor ihren Häusern mit buntem Patchwork. Seither können es auch spät heimkehrende Nachteulen beobachten: Unsere Laternen brennen heller, weil es sie nicht mehr frieren. Klink hofft dabei auf einen noch größeren Effekt in der Winterzeit. Für die kalte Jahreszeit hat sie sich schon Pudelmützen für die Aufhübschung ihres Gartenzaunes ausgedacht. "Einfach affengeil" findet Ortsvorsteher Wolfgang Fahrner diesen farbenfrohen Beitrag zur Dorfverschönerung.

Söll und Klink sind die Speerspitzen des privaten Strickerfrauen-Clubs "Die wolllustigen Weiber". Die 54-jährige Kinderpflegerin des Freudenstädter Oberlinhauses und die 67-jährige Verkäuferin sind um keinen Einfall verlegen. "Wir Zwei hecken immer etwas aus", lassen sie mit schelmischer Mine tief blicken.

Söll und Klink halten den Strickclub am Leben, zu dem neun weitere Frauen zählen: Bettina Wehle und Gabi Geiger aus Salzstetten, Traude Hug, Maria Creta und Uta Jakobs aus Musbach, Susanne Holzapfel und Hannelore Eisele aus Betzweiler, Andrea Cedzich aus Hochberg bei Ludwigsburg und Elisabeth Gall aus Mötzingen. Sie alle haben richtig Spaß an ihrer Freizeitbeschäftigung. Die Kreativ-Künstlerinnen treffen sich einmal im Monat zu Hause jeweils an einem anderen Ort.

Vor acht Jahren hat die Handarbeit- und Bastel-Lady Söll das Wohnzimmer-Treffen initiiert. Sie brachte ihrer Nachbarin Klink das Sockenstricken bei. Söll versichert, was viele andere Strickerfrauen auch erleben: "Bei Handarbeiten kann man abschalten und regenerieren."

"Hier können wir unsere Fantasie ausleben"

Haben die denn nichts Besseres zu tun, werden sie ab und wann gefragt. Antwort: "Es ist einfach unser Hobby. Hier können wir unsere Fantasie ausleben." Überdies freuen sich immer alle auf das gesellige Miteinander. Auch Ausflüge gehören dazu. Der Stein im Salzstetter Bermuda-Dreieck kam an der Nordseeküste in Hooksiel ins Rollen. Bei einem Aufenthalt im Ferienhaus von Andrea Cedzich, einer Cousine von Söll, wurden die wolllustigen Strickerfrauen gebeten, einen ganzen Baum zu umstricken. Gesagt, getan.

Söll und Klink wollen Farbtupfer in die Waldachtalgemeinde bringen, so wie es mancherorts in Großstädten schon praktiziert wird. Die weitgereiste Klink bewunderte solche Strick- und Häkelwerke zuletzt im belgischen Brüssel. In Salzstetten haben die beiden Nachbarsfrauen im Sinn, Passanten mit ihren kleinen Kunstwerken zu erfreuen. Sie freuen sich, wenn sich andere darüber freuen. Mit ihren farbenprächtigen Strickereien haben sie schon Aufmerksamkeit von Einwohnern und Gästen erregt. Sie tragen zur Ortsverschönerung bei, die in Salzstetten seit Jahrzehnten eine nicht unerhebliche Rolle spielt.

In der Oberdorfstraße hat Söll eine weitere Laterne bei ihrem Wohnhaus im Visier. Einmal investierten die Frauen eine ganze Stricknacht in ihre Handarbeiten. "Bis vier Uhr morgens haben wir durchgehalten", erzählen sie stolz. Ihre Wohnzimmer haben sich ohnehin schon zu Woll-Lagern verwandelt.

Die Initiative der beiden Salzstetter Frauen schlägt Wellen: Ihr Aktionismus hat sich herumgesprochen. Jetzt steht Gabi Söll und Conny Klink ein Großauftrag ins Haus. Vor der Schinkenräucherei Wein in Musbach sollen sie Bäume umstricken. Umhäkelte Bäume hat der Seniorchef Hermann Hofer auf der Insel Mainau entdeckt und von der Strick- und Häkelkunst der einheimischen Frauen erfahren. Dem Unternehmer haben die lustigen Frauen "angedroht", auch noch seinen Mercedes zu umstricken. Auch haben sie eine Einladung nach Madrid zu Sölls Patenkind Andreas und seiner spanischen Freundin Lara in der Tasche.