Für Christian Ehl runden sich heute sieben Lebensjahrzehnte: Mit seiner frohen Laune steckt der engagierte Waldachtaler viele an. Foto: Maier Foto: Schwarzwälder-Bote

Berliner engagiert sich vielseitig in seiner zweiten Heimat Waldachtal / Er beglückt Mitmenschen mit froher Laune

Von Walter Maier

Waldachtal-Lützenhardt. Als Tausendsassa in allen Gassen ist der gebürtige Berliner Christian Ehl bekannt. Heute, Montag, kann er auf 70 Lebensjahre zurückblicken. Als versierter Reiseleiter, Kult-Moderator, profilierter Sänger und Chef der Waldachtaler Puppenbühne "Die Eule" ist er weitum bekannt. Mit seiner Vitalität und seinem goldenen Humor beglückt er viele Menschen: Er ist der "Gute Laune-Verbreiter".

Vor 35 Jahren packte den Berliner die Lust auf’s Dorf: "Wir wollten aufs Land." Nachdem er sich beim größten Berliner Busreiseveranstalter über den Betriebsassistenten bis zum Prokuristen hochgearbeitet hatte, kam ihm die Connection zu Schweizer in Waldachtal, ein Partner der Berliner, gelegen. Er bekam eine Stelle bei Schweizer-Reisen und fungierte von 1980 bis 2010 als Touristikleiter. 1991 wurde er bei Südstar-Reisen zum Prokuristen ernannt.

Ehl hat sehr viele Opernreisen begleitet, zur Semper Oper nach Dresden und bis zur Scala nach Mailand und zur La Venice nach Venedig. "Die italienischen Opern sind noch authentisch, nicht so modern", sagt er. Im Jahr 2016 führt er zum 28. Mal eine Gruppe aus Schopfloch, wo er anfänglich im Nordschwarzwald gewohnt hat, und dann geht es in die Hohe Tatra. Selbstverständlich organisierte er Ausflüge für seine Sänger. Vor fünf Jahren ging er in Rente. Heute sagte der rüstige Pensionär: "Die Reiseleitung wollte ich nie aufgeben. Ich habe immer noch Freude daran. Ich bin froh, dass ich mein Hobby zum Beruf machen konnte."

1980 bis 1998 lieh er seine erste Bass-Stimme dem Gesangverein Schopfloch und führte die Schriften. Seit 1998 – und bis heute – verstärkt er den Männergesangverein Schwarzwaldlust Lützenhardt, wo er auch als Schriftführer tätig ist.

Mit "Berliner Schnauze" moderiert er Unterhaltungsabende

Seit einigen Jahren wirkt er im Chor Laudate der katholischen Gemeinde mit. Inzwischen hat er den Status eines Kult-Moderators erlangt. Denn seit Jahrzehnten moderiert er mit "Berliner Schnauze", mit Witz und Verstand, gekonnt viele Unterhaltungsabende und Konzerte in seiner Wohngemeinde Lützenhardt, in Salzstetten, Loßburg und Dornstetten-Aach.

Überhaupt: Als er 1980 nach Schopfloch gezogen ist, spielte er bei der dortigen Vereinsgemeinschaft in der Theatergruppe mit und führte Regie. Schmunzelnd erinnert er sich: "Wenn in einem schwäbischen Mundartstück einer mitspielt, der hochdeutsch spricht, ist er immer der Depp. Ich bin immer vorgeführt worden. Entweder spielte ich einen besoffenen Polizisten oder einen überkandidelten Professor." Im Stück "Weißes Rössl" habe er unter Schlumberger den Berliner Fabrikanten dargestellt. Für das Sommertheater in Freudenstadt schlüpfte er in "Kaltes Herz" drei Mal in die Rolle des Reiseleiters.

"Nach 30-jährigem Dornröschen-Schlaf ließ ich mein Berliner Puppentheater in Waldachtal wieder aufleben." 2012 gründete Christian Ehl die Waldachtaler Puppenbühne "Die Eule". Er ist Autor, Regisseur, Requisiten-Meister und Hauptakteur in einer Person. Fortan spielte die Waldachtaler Handpuppenbühne immer für einen sozialen Zweck, vornehmlich in Kindergärten.

1969 schlossen der Charlottenburger Christian Ehl und die Weddinger Reiseverkehrskauffrau Hannelore, geborene Granel, in Berlin den Bund der Ehe. In wenigen Jahren können Ehls ihre Goldene Hochzeit feiern. Sohn Oliver (1970) ist Berufssoldat und lebt mit Frau in Berlin; Tochter Kerstin (1977) wohnt mit Familie und Enkelin Lilli in Ehningen. "Meine Enkeltochter Lilli ist mein ganzes Glück", sagt der heutige Jubilar. Zu seinen Steckenpferden zählt er Musik, Lesen und seinen Garten. Er ist erfolgreich als Hobbywinzer in Waldachtal. "Ich liebe schöne Musik, vor allem Opern und Klassische Musik, aber auch Jazz und Unterhaltungsmusik." Was Wunder. Er ist der Sohn eines belgischen Musikers und einer Berlinerin.

Sein Vater spielte Geige in mehreren Orchestern. Christian Ehl machte nie einen Hehl daraus, dass er aus familiären Gründen von 1956 bis 1962 in einem Städtischen Kinderheim in Berlin groß geworden ist. Dort lernte er Nähen und Haushaltarbeiten sowie Kochen. "Nie hatte ich einen Grund zur Klage."

So lag es nahe, eine Ausbildung als Koch zu machen. In Berlin war er in verschiedenen Hotels tätig. In den 1960er-Jahren reizte es ihn, Rundreisen im deutsch- und englischsprachigen Raum in ganz Europa zu managen. Obwohl er in dieser Branche weniger verdiente wie als Koch, wechselte er 1968 seine berufliche Perspektive und arbeitete ab 1968 in einem Berliner Reisebüro. Es sollten insgesamt 49 Arbeitsjahre werden, davon 44 in der Busreise-Branche.

Besonders gerne "urlaubt" er in Südtirol. "Aber in Waldachtal fühle ich mich wunderbar wohl. Ich hoffe, dass ich noch viele Jahre gesund und agil bleibe und noch vielen Menschen Freude machen kann", sagt der heute 70-Jährige, der für den 12. Dezember seine nächste Moderation für das Kirchenkonzert in Lützenhardt vorbereitet.