Mit hoher chorischer Vokalkunst und perfekter Artikulierung: Auf anspruchsvollem Niveau sang der Tübinger Kammerchor "Camerata Vocalis" unter Leitung von Universiäts-Musikdirektor Philipp Amelung beim Kirchenkonzert in der Christuskirche Tumlingen. Foto: Maier Foto: Schwarzwälder-Bote

Tübinger Kammerchor mit Philipp Amelung hat in Waldachtal treue Zuhörer / "Bei dieser Mischung war für jeden etwas dabei"

Von Walter Maier

Waldachtal-Tumlingen. Camerata Vocalis hat in Waldachtal eine treue Fangemeinde. Etwa 50 Zuhörer für ein Kirchenkonzert an einem Freitagabend bewertete Pfarrer Markus Arnold als "gut".

Der Kammerchor der Eberhard Karls Universität Tübingen begeisterte in der evangelischen Christuskirche Tumlingen-Hörschweiler bei seinem Konzert "Singet dem Herrn ein neues Lied" mit geschliffener Stilsicherheit. Die Chorwerke trugen die Handschrift des versierten Leiters, Universitäts-Musikdirektor Philipp Amelung.

Mit einem professionellen Auftritt verlieh der weltweit bekannte Tübinger Uni-Chor Werken von Bruckner, Mendelssohn, Monteverdi, Scarlatti, Tschaikowsky, Kurt Thomas und Silcher auf kompetente Weise Identität. Amelung hatte anspruchsvolle Werke aus verschiedenen Epochen der Musikgeschichte ausgewählt. Auch unbekanntere Stücke fanden Gefallen.

Homogen und dynamisch interpretierte das Ensemble "Singet dem Herrn ein neues Lied" von Willy Burkhard (1900-1955), "Jauchzet Gott, alle Lande" von Kurt Thomas (1904-1973) und "Vexilla regis prodeunt" von Anton Bruckner (1824-1896).

In die Musikgeschichte um 374 Jahre zurück blätterte Chorleiter Amelung, um das Credo "Selva morale e spirituale: Messa a 4 voci da cappella" des italienischen Komponisten und katholischen Priesters Claudio Monteverdi (1567-1643) hervorzuholen. Eine Hommage an den schwäbischen Komponisten Friedrich Silcher (1789-1860) bedeutete das erhebende "Heilig ist Gott" und die "Hymne". Ein Gesang wie ein Gebet: Das "Vater unser" aus neun liturgischen Chöre von Pjotr I. Tschaikowsky (1840-1893) drang in die Seelen der Zuhörer ein. Gänsehautfeeling vermittelte der "Camerata Vocalis" durch chorische Vokalkunst mit dem Final-Lied "Jauchzet dem Herrn, alle Welt" (op.69, Nr.2) von Felix Mendelssohn Bartholdy (1809-1847).

Großen Applaus verdienten sich die 19 Vokalisten für ihre stilistisch perfekten A-cappella-Vorträge. Synonym dafür stand das "Exsultate Deo" von Alessandro Scarlatti (1660-1725), das sie als Referenz an das aufmerksame Auditorium wiederholt als Zugabe zum Besten gaben. "Ein toller Spannungsbogen.", meinte Musiklehrerin Ute Schork nach dem Finale. "Die Akustik ist klangrein. Beeindruckend. Wir haben heute eine sonst nicht so geläufige Literatur gehört", bewertete die Tumlinger Musikpädagogin Margrit Baur das Kirchenkonzert.

"Wir fühlen uns immer sehr wohl hier"

Mit feinsinniger Registrierung, dies lobte Musik-Gymnasiallehrerin Ute Schork aus Salzstetten, beeindruckte Daniel Tepper an der Weigle-Orgel von 1929. Einer Pianissimo-Spielart gleich interpretierte er das "Prière à Notre Dame" op 25, Nr.3 aus der "Suite gothique" von Léon Boellmann (1862-1897) auf der romantischen Orgel. Von Johannes Brahms (1833-1897) stammt die Komposition des Choralvorspiels "Herzlich tut mich verlangen" op. 122, Nr.9 und 10. Der Student an der Hochschule für Kirchenmusik in Tübingen brachte auch die Vleugels-Barock-Orgel von 2000 mit dem "Kyrie, Gott heiliger Geist – a 5 voci Organo pleno" BWV 671 aus dem "III. Theil der Calvierübung" (Orgelmesse) von Johann Sebastian Bach (1685-1750) feinfühlig sanft zum Erklingen. Musikkenner werteten das Orgelspiel von Daniel Tepper als sehr ambitioniert.

"Wir fühlen uns immer sehr wohl hier. Die Kirche hat eine sehr angenehme Akustik, wenn man A-cappella singt.", dankte Universitäts-Musikdirektor Philipp Amelung seinem netten Gastgeber Pfarrer Markus Arnold (35) und den Konzertbesuchern. Die Verbindung zwischen Tübingen und Waldachtal knüpfte ursprünglich Arnold-Freund Tenor Tobias Haas, der inzwischen in Dornstetten wohnt und am Kepler-Gymnasium in Freudenstadt als Lehrer tätig ist. Aber inzwischen glüht der direkte Draht zwischen Amelung und Arnold ganz von alleine. Der Musik lieb habende evangelische Waldachtal-Pfarrer Markus Arnold äußerte sich hochgestimmt: "Die Artikulation war fantastisch. Bei dieser Mischung war für jeden etwas dabei."

Dem Konzert der eher leiseren Töne werden in der Tumlinger Christuskirche bestimmt weitere vom Chor "Camerata Vocalis" und dem Akademischen Chor folgen. Letzterer bereitet für den 15. Juli 2016 eine Henning Mankell-Oper-Aufführung in Tübingen vor.