Das Thema Windkraft stößt derzeit auf wenig Interesse in Waldachtal. Foto: peshkov / Fotolia.com

Kaum Besucher bei Veranstaltung des Nabu zu ornithologischem Gutachten.

Waldachtal - Nur wenige Bürger besuchten die Veranstaltung des Nabu Waldachtal, bei der das ornithologische Gutachten zum Teilflächennutzungsplan (TFNP) des GVV Dornstetten zur Errichtung von Windenergieanlagen (WEA) in Waldachtal vorgestellt wurde.

Hauptsächlich waren neben den Vertretern der Interessengemeinschaft Windkraft mit ihren Sprechern Eberhard Armbruster und Eugen Schmid nur eine Handvoll Bürger der Einladung gefolgt. Bürgermeisterin Annick Grassi, die das Gutachten bereits zuvor eingesehen hatte, ist sich sicher, dass auf der Sitzung des GVV Dornstetten am Donnerstag, 2. März, um 17 Uhr die Konzentrationsflächen "Altheimer Heiligenwald/Horber Spitalwald" in Salzstetten und "Hagenbuch" zwischen Tumlingen und Grünmettstetten aus dem TFNP herausgenommen werden.

Stefan Greza, Vorsitzender des NABU, hatte eingangs der Veranstaltung betont, dass der NABU gemeinsam mit namhaften Spendern zwei ornithologische Gutachten bei der Firma Bioplan in Tübingen (Matthias Klemm) in Auftrag gegeben hat. Bereits im Dezember 2015 habe man sich mit ersten Planungen zu eigenen Artenschutzgutachten beschäftigt, so Greza.

Im März 2016 sei der Nabu dann schon in der Lage gewesen, das Gutachten in Auftrag zu geben – dieses wurde im Dezember des letzten Jahres von Bioplan vorgelegt. Der Nabu stellte die Originale des Gutachtens der Gemeinde und dem GVV Dornstetten zur Verfügung – im März soll nun die endgültige Entscheidung über den TFNP fallen.

Das Gutachten beruft sich im Wesentlichen auf jene "windkraftsensible" Vogelarten, die in den Konzentrationszonen leben und jagen. In einer sehr umfangreichen Untersuchung, die höchst detailliert dokumentiert ist, schafft Bioplan Klarheit: Allein im Hagenbuch wurden 13 Reviere innerhalb eines 3,3 Kilometer-Radius rund um den geplanten WEA-Standort registriert. Diesen Untersuchungsraum bezeichnet Klemm als einen der am dichtest besiedelten Rotmilan-Gebieten in Baden-Württemberg. Aber auch 18 Flugbewegungen vom Schwarzmilan und deren zwölf vom sehr seltenen Wespenbussard wurden dort registriert.

Nicht anders sieht die Konzentrationszone in Salzstettens Spitalwald aus: Hier konstatierte Klemm, dass alle sieben in 2014 erfassten Rotmilan-Reviere bestätigt werden können und darüber hinaus zwischenzeitlich sogar fünf weitere Reviere hinzugekommen sind. In beiden Konzentrationszonen der WEA findet daher eine sehr hohe "Flugaktivität" statt – die Voraussetzungen für jeweilige "Dichtezentren" des Rotmilans sei bei beiden Standorten unzweifelhaft bestätigt. Dies bedeute, dass bei Erstellung von WEA in diesen Gebieten ein sehr hohes Tötungsrisiko für die Vögel gegeben sei. Klemm verweist in seinem Gutachten auch auf die einschlägigen Bewertungsempfehlungen der LUBW und die Schriftsätze des UM BW (Umweltbundesamts) sowie auf einschlägige Gerichtsverfahren zu diesem Thema aus jüngerer Zeit.

Die Tatsache, dass weder der GVV Dornstetten noch die Gemeinde Waldachtal damals im eigenen Auftrag ein Artenschutzgutachten machen ließen, rief die IG unter Armbruster und Schmid erst richtig auf den Plan. Groß war die Sorge, dass ein Betreiber von WEA ein "Gefälligkeitsgutachten" erhalten könnte, weshalb sich die IG, der NABU und weitere Bürger mit Spenden zusammenschlossen. Das Gutachten der Bioplan darf definitiv und zweifelsfrei als "unabhängig" und "unbefangen" betrachtet werden.

All dies wusste Alt-Bürgermeister Heinz Hornberger bereits auf der Bürgerversammlung im März 2014: "Die Windkraft für die Gemeinde Waldachtal können wir komplett vergessen", sagte dieser damals. Er hat Recht behalten.