Die Katholiken hatten auf ihrer Wanderung keinen guten Draht zu Petrus. Fotos: Maier Foto: Schwarzwälder-Bote

Religion: Lektoren, Kommunionhelfer und Kirchengemeinderäte wandern zur Zinsbachkapelle-Gedenkstätte

Waldachtal/Pfalzgrafenweiler. Eine spirituelle Wanderung zur Zinsbachkapelle-Gedenkstätte hat sich die katholische Seelsorgeeinheit Waldachtal/Pfalzgrafenweiler für das Jahrestreffen der Lektoren, Kommunionhelfer und Kirchengemeinderäte einfallen lassen.

Rund 30 Teilnehmer machten sich von der katholischen St. Martinkirche in Pfalzgrafenweiler aus auf den Weg in das geschichtsträchtige Zinsbachtal, wo im Mittelalter neben der Zinsbachkapelle ein Gasthaus und Pfründhaus stand. 120 Personen – ehrenamtliche und hauptamtliche kirchliche Mitarbeiter mit Partner – waren eingeladen. Wetterbedingt blieb die Zahl der Teilnehmer überschaubar. Als Christen gemeinsam unterwegs zu sein, ist Pfarrer Anton Romer ein wichtiges Anliegen.

An fünf Stationen gestalteten die beiden Gemeindereferentinnen Elisabeth Schemminger und Ellen Schlenker eine Station mit Bibel-Lesungen und geistigen Impulsen, Rosenkranz-Gebet und Liedern. Nur Wetterkapriolen machten einen Strich durch die Rechnung: An diesem Tag schienen die Katholiken auf ihrer Gebetswanderung keinen guten Draht zu Petrus zu haben, denn am Zielort schüttete es aus allen Wolken. Begrüßt an der Gedenkstätte im Zinsbachtal wurden die Pilger mit Glockengeläut von der 1841 bei Kurtz in Reutlingen gegossenen Feuerglocke der Gemeinde Pfalzgrafenweiler. Läutmeister Frieder Haug, seit 35 Jahren Vorsitzender des Schwarzwaldvereins Pfalzgrafenweiler und Jagdkamerad von Pfarrer Romer, erzählte von dem jährlichen Jakobusfest, zu dessen zehnter Jubiläumsfeier in diesem Jahr mehr als 300 Pilger gekommen sind. Er berichtete, wie der spirituelle Ort mit Kapelle "Unser liebe Froun Zinßbach" schon von dem bekannten Albrecht Dürer Schüler Hans Baldung Grien (1484/85 bis 1545) im Jahr 1515 als Gesamtanlage skizziert worden ist.

Geschichte wird lebendig

Erst der Orkan Lothar beförderte 1999 die Entdeckung des Standorts der ehemaligen Zinsbachkapelle zu Tage. Der Schwarzwaldverein engagierte sich dann, dieses Stück Heimatgeschichte wieder lebendig zu machen und eröffnete 2006 den neugestalteten historischen Platz. Im Zuge der Jakobus-Pilger-Mania und der Besonderheit dieses kulturhistorischen Ortes mit Herberge (und vier Schlössern in der Umgebung) ist 1525 die Peter und Paul-Kirche in Pfalzgrafenweiler in Jakobskirche umbenannt worden. Eine besondere Aufwertung erfuhr der Gedenkplatz durch die Stiftung eines bronzenen Jakobus-Pilgers durch die als D. Diane bekannte Künstlerin durch Vermittlung von Historiker Gerhard Raff. Eine kleine Kopie der wertvollen Skulptur von Stifterin Ihrer königlichen Hoheit Herzogin Diane von Württemberg und Prinzessin von Frankreich brachte Haug mit. Aus Sicherheitsgründen kann das Original, das einen Stammplatz im Turmeingang der Jakobskirche Pfalzgrafenweiler erhalten hat, nur zum jährlichen Jakobusfest um den 25. Juli in der Zinsbach-Gedenkstätte gezeigt werden.

Dies sei ein besonderer Ort der Ökumene und der Gottesbegegnung, der heute wie früher Pilger anziehe, meinte Pfarrer Anton Romer. "Ich fühle mich an diesem Platz wohl." Nach der Melodie des Mölltaler-Liedes "Ein kleines Kirchlein" besang der Pfarrer diesen heiligen Ort, an dem schon vor über 500 Jahren Pilgerwege vorbeiführten. Heute sei er konfessionenverbindend. Der idyllisch gelegene Gedenkplatz, so Romer, sei ein "sehr guter Platz, um Ruhe zu finden von Stress und Hatz". Die Gottesmutter Maria sei die erste christliche Pilgerin gewesen, wenngleich sich in der Heiligen Schrift kein Vermerk finde, dass die Christusträgerin getauft worden ist. Früher hätten Gläubige ihre Sorgen in der einstigen Marienkapelle abladen können. Dazu informierte Frieder Haug: "Maria werden 70 Pflanzen zugeordnet. 20 haben wir hier." In den letzten zwei Jahrzehnten erfreut sich das Pilgern insbesondere auf dem Jakobusweg neuer Beliebtheit. Bevor es zum gemütlichen Beisammensein in St. Martin nach Pfalzgrafenweiler zurück ging, sangen die Pilger der katholischen Seelsorgeeinheit das Magnificat, das einzige Gebet, das man von Maria kennt.