Kathrin Zink-Jakobeit (39): "Bewährtes darf nicht wegfallen. In Salzstetten müssen wir unseren Status Quo erhalten." Foto: Maier Foto: Schwarzwälder-Bote

Kathrin Zink-Jakobeit setzt sich für Zukunftsfähigkeit Salzstettens ein / Für Neubürger attraktiv bleiben

Waldachtal-Salzstetten. Die Zukunftsfähigkeit, die ihre Heimatgemeinde Salzstetten im Allgemeinen und junge Familien im Besonderen betreffen, treibt Kathrin Zink-Jakobeit um. Die 39-jährige Diplom-Psychologin macht sich Gedanken um das Heute und Morgen. Als Elternbeiratsvorsitzende der Grundschule und frühere Elternbeirätin im Kindergarten setzt sich die ausgebildete Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeutin besonders für das sehr gut funktionierende Bildungshaus (Grundschule mit Kindergarten und Kleinkindgruppe) in Salzstetten ein. Die selbstständige Qualitäts-Auditorin und Teamtrainerin ergreift mit den Elternbeiratsvorsitzenden aus Kindergarten und Grundschule die Initiative für einen Förderverein "Bildungshaus Salzstetten", der am Freitag, 9. Mai, um 19 Uhr in der Grundschule gegründet werden soll.

Wie ist es um die Zukunftsfähigkeit von Salzstetten bestellt?

Ich meine, wir verfügen über wichtige Grundlagen für eine gute Zukunftsfähigkeit: so zum Beispiel eine gute Infrastruktur für Familien. Zentral hierfür sehe ich unsere hervorragende Bildungseinrichtung für Kinder von eins bis zehn, das heißt Kleinkindgruppe, Kindergarten und Grundschule unter einem Dach. Wir haben Geschäfte des täglichen Bedarfs und eine gute ärztliche Versorgung. Zahlreiche kleine und mittelständische Unternehmen bieten Arbeitsplätze am Ort sowie Weltfirmen in der Gemeinde und der näheren Umgebung. Für den Notfall haben wir einsatzbereite Feuerwehr und DRK, die sehr schnell vor Ort sein können, was ich in eigener Not erlebt habe. Das ist sicher auch beruhigend gerade für unsere älteren Einwohner. Ehrenamtliches Engagement ist keine Selbstverständlichkeit. Darüber hinaus haben wir ein großes Angebot an Freizeit und Kultur mit 23 Vereinen, von denen viele Kinder- und Jugendarbeit sowie zahlreiche kulturelle Veranstaltungen leisten. Auch die engagierte Bürgerschaft, die schon Vieles ehrenamtlich auf die Beine gestellt hat, ist ein wichtiger Punkt. Alles in allem also meines Erachtens eine zukunftsfähige Infrastruktur mit Potenzial zur Weiterentwicklung.

Welche Sorgen machen Sie sich um Ihre Heimatgemeinde?

Eine Herausforderung stellt die demografische Entwicklung dar, weil es in Salzstetten und Waldachtal zu wenig Neugeborene gibt und wir auf Zuzug angewiesen sind und junge Salzstetter auch weiterhin im Ort bleiben. Dazu brauchen wir im Wesentlichen entsprechenden Wohnraum und die entsprechende Infrastruktur. Beispiel: In der ersten Schulklasse ist die Hälfte der Eltern der Kinder zugezogen. Fragt man nach, warum die Eltern sich gerade Salzstetten ausgesucht haben, stellt es sich so dar, dass das Herzstück einfach unser Bildungshaus mit seinem attraktiven Bildungs- und Betreuungsangebot ist.

Was zeichnet das Bildungshaus in Salzstetten aus?

Die Bildungseinrichtung wird mit ganz viel Herz und Verstand, mit sehr großem persönlichen Engagement in familiärer Atmosphäre geführt. Man geht auf die individuellen Bedürfnisse der Kinder ein. Mit einem breiten, modernen pädagogischen Angebot wird jedes Kind optimal gefördert. Das kann ich gut beurteilen, weil ich schon viele Einrichtungen in ganz Deutschland gesehen habe. Das, was unser Bildungshaus macht, ist einfach Klasse! Sie reden nur wenig darüber.

Was vermissen Sie in der Infrastruktur von Salzstetten?

Eine erste Umfrage des Elternbeirats hat gezeigt, dass es Ganztages-Betreuungsbedarf in Kindergarten und Grundschule gibt, über das bisherige Angebot hinaus. Diesem Bedarf müssen wir gerecht werden. In Kürze wird dazu eine ausführliche Umfrage folgen. Der Förderverein für unser Bildungshaus, den wir neu gründen wollen, wird sich unter anderem auch dahingehend engagieren.

Ist der Ort attraktiv für Neubürger?

Was unsere oben beschriebene Infrastruktur angeht mit Sicherheit. Was den Wohnraum angeht, hoffe ich auch. Nach dem neuen Flächennutzungsplan dürfen keine neuen Baugebiete genehmigt werden. Aber aufgrund der demografischen Entwicklung werden Immobilien frei. Salzstetten mit seinen fast 1800 Einwohnern als größter Teilort von Waldachtal hat damit meines Erachtens auch mittelfristig ein verhältnismäßig gutes Zuzugs-Potenzial und damit auch Waldachtal. Das ist wichtig. Denn sollten wir keinen Zuzug haben, hätte das Konsequenzen für die Infrastruktur, den Wert der Immobilien usw.

Wie ist Ihre Einschätzung zur Diskussion um die Abschaffung der Ortsverfassung?

Ich bin für den Erhalt des Ortschaftsrates, weil er in der Vergangenheit sehr wichtige Beiträge für die Dorfentwicklung geleistet hat. Gerade im Hinblick auf die anstehenden Zukunftsaufgaben dürfen wir einen gut funktionierenden Ortschaftsrat mit einem engagierten Ortsvorsteher glücklich sein. Ich kann mir nicht vorstellen, so ein Gremium einfach abzuschaffen. Es ist ein gut etabliertes Ratsgremium, das die Belange des Ortes wahrnimmt. Ich finde: Dinge, die sich bewährt haben und nach wie vor bewähren, darf man gerne beibehalten – oder "Never change a running team". Ich sehe für uns aktuell keinen Vorteil in einer Abschaffung.

Was ist zu tun, um die 1780 Einwohner-Gemeinde attraktiv zu halten?

Unseren "Status quo" zu halten und – wie bereits erwähnt – entsprechend dem Bedarf anzupassen – das ist unser größtes Potenzial. Sollte ein Haus für betreutes Wohnen nicht kommen, müssen wir uns weiter Gedanken machen, wie wir unseren älteren Menschen gerecht werden. Vorstellbar wären auch kleine kostenneutralen Ideen, wie zum Beispiel den Senioren ein Mittagessen anzubieten, so wie für die Schüler auch.

Wie schätzen Sie das Verhältnis Salzstetten zu Waldachtal ein?

Ich vergleiche Waldachtal mit einer bunten Patchwork-Familie. Es sind viele verschiedene Mitglieder mit unterschiedlicher Geschichte, Struktur und verschiedenen Bedürfnissen. Damit das Miteinander gut funktionieren kann, ist es von grundlegender Bedeutung, dass man versucht, Hintergrund und Anliegen der Einzelnen zu verstehen und ernst zu nehmen. Mit diesem gegenseitigen Respekt kann man gemeinsame Lösungen finden. In erster Linie sollten Konsens-Entscheidungen gesucht werden. Auch in einer Familie muss man alle Mitglieder berücksichtigen. Ein Drittel der Waldachtaler wohnen in Salzstetten und ungefähr 40 Prozent der Fläche ist Gemarkung Salzstetten. Diese Struktur bietet Chancen und Möglichkeiten, aber auch Risiken, für Salzstetten und für Waldachtal. Auch hier muss man in Waldachtal zu einem guten Miteinander finden.

Welche Themen wollen Sie noch anstoßen?

Wir müssen jetzt die Weichen richtig stellen, Bewährtes erhalten und ausbauen und Zukunftsvisionen entwickeln, wie wir mit wenig Mitteln viel erreichen können. Oft braucht es nur die richtige Idee zum richtigen Zeitpunkt und Menschen, die dahinter stehen. Der Förderverein Bildungshaus Salzstetten will sich daran gerne beteiligen und wir freuen uns über alle, die uns in dieser Arbeit unterstützen.

u Die Fragen stellte Walter Maier.