Kinder lernen von Hobby-Imker Eduard Singer vieles über das Leben der Insekten / Bürgle-Park beliebtes Ziel für Exkursionen

Von Walter Maier

Waldachtal-Salzstetten. So lebt die kleine Honigbiene: Neun Mädchen und Jungen der Gruppe Blinkis aus dem Kindergarten Salzstetten folgten im Bürgle-Park den fachkundigen Erklärungen des einheimischen Hobby-Imkers Eduard Singer.

Der 70-Jährige betreibt in Salzstetten eine Bienenzucht mit sieben Völkern. Für 2016 hat er schon sechs Ableger gebildet: "Das sind meine Rennpferde für das nächste Jahr." Im Jahr 2014, so Singer, brachte er von elf Völkern nur drei durch. Das Arbeiten für die Bienenzucht ist aufwendig.

Wissbegierig umlagerten die Fünfjährigen den Imker und den Bienen-Schaukasten, den Park-Gastgeber Dieter Mezger ob der großen Hitze von über 34 Grad mit einem schützenden Tuch abgedeckt hatte. Denn: Auch die Bienen brauchen Kühlung. Erzieherin Andrea Kaupp und Ina Groß vom Kindergarten-Team begleiteten die Kinder, die sehr aufmerksam und interessiert waren. Freilich wurden die Kinderschüler im Rahmen ihrer Bienen-Projektwochen schon sehr gut vorbereitet auf den Besuch beim Imker. Sie lernten Honig als wertvolles Lebensmittel und gesundes Naturprodukt kennen. Den 40 Kindern im Kindergarten Blinkender Sonnenstern Salzstetten wird schon frühzeitig vermittelt, wie bedeutend eine bewusste Ernährung ist.

Was ist die Sprache der Bienen? Zur Verständigung bedienen sie sich des Schwänzeltanzes, des Ring-, Schüttel- und Zittertanzes.

Die Königin des Bienenvolks legt am Tag rund 2000 Eier

Vor Ort ließen sich die Kinder den Unterschied zu den Wespen erklären, die mehrmals stechen können. Eine Biene stirbt nach einem Stich. Ruhig und besonnen bleiben ist das beste Rezept, um die emsigen Hautflügler nicht nervös zu machen. Noch keines der Kindergartenkinder ist beim Besuch des Imkers gestochen worden. Genauer unter die Lupe nahmen die Kinder den Schau-Bienenkasten im Naturgarten von Ellen und Dieter Mezger. Gut beobachten konnten sie die Wächter-Bienen, die den Eingang zum Stock gegen Eindringlinge verteidigen. Tausende von Arbeiterbienen summten im Schaukasten und alle Kinder reckten ihre Hälse, um unter Drohnen und Arbeiterbienen die Königin zu entdecken, die am Tag 2000 Eier legt. Eine Arbeiterbiene, so Singer, habe eine Lebenszeit von nur vier Wochen. Unglaublich: Honigbienen gibt es auf der Erde schon seit etwa 100 Millionen Jahren.

Die Kinder staunten, als Singer die Zahl eines starken Bienenvolkes auf bis zu 60 000 Bienen bezifferte. Im Mai und Juni müsse ein Imker besonders aufpassen, weil die alte Königin oftmals ihren Kasten verlässt und sich das ganze Bienenvolk in etwa zehn Metern Entfernung als Schwarmtraube an einem Baum niederlässt. Dann müsse er schnell reagieren. Möglichst binnen fünf Stunden sollte er das ausgerückte Bienenvolk wieder einfangen. Bei ihrer Arbeit fliegen die nützlichen Fluginsekten ansonsten meist nur einen Radius von einem Kilometer, um Nektar zu sammeln.

Schuld am besorgniserregenden Bienensterben sind neben der Varroa-Milbe, der Eduard Singer nicht mit Chemie, sondern mit natürlicher Ameisen- und Oxalsäure zu Leibe rückt, besonders Pestizide durch die intensive Landwirtschaft und das Fehlen von Blumenwiesen, weil die Bauern mehrmals Silage machen. Bienen sind unentbehrlich für ein funktionierendes Ökosystem, insbesondere für das Bestäuben von Nutzpflanzen. Denn: Zuerst sterben die Bienen, dann die Menschen.

Kaum erwarten konnten es die Kinder, frischen Blütenhonig vom Frühjahr zu schlecken. Einfach lecker. Die Kinder beantworteten die Frage nach ihrem Interesse, auch mal Imker zu werden, mit einem lauten "Ja". Welch ein Wunder: Im Kindergarten hatten sie schon Imker-Kostüme angefertigt. Eduard Singer durfte sich als Bienenkönig fühlen, denn die Kinder umschwärmten ihn mit selbst gebastelten Maja-Bienen und einem Geschenk. Gleichwohl dankten sie den Park-Gastgebern Dieter und Ellen Mezger für Getränke und Eis, und dass sie jede Woche in den großen Natur-Park kommen dürfen.

Erzieherin Andrea Kaupp sagte, dass der Kindergarten diese grüne Oase regelmäßig zu Exkursionen nutze, da der Bürgle-Park so nahe gelegen ist. Bei ihrem wöchentlichen Naturtag freuen sich die Kinder, die Natur und Tiere zu beobachten, von der Kaulquappe bis zum Frosch. Vor allem die Wasserspiele sind für sie ein Eldorado. Auf Einladung der Familie Mezger dürfen die Kinder auch an Früchten und Beeren naschen. Andrea Kaupp hob die Gastfreundschaft des Ehepaares Mezger hervor: "Beide Seiten freuen sich über die Begegnungen und das Wiedersehen."

Stolz präsentierte Dieter Mezger die gelungene Anpflanzung von blühenden Hakenlilien der Sorte Powelli Rosea. Nach drei Jahren haben die Mezgers in diesem Jahr durchschlagenden Erfolg, denn diese Lilien gedeihen kaum in einer Höhenlage von 680 Metern, wie sie im zwei Hektar großen Naturgarten im Nordschwarzwald gegeben ist. Die Parkbetreiber hatten die Knollen tief gesetzt und einen sonnig-warmen Standort ausgewählt.