Gesundheit: Rettungssanitäter als Aufsichtspersonen in Herzsportgruppen für Kultusministerium inakzeptabel

Waldachtal-Salzstetten. Das Kultusministerium Baden-Württemberg sieht keinen Handlungsbedarf für Zulassung von Rettungssanitätern als Übungsaufsicht bei Herzsportgruppen. Der Landtagsabgeordnete Timm Kern (FDP) hatte einen entsprechenden Antrag gestellt. Klaus Gebauer, Vorsitzender der Herzsportgruppe Salzstetten verweist auf Umfragen und kritisiert die Einschätzung von Verbänden und Ministerium.

Timm Kern sagte auf die Reaktion des Ministeriums hin: "Die Antwort des Ministeriums spricht nicht für eine ernsthafte Prüfung des Anliegens der Salzstetter Herzsportgruppen. Wenn die Kultusministerin allein auf Basis der Reaktionen von Verbänden und Bundesgesetzen den Verbesserungsvorschlag niederschlägt, wird es höchste Zeit, dass sie sich ein realistisches Bild der Situation der Herzsportgruppen im ländlichen Raum macht."

Ärzte fehlen

Im Mai tauschte sich Kern mit Klaus Gebauer und weiteren Mitgliedern der Herzsportgruppe Salzstetten aus. Die Vereinsvertreter baten den Abgeordneten, sich dafür stark zu machen, dass nicht nur Ärzte, sondern auch ausgebildete Rettungssanitäter die Aufsicht der wöchentlichen Übungseinheiten übernehmen dürfen. Wegen des Ärztemangels komme es schon heute vor, dass Übungseinheiten der Herzgruppen ausfallen müssen. Der FDP-Sozialexperte im Landtag, Jochen Haußmann, brachte daraufhin einen Antrag ein, der diese Forderung beinhaltete.

Die Antwort des Kultusministeriums liegt nun vor. Es holte Stellungnahmen von Behinderten- und Rehabilitationssportverbänden ein. Zu den statistischen Entwicklungen der Herzsportgruppen schreibt Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) mit Verweis auf Verbandsrückmeldungen: Der Rehabilitationssport weise speziell in Herzsportgruppen seit Jahren stagnierende Teilnehmerzahlen auf, obwohl die Zahl der Herzpatienten zunehme. Und weiter: Es gebe nur sehr vereinzelt Fälle, in denen es aufgrund der Präsenzpflicht eines Arztes oder einer Ärztin Schwierigkeiten gegeben habe, Herzsportgruppen aufrechtzuerhalten. Auf die Möglichkeit, "bei einem entsprechenden Mangel auch besonders erfahrene Rettungsassistenten oder Notfallsanitäter zum Einsatz kommen zu lassen", antwortete Kultusministerin Eisenmann (CDU) mit Verweis auf bundesgesetzliche Vorgaben: "Aufgrund dieser gesetzlichen Vorgabe können Rettungsassistenten oder Notfallsanitäter einen Arzt beziehungsweise eine Ärztin im Rehabilitationssport nicht ersetzen. Der betreuende Arzt oder die betreuende Ärztin der Herzsportgruppen strukturiert das gesamte Übungsprogramm und stellt im Notfall die erste Hilfe sicher."

Für den Vorsitzenden der Salzstetter Herzsportgruppe, Klaus Gebauer, ist diese Antwort unbefriedigend: "Der Grund für stagnierende Teilnehmerzahlen beim Herzsport, obwohl die Zahl der Herzpatienten zunimmt, sind die strengen Auflagen an eine Herzsportgruppe. Alle  Voraussetzungen zu erfüllen, die Auflagen abzuarbeiten und die Verwaltung einer Herzsportgruppe sind im Ehrenamt praktisch nicht machbar. Das Ehrenamt ist überfordert und benötigt fachliche Hilfe." Gebauer zitierte aus einer bundesweiten Umfrage unter Herzsportgruppen: "49 Prozent der Herzgruppen beklagen aktuell den Ärztemangel, 78 Prozent sehen im Ärztemangel bis in fünf Jahren ein großes Problem. Es schmerzt, wenn stets über den Ärztemangel im ländlichen Raum diskutiert wird, aber andererseits dieses Problem von den Verbänden und dem Ministerium nicht wahrgenommen wird."