Kommunales: Ein keltisches Gräberfeld liegt im Planungsbereich des angedachten Wohngebiets Lange Furch in Salzstetten

Von Eberhard Wagner und Ingrid Letzgus

Waldachtal-Salzstetten. Aufgrund der Ergebnisse der frühzeitigen Beteiligung für die Generalfortschreibung des Flächennutzungsplanes Waldachtal 2030 wurde in der öffentlichen Ortschaftsratsitzung am vergangenen Mittwoch über einzelne Stellungnahmen beraten.

Bürgermeisterin Annick Grassi führte hierzu aus, dass im Frühjahr 2014 alle Ortschaftsratgremien und im Anschluss auch der Gemeinderat Waldachtal Änderungen für die Generalfortschreibung des FNP 2030 beschlossen hatten. Salzstetten hatte sich zuletzt im September 2015 mit dem Stand des Verfahrens zur generellen Fortschreibung befasst.

Das Ergebnis der vorliegenden Stellungnahmen fiel indessen jedoch recht ernüchternd aus. Insbesondere das Gebiet Lange Furch, welches als Wohnbaufläche vorgesehen war, birgt eine kleine Besonderheit, welche bei einer Bebauung Probleme mit sich bringen könnte. Grassi verwies hierbei auf die Stellungnahme des Regierungspräsidiums Stuttgart, Abteilung Denkmalschutz. Laut dieses Schreibens befindet sich im Planungsbereich ein keltisches Gräberfeld (Kulturdenkmal nach §2 DschG). Das Landesamt für Denkmalpflege ist somit im Vorfeld aller Planungen, die mit Bodeneingriffen verbunden sind, rechtzeitig einzubinden. Denn, so wörtlich im Text des Amtes: "Es sind möglicherweise vor einer eventuellen Bebauung archäologische Ausgrabungen notwendig." Um die Ausdehnung des dort vermuteten Gräberfeldes abzuklären, müssten dann im Vorfeld geeignete Prospektionsmaßnahmen durchgeführt werden. Die Bauverzögerungen während eines solchen Vorgangs seien dann laut Grassi nicht mehr abzuschätzen. Nach Rücksprache mit Thomas Grötzinger (Ingenieurbüro Gfrörer) könne so ein Prozess nach dessen Erfahrung sehr lange dauern. Unter Umständen könne es demnach dann auch Jahre dauern, bis es überhaupt zur Bebauung kommen dürfe, je nachdem, in welchem Stadium es zu Proben kommt.

Für Vorschläge offen

Aufgrund dieses Sachverhaltes haben Grassi und die Gemeindeverwaltung die Überlegung angestrengt, die Flächen vollständig aus dem FNP zu nehmen. "Das ist jedoch nur eine Überlegung – ich bin für Vorschläge offen", bot Grassi an.

Der Ortschaftsrat zeigte sich zu Beginn der Diskussion etwas konsterniert – jedoch waren sich alle Räte darüber einig, dass eine Lösung gefunden werden muss. Rat Roger Ganszki sah die Angelegenheit sehr kritisch: "Wir müssen unbedingt Alternativflächen suchen. Das ist lebensnotwendig für den Ort." Rat Bernd Schittenhelm stimmte Ganszki zu und äußerte seine Bedenken, dass sich der Zuzug nach Salzstetten verringern und ergo sich der Wegzug steigern würde, wenn es gerade für jüngere Leute nicht die Möglichkeit zum bauen geben würde. "Wir werden dann recht schnell eine Rentnergemeinde in Salzstetten", befürchtete er.

Nach eingehender Beratung wurde der Beschluss gefasst, die Fläche im FNP zu lassen und diesbezüglich weiter zu recherchieren. Parallel werden nun einzelne Punkte wie das Gebiet im Lettenberg-Breitenacker und Heuberg-Kesselweg auf realistische Umsetzung überprüft.

(ew) Die Kelten besiedelten in zahllosen Stämmen und Sippenverbänden ganz Mitteleuropa – von Nordwestspanien (Keltiberer) und den britischen Inseln über die deutschen Mittelgebirge bis Böhmen und Teile Ungarns – und zogen bis nach Kleinasien (Gallater). Somit ist die damalige Besiedelung im heutigen Waldachtal, wie überhaupt im Kreis Freudenstadt, Fakt. Dies wurde bereits anhand von zahlreichen Funden dokumentiert. Die Keltengräber spezifisch in Salzstetten sind keltische Grabhügel aus der Hallstattzeit, also der Zeit zwischen 800 v. Chr. und 450 v. Chr. Der Bereich der Grabhügel ist ein Bodendenkmal nach dem Baden-Württembergischen Denkmalschutz. Bereits 1895 wurden im Wald Schlatt zwei Grabhügel ausgegraben – einer davon enthielt eine hölzerne Grabkammer mit einer spät-hallstattzeitlichen Frauenbestattung. Es waren Reste der Trachtausstattung erhalten: ein Bronzehalsring und Reste von zwei reich verzierten sogenannten Tonnenarmbändern aus Bronzeblech. Nicht weit von dieser Stelle entfernt stieß man im Jahr 2000 bei Erdarbeiten auf ein weiteres Grab des 6. Jahrhunderts v. Chr., das von dem ehrenamtlich Beauftragten der archäologischen Denkmalpflege Bernhard Würger fachgerecht geborgen werden konnte.