28-Jährige wird neue Bürgermeisterin der Gemeinde Waldachtal / 59,8 Prozent der Stimmen / Müller holt 27,1, Geiger 12,7 Prozent

Waldachtal (il). Von Anfang an war es spannend im Waldachtal: Am gestrigen Sonntag sollten die insgesamt 4761 wahlberechtigten Bürger im Waldachtal einen neuen Bürgermeister wählen. Am Ende gab es einen überraschend deutlichen Sieg für Annick Grassi.

Drei Kandidaten standen zur Bürgermeister-Wahl: der gebürtige Lützenhardter Nikolaus Geiger, im Hauptberuf Soldat der Bundeswehr, der aus Freudenstadt stammende Florian Müller sowie die aus Hörschweiler stammende Annick Grassi.

Die Wahlbeteiligung war in einigen Teilorten wie Tumlingen, Cresbach und sogar Salzstetten bis zum Mittag noch "recht dürftig". Sehr zufrieden zeigte sich Ortsvorsteher Ludwig Blum (Lützenhardt), der bis zum Mittag eine hohe Wahlbeteiligung verzeichnete. "Wenn es so weiter geht, erreichen wir fast 50 Prozent", prognostizierte Blum deshalb.

Voraussagen wagte keiner der Wähler zu treffen – im Gegenteil. Es schien fast, als ob einige bis kurz vor dem Urnengang noch unentschlossen waren: Die Frage, "Wen wähle ich jetzt nur?", war mehrfach vor den Wahllokalen zu hören.

Mit Hochspannung wurde die Auszählung des Ergebnisses erwartet, die im kleinen Festsaal des Gemeindesaals in Tumlingen erfolgte. Minute auf Minute verging, und die Spannung war fast schon erdrückend, bis der noch bis 12. November amtierende Bürgermeister Heinz Hornberger vor das Mikrofon im großen Saal trat.

Die anwesenden Bürger spendeten ihrem seit 40 Jahren im Amt befindlichen Schultheiß, der als Wahlleiter fungierte, tosenden Applaus. Immerhin befand sich Hornberger lange im Krankenstand, doch diesen Termin wahrzunehmen, war ihm ein großes Bedürfnis. "Danke, das tut richtig gut", freute er sich über die Beifallskundgebungen der Bürger.

Danach ging es Schlag auf Schlag: Hornberger spannte die Leute nicht auf die lange Folter und gab kund: "Wir haben ein Ergebnis. Wir haben sogar ein eindeutiges Ergebnis!" Danach war auch dem letzten Besucher klar: Ein Nachfolger steht bereits im ersten Wahlgang zum neuen Bürgermeister fest.

"Wir haben eine neue Bürgermeisterin", fuhr Hornberger fort. Zunächst herrschte nach diesem Satz eine fast unerträgliche Stille, bevor tosender Applaus aufkam: Annick Grassi hatte das Rennen gemacht.

Mit sage und schreibe 1577 Stimmen und der überwältigenden absoluten Mehrheit von 59,8 Prozent fand Grassi die Zustimmung der Waldachtaler Bürger. Ihre männliche Konkurrenz um den Posten des Bürgermeisters landete abgeschlagen auf den Plätzen. Ein solches Ergebnis hatte wirklich niemand erwartet. Selbst die Hauptverwaltung in Tumlingen rechnete eher mit einem zweiten Wahlgang, weil in der Tat niemand hätte voraussagen können, wer von den Kandidaten die Gunst der Bürger erhalten würde.

Kandidat Florian Müller erhielt 714 Stimmen (27,1 Prozent) und Nikolaus Geiger erhielt 336 Stimmen (12,8 Prozent).

Annick Grassi, die also nun im November das Amt der Bürgermeisterin im Waldachtal antreten wird, stand sichtlich gerührt neben ihren Konkurrenten und starrte auf den Wahlausschuss, als könne sie das eindeutige Ergebnis nicht glauben. Innerlich bewegt nahm sie die Nachricht entgegen, ihre Augen leuchteten und ein paar kleine Tränen der Freude traten hervor.

Hornberger wünschte seiner Nachfolgerin alles erdenklich Gute und beglückwünschte sie zu ihrem Wahlsieg.

Es dauerte auch nicht lange, bis Grassi vor das Mikrofon trat. Wer erwartet hatte, dass sie eine lange, bewegende Rede halten würde, sah sich getäuscht.

Sie hatte wohl auch keine Rede vorbereitet. Dennoch gab sie sofort eine gute Figur ab: "Ich bin froh und überwältigt", sagte sie. In Richtung ihrer Mitbewerber bedankte sie sich: "Es war ein sehr fairer Wahlkampf." Besonderen Rückhalt im Wahlkampf habe sie in ihrem Ehemann Yoann Grassi und ihren Eltern erhalten.

Damit ließ sie es bewenden und nahm die Glückwünsche ihrer künftigen Amtskollegen wie etwa Bürgermeister Dieter Bischoff aus Pfalzgrafenweiler oder Bürgermeister Christoph Enderle aus Loßburg entgegen.