Großen Aufwand betreiben die Fischerfreunde Salzstetten, um ihren See, ihr Fischgewässer, zu unterhalten. Vorsitzender Martin Wehle betont: "Den Naturschutz haben wir immer im Auge." Foto: Maier

Fischerfreunde Salzstetten werden von Aktivisten massiv angegangen. Naturschutz-Richtlinien zusätzliches Problem.

Waldachtal-Salzstetten - Keinen leichten Stand haben die Freizeit-Angelsportler heutzutage, weil sie unter anderem von den Tierschutz-Aktivisten der Tierrechtsorganisation PETA öfters massiv angegangen und sogar angezeigt werden. Die Fischerfreunde Salzstetten haben es besonders schwer.

Sie sind zum einen solcherlei Konfrontationen ausgesetzt und müssen sich obendrein an die Richtlinien des Natur- und Landschaftsschutzgebietes Salzstetter Horn, in dem ihr Gewässer liegt, halten.

"Uns wird das Leben immer schwerer gemacht", klagt Vize-Vereinsvorsitzender Karl Kaupp, der das Vereinsschiff bis zum Jahr 2012 elf Jahre lang als Vorsitzender steuerte über den Affront der Tierschützer. Sein Nachfolger ist Martin Wehle, der die Führungsaufgabe 2013 übernommen hat. Karl Kaupp redet Klartext: "Zuerst die Jäger, jetzt die Fischer."

Fischer dürfen keine Hütte bauen

Beide Zielgruppen seien ins Visier der Tierschützer geraten. Weil der See der Sportangler in Salzstetten im Natur- und Landschaftsschutzgebiet Salzstetter Horn liegt, dürfen die Fischer auch keine Fischerhütte bauen. Die Auflagen besagen, in der Natur nichts zu verändern. Nur eine kleine Maßnahme – einige Bäume roden – durfte der Bauhof der Gemeinde Waldachtal nach Genehmigung durch das Landratsamt Freudenstadt vornehmen.

Neun Sportangler betätigen sich bei den Fischerfreunden Salzstetten als Petrijünger: Siegfried Dettling, Kurt Geiger, Karl Kaupp, Wilhelm Krauss, Werner Luger, Dirk Reitz und Martin Wehle sowie die beiden Mötzinger Gunter Haas und Ralf Braun.

Jüngst beteiligten sich 38 Angelsportler im Einzel und 24 Mannschaften zu je drei oder zwei Anglern beim Seefest der Fischerfreunde Salzstetten am Brühlbachsee im Hölderle. Zum Freundschaftsfischen 2015 kamen unter anderem Angelsportfreunde aus der Gemeinde Waldachtal – den beiden Angelsportvereinen Hörschweiler und Lützenhardt – und beispielsweise aus Lombach, Wittendorf und Schönmünzach.

Die 1977 gegründeten Fischerfreunde haben inzwischen schon fast ein halbes Dutzend Freundschaftsfischen veranstaltet. Das Fest wird gern besucht, so auch beim Fest in diesem Jahr. Im ehemaligen Rückhaltebecken für die frühere Salzstetter Sägemühle haben die Freizeit-Angler hauptsächlich Forellen und Karpfen eingesetzt. Der Frischwasser-Zulauf erfolgt vom Eisbach. 2014 war ein besonderes Jahr: Denn wegen der Umgestaltung von zwei Seen in einen See sowie die damit verbundenen Pflege- und Sanierungsmaßnahmen gab es im Vorjahr kein Angelsportfest in Salzstetten. Freundschaftsfischen, so Martin Wehle und Karl Kaupp, dienen über die Kameradschaftspflege hinaus zur Deckung des Eigenbedarfs an Fisch für die Angelsportler. "Mir geht es nicht um Remmidemmi am See oder um eine Fischerhütte, sondern um den Schutz der Natur", bekräftigt Vorsitzender Martin Wehle.

Bei jährlich nur einer Aktion stehe der Nabu öfters im Rampenlicht. Den ganzjährig tätigen Angelsportlern werde ein Maulkorb angelegt. Sie müssten sich im Natur- und Landschaftsschutzgebiet an Auflagen halten und aufwendig arbeiten, um das Gewässer am Laufen zu halten und gutes Fischwasser zu bekommen. Dabei behielten die Fischerfreunde Salzstetten immer den Naturschutz im Auge, und das seit fast 40 Jahren. In Zusammenarbeit mit dem Wasserwirtschaftsamt wolle er, so Martin Wehle, den Schutz der Amphibien und deren Wanderwege wieder anstoßen.

Zu den Anglern meinen die Tierschützer: "Fische sind weder Spielzeug noch Lebensmittel, sondern Lebewesen." Zum Wettfischen, das in Waldachtal seit Jahren nicht mehr praktiziert wird, beziehen die Tierschützer Position: "Dennoch leiden und sterben tausende Fische an der Angelrute – häufig bei rechtswidrigen Wettangel-Veranstaltungen, wie Königsfischen oder Pokalfischen." Das jährlich in beschaulichen Dörfern deutschlandweit veranstaltete Wettfischen ist laut Paragraf 17 Nummer 1 Tierschutzgesetz (TierSchG) rechtswidrig, denn der Erwerb des Fisches für Nahrungszwecke muss den alleinigen Grund für das Angeln bilden. "Wird daneben auch ein sportlicher Zweck verfolgt, insbesondere der Zweck, in einem Wettbewerb Sieger und Platzierte zu ermitteln, so fehlt es an einem vernünftigen Grund, denn solche Zwecke können weder die Tötung noch die Zufügung von Schmerzen und Leiden rechtfertigen." Obendrauf satteln die Tierschützer mit der Behauptung: Fisch ist ungesund. Der Verzehr von Fisch ist für uns Menschen alles andere als gesund. So ist Fisch in der menschlichen Nahrung fast die einzige Quelle für das Schwermetall Methylquecksilber. Auch können Fische hohe Mengen an chemischen Rückständen speichern, darunter PCB (Polychlorierte Biphenyle), Dioxine und Blei. Insbesondere PCB werden mit Infertilität (Unfruchtbarkeit) bei Männern in Verbindung gebracht. Überhaupt erklärt PETA: "Das Angeln lehrt in keinster Weise Respekt gegenüber wild lebenden Tieren, sondern führt vielmehr zu einer zunehmenden Empfindungslosigkeit gegenüber Fischen und gegenüber Lebewesen im Allgemeinen." Dagegen empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) einen zweimaligen Fischverzehr pro Woche mit dem Hinweis: "Entscheiden sie sich bei Fisch für Produkte mit anerkannt nachhaltiger Herkunft."

Info: Tierrechtsorganisation PETA

PETA Deutschland wurde 1993 gegründet und ist eine Schwesterorganisation von PETA USA, der mit über drei Millionen Unterstützern weltweit größten Tierrechtsorganisation. Ziel der Organisation ist es, durch Aufdecken von Tierquälerei, Aufklärung der Öffentlichkeit und Veränderung der Lebensweise jedem Tier zu einem besseren Leben zu verhelfen.