Paul Murdoch sprach beim Christustag in Tumlingen. Foto: Schwarzwälder-Bote

Paul Murdoch ruft beim Bezirks-Christustag in Tumlingen zum Dialog mit Muslimen auf

Von Walter Maier

Waldachtal/Freudenstadt. In Deutschland werden die Christen in absehbarer Zeit in der Minderheit sein. Diese Prognose, die sich auf neue Studien stützt, hob der Hauptredner des Bezirks-Christustags in Waldachtal, Paul Murdoch, Studienleiter am Albrecht Bengelhaus, dem Theologischen Studienhaus in Tübingen, bei seinem Vortrag in der Tumlinger Christuskirche besonders hervor.

Unter dem Titel "Ach, du liebe Zeit" redete Paul Murdoch, stellvertretender Rektor des Tübinger Bengelhauses, über die augenblickliche Zeit des Wandels und der Verunsicherung auch Klartext zu dem, was Christen in den nächsten Jahrzehnten erwartet. "In Deutschland haben wir Mitte dieses Jahrhunderts eine muslimische Mehrheit durch Einwanderung." Er fragte: "Was macht das mit uns Christen?" Murdoch sprach das Phänomen, die Neuaufstellung der Gesellschaft, konkret an: "Wir Christen dürfen nicht als Feinde der Muslime, als Kreuzzügler, sondern als Nachbarn, Kollegen und hoffentlich als Freunde auftreten." Seit Gründung des Islams leben wir dann in einem Kontext, in einer freiheitlichen Gesellschaft. Erstmals könnten Muslime ihren Glauben freiheitlich leben. "Der Druck der Gesellschaft ist nicht maßgeblich."

Christen könnten die Gelegenheit nutzen, in entspannter Atmosphäre ihren Glauben den Muslimen zu erklären und dadurch Vorurteile abzubauen. Hilfreich sei eine Zeit des Dialogs zwischen den Religionen.

In der Tumlinger Christuskirche artikulierte Paul Murdoch: "Es wird auf jeden Fall schwierig werden, sich auf den Weg zu machen von einer geschlossenen Gesellschaft, die Deutschland vor 50 Jahren dominierte, hin zu einer religiös gemischten Gesellschaft. Doch wir können dies auch als Chance begreifen." Langfristig gebe es nur außerhalb Europas ein Bevölkerungsüberangebot. In Deutschland werde die Geburtenrate von 1,4 auf unter ein Kind sinken, die Zuwanderung aber zunehmen. "Der Islam gewinnt in Deutschland an Präsenz", hob Murdoch bei seiner Rede in der Christuskirche hervor. Einerseits könne dies die etwas mehr unbekümmerte jüngere Generation zur Überlegung bringen, dass einem der christliche Glaube wieder mehr bedeutet, oder dazu, Religion gesellschaftlich zu verbannen. Angesichts des Wachstums der islamischen Gesellschaft in Deutschland riet der Tübinger Studienleiter: "Man muss anfangen, offener miteinander zu reden." Angesprochen auf die radikalen Kräfte und Strömungen meinte Murdoch, ihm sei ein kleines reinigendes Gewitter lieber als ein Flächenbrand.