Wird der Standort ZOB in Lützenhardt angesichts der Entwicklung der Nachbargemeinden für Edeka uninteressant? Foto: Wagner

In Haiterbach soll Vollsortimenter entstehen. Bürgermeisterin Grassi befürwortet Nahversorgungsplan Lützenhardt.

Waldachtal - Waldachtal scheint zunehmend ins Hintertreffen zu geraten – zumindest, was die Nahversorgung betrifft. Mit der jüngsten Information aus Haiterbach, einen Super- und Drogeriemarkt zu bauen, tun sich die Waldachtaler schwer.

Der Plan für Haiterbach: Im Baugebiet "Alte Nagolder Straße II" soll ein Gebäude mit dem Vollsortimenter "Rewe" mit 1350 Quadratmeter (qm) Verkaufsfläche im oberen Geschoss und zusätzlichen 600 qm für den Drogeriemarkt Rossmann im Erdgeschoss entstehen. Dadurch droht vor allem den Salzstettern Kaufkraftabfluss, wie das Gutachten der Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung (GMA) prognostiziert. Das GMA-Gutachten weist zwar keine gravierenden Beeinträchtigungen für das städtebauliche Gefüge Waldachtals aus, doch immerhin kalkuliert es durch die Errichtung des Haiterbacher Projekts rund 20 Prozent Kaufkraftabfluss allein aus dem Ort Salzstetten. Diese Annahme bekräftigte auch Ortsvorsteher Wolfgang Fahrner in der Sitzung am Montag. Das Vorhaben Haiterbachs ist deshalb zulässig, weil nicht mehr als 30 Prozent des Umsatzes (Baunutzungsordnung des Landes) außerhalb des Verflechtungsgebietes des Projekts erzielt wird.

Trotzdem wird Waldachtal das Haiterbacher Projekt sauer aufstoßen, denn noch immer sind die Weichen für den Edeka-Markt beim ZOB in Lützenhardt nicht gestellt. Auch wenn die Gemeinde Waldachtal weiterhin an ihrem Nahversorgungsangebot festhalten will, so gilt nach wie vor der "Treff 3000", der ebenfalls mit Edeka-Waren beliefert wird, als Hemmschuh in der Planung. Edeka wird voraussichtlich sein Projekt nicht angehen, solange der Treff 3000 in Lützenhardt Bestand hat und für das Gebäude keine Nachnutzung besteht.

Wie steht die Gemeinde Waldachtal bezüglich ihrer Nahversorgung da? Neben dem "Treff 3000" gibt es nur den Netto-Markt (Salzstetten) mit rund 750 qm Verkaufsfläche – der Rest der Kaufkraft geht Waldachtal verloren. Einen großen Anteil dürfte Horb gewinnen, wo vier Märkte mit insgesamt 10 000 qm Verkaufsfläche locken. Ebenso fahren Kunden in die Nachbargemeinde Pfalzgrafenweiler, wo vier Märkte mit insgesamt 3700 qm Fläche vorhanden sind. Weitere Kunden besuchen Dornstetten, Haiterbach und sogar Altensteig und Nagold.

Nicht unberechtigt wird die Frage im Ortschaftsrat Salzstetten gestellt, ob für Edeka der Standort Lützenhardt dabei nicht uninteressant wird. Aber auch für den Netto in Salzstetten wird es schwerer, denn hier wird ebenfalls befürchtet, dass es Umsatzeinbußen geben könnte, wenn Haiterbach mit dem Vollsortimenter aufwartet. Das Thema wurde auch in der Gemeinderatsitzung erörtert: "Das Thema Edeka beim ZOB ist nicht vom Tisch", sagte Bürgermeisterin Annick Grassi. "Nach wie vor soll diese Nahversorgung für die Bürger realisiert werden."

Problematisch sieht das Gremium die Tatsache an, dass für das Haiterbacher Gutachten derselbe Gutachter tätig war, der die überaus positiven Entwicklungsmöglichkeiten der Gemeinde Waldachtal attestiert hat. Die Räte monierten, dass im Haiterbacher Gutachten lediglich der "Ist"-Stand Waldachtals berücksichtigt wurde, ohne dabei die Planungen und Entwicklungen der Gemeinde zu berücksichtigen. Wenn es auch kein Ratsmitglied offen aussprach: Der Gemeinderat befürchtet, dass das Haiterbacher Projekt Waldachtal das Wasser abgräbt. Während sich die Gemeinden Pfalzgrafenweiler und Haiterbach stetig fortentwickeln, hinkt Waldachtal seit Jahren hinterher. Zu groß ist das "Bereichs- und Ortsdenken" immer noch, obwohl die Gemeindereform nunmehr fast 43 Jahre her ist.

Ob und wann am ZOB Lützenhardt endlich ein Nahversorger für Waldachtals Bürger entsteht, steht weiterhin in den Sternen.