In Feierlaune: Abschiedsfest-Organisator Henry Bärwald (Zweiter von links) und Metzger Peter Sadzik (rechts) mit Gästen im Schlachthaus in Salzstetten. Fotos: Maier Foto: Schwarzwälder-Bote

Abschlussfest: Schlachthaus Salzstetten schließt nach mehr als 50 Jahren / Rund 40 Gäste schwelgen in Erinnerungen

Das Salzstetter Schlachthaus ist zu Grabe getragen worden: In den Räumlichkeiten im Erdgeschoss des ehemaligen Feuerwehrhauses haben Freunde um Organisator Henry "Ossi" Bärwald, Thomas Fischer und Rudolf Luger (die drei Ideengeber) mit den Stammtischen von Löwen, Krone und Sonne ein Abschlussfest gefeiert.

Waldachtal-Salzstetten. Mehr als 40 Gäste schwelgten in Erinnerungen an eine über 50-jährige Schlachthausgeschichte. Thomas Fischer, Ehrenzunftmeister der Narrenzunft Salzstetten und Ringpräsident, nahm das geschichtsträchtige Ereignis natürlich auf die Schippe: "Gönnen wir uns noch ein paar schöne Stunden, in dem von der Gemeindereform todgerechneten Stück traditioneller Ortsgeschichte der früheren freien Gemeinde Salzstetten." Elisabeth Steimle fuhr "die letzte Sau", wenn auch symbolisch nur aus Plastik, mit dem Anhänger und Trauerflor in das Schlachthausgebäude. Passend dekoriert waren die Räumlichkeiten mit bunten Luftballons. Fleischerhaken dienten als Garderobe.

Salzstettens prominentester Metzger Peter Sadzik, erinnerte daran, dass an einem Tag mal 16 Schweine in Salzstetten geschlachtet worden seien. Von 1970 bis 2014 galt der heute 63-Jährige als der Salzstetter Schlachthaus-Chef. Seinen ersten Auftrag erhielt er vom Gasthaus Krone. Am 19. November 2016 wurde das letzte Schwein geschlachtet. Roland Dausch, die rechte Hand des gelernten Metzgers Peter Sadzik, erinnerte an den größten Bullen, der je in Salzstetten geschlachtet worden ist: Ein sage und schreibe 18 Zentner schwerer Koloss aus Hochdorf bei Nagold.

Nach der Erkrankung von Peter Sadzik führte Henry Bärwald die Tradition weiter

Schlachthaus-Fan Roland Dausch meinte zu den Schweine-Schlachtfesten: "Das Kesselfleisch war das beste." Karl Berg aus Vesperweiler begrüßte Sadzik als seinen "besten Vieh-Lieferanten". Henry Bärwald, der aus Wangenheim/Thüringen stammt, und jetzt mit seiner Frau Sonja aus Südtirol in Salzstetten wohnt, hat nach der Erkrankung des Salzstetter Metzgers Peter Sadzik, die von zu Hause gewohnte Tradition des Schweineschlachtens jedes Jahr im Frühjahr und im Herbst in der Waldachtalgemeinde weitergeführt.

In Memoriam an den legendären Salzstetter Fleischbeschauer Willi Schlotter, seines Zeichens auch Feuerwehrkommandant, wurde der "Schäfer Willi" (Pircher) ausgeschenkt. Die Flaschen des Birnenschnapses wurden extra für das Abschlussfest etikettiert und als Trichinenfrei deklariert. Auf der Speise- und Getränkekarte hatte Thomas Fischer noch eine aktuelle Fahndung ausgeschrieben: "Vorsicht bei der Hausschlachtung: Trickbetrüger wieder unterwegs." Zum Vergleich wurde bei den Fahndungsfotos der "falsche Metzger" Harald Mezger dem "echten Metzger" Peter Sadzik gegenüber gestellt. Ein gelungener Gag.

Etwas wehmütig blickte Ortsvorsteher Wolfgang Fahrner zurück: 1963 ist in Salzstetten das Schlachthaus eröffnet worden. "Früher war es gang und gäbe, dass man geschlachtet hat." Jetzt sei das Ende dieser alten Tradition gekommen. Selbst der Ortschaftsrat habe der Kosten-/Nutzen-Rechnung Tribut zollen müssen und schweren Herzens der Schließung zugestimmt. Nach Auskunft des Veterinärs, so Fahrner, habe Salzstetten noch über eines der besten Schlachthäuser im Landkreis Freudenstadt verfügt.

Salzstetten weiß seine Feste zu feiern. Und oftmals macht sich Ehrenzunftmeister Thomas Fischer seine Reime darauf: "MS Waldachtal volle Kraft voraus – Grassi der Kurs" lautete eine Schlagzeile zu den Altlasten (in Anspielung auf Bürgermeisterin Annick Grassi).

Zum Abschluss heißt es: "Die Totengräber sollen der Bestattung fern bleiben."

Die Traueranzeige: "Durch Misswirtschaft und fehlende Weitsicht, hast du den langen Kampf verloren: Das Metzgerhandwerk und Schlachtplatten-Fans trauern um das Schlachthaus Salzstetten (1963-2016). Die Totengräber sollen der Bestattung fern bleiben. Die feierliche Beisetzung findet im engsten Familien- und Freundeskreis statt." Plakate wurden aufgehängt: "Pleitegeier am Werk" und "Waldachtal, das Ein-Spar-Tal im Schwarzwald".

Schon am Löwen-Stammtisch sei erzählt worden: "Einst war im Gasthaus Sonne eine Schlachtplatte ausgeschrieben, jedoch hatte sich der Metzger verspätet. Als die ersten Gäste bereits an den Tischen Platz genommen hatten, lebte die Sau noch im Stall. Der damalige Gastwirt wurde immer nervöser, da sich das Gasthaus füllte und immer noch kein Metzger eingetroffen war.

Als der Metzger schließlich eintraf, hatte er gleich einen Kollegen zur Verstärkung mitgebracht und in Rekordzeit wurde das Schwein im Schlachthaus gegenüber geschlachtet und es gab an diesem Abend die wohl frischeste Schlachtplatte aller Zeiten."

Am heutigen 31. Dezember 2016 ist das Schlachthaus Salzstetten endgültig Geschichte.