Akku-betriebene Stihl-Säge im Einsatz – die Produkte werden immer beliebter. Foto: Stihl

Obwohl der Maschinenbauer Stihl seine Produkte nahezu vollständig im Ausland verkauft, investiert das Familienunternehmen massiv in Deutschland. Nicht überall läuft es indes rund.

Waiblingen - Jeden Herbst lädt der Waiblinger Maschinenbauer Stihl zum Blick auf die Produkte der kommenden Saison und gibt gleichzeitig eine Prognose für das laufende Geschäftsjahr ab. Diese fällt derzeit ziemlich gut aus. Zum ersten Mal in seiner Geschichte wird das Unternehmen im Jahr 2015 die Marke von drei Milliarden Euro knacken. „Ich rechne zum Jahresende mit einem Umsatz von 3,15 bis 3,2 Milliarden Euro“, sagte Stihl-Chef Bertram Kandziora am Dienstag in Waiblingen.

Stihl ist es damit im zweiten Anlauf gelungen, die magische Grenze von drei Milliarden Euro Umsatz zu nehmen. 2014 war man damit auf der Zielgeraden um Haaresbreite gescheitert. Am Ende des Jahres standen Erlöse in Höhe von 2,98 Milliarden Euro in den Büchern. Bei seinem Langfrist-Ziel, die Umsätze alljährlich um mindestens fünf Prozent nach oben zu schrauben, ist der Kettensägen-Weltmarktführer also trotz diverser Turbulenzen in wichtigen Märkten auf Kurs. Die Gewinne entwickelten sich „gut mit den Umsätzen mit“, sagte Kandziora.

Bis Ende August legten die Verkäufe von Kettensägen, Freischneidern, Laubbläsern, Rasenmähern und anderen Heimwerker- und Profi-Maschinen um mehr als zehn Prozent gegenüber Vorjahr zu. Allerdings geht ein Gutteil des Zuwachses auf sich günstig entwickelnde Wechselkurse zurück.

Osteuropa liegt am Boden, Nordamerika ist im Aufwind

Betrachtet man die einzelnen Absatzländer, verläuft die Geschäftsentwicklung bei Stihl zutiefst uneinheitlich. Insbesondere die osteuropäischen Märkte liegen am Boden. Im waldreichen Russland, das einst zu den Hauptabnehmerländern von Stihl-Motorsägen gehörte, sind die Verkäufe um mehr als 50 Prozent eingebrochen. Insbesondere der niedrige Ölpreis und die Rubel-Schwäche haben dazu geführt. Aber auch der zwischen dem Westen und Russland laufende Handelskrieg infolge der Krim-Annexion drückt aufs Geschäft. Und die Schockwellen erfassen zusehends auch angrenzende Märkte wie die Ukraine oder Weißrussland. Auch Asien und Brasilien schwächeln.

Die sich in schnellem Tempo reindustrialisierende Wirtschaft der USA ist dagegen zurzeit ein Garant für hohe Wachstumsraten, übrigens ebenso wie Argentinien, Deutschland sowie generell Westeuropa, wo man laut Kandziora „leicht über Vorjahr liegt“. 90 Prozent der Umsätze macht Stihl aktuell im Ausland.

In diesem Umfeld plant Stihl eines der größten Investitionsprogramme der vergangenen Jahre. „Bis zum Jahre 2018“ werde man weltweit „rund eine Milliarde Euro investieren“, sagte der Stihl-Chef. Die Mittel fließen vor allem in den Ausbau der firmeneigenen Infrastruktur, also in Gebäude. Erst kürzlich hat Stihl angekündigt, 65 Millionen Euro in die Erweiterung des Entwicklungszentrums am Stammsitz in Waiblingen zu stecken und dort vor allem die Entwicklung von Akku-Geräten voranzutreiben. Über zwei weitere große Investitionsprojekte, die intern diskutiert werden, hüllt sich das Unternehmen noch in Schweigen. Das sei „noch nicht spruchreif“, sagte Kandziora.

Erste Geräte mit Starterknopf im Angebot - die Reißleine hat ausgedient

Technologisch kommt auch bei Stihl der Trend zu Akku-betriebenen Geräten immer mehr zum Tragen. Die Produkte bietet das Unternehmen zunehmend auch im Profi-Bereich an – der traditionellen Stärke des Hauses. Bis zu 6,5 Stunden kann man nach Unternehmensangaben beispielsweise mit einem Laubbläser der neuesten Generation arbeiten, bevor die Turbine schlappmacht.

Im Markt für weniger anspruchsvolle Consumer-Geräte, in dem beispielsweise der Stuttgarter Bosch-Konzern eine starke Position hat, will Stihl mit einer neuen, besonders einfach zu bedienenden Generation von Akkugeräten punkten. Bei Zwei-Takt-Maschinen gehen die Waiblinger daran, die lästige Starter-Leine durch einen Elektro-Starter zu ersetzen. Knopfdruck genügt, und der Motor springt an. Aufgrund des hohen Gewichts und der Zusatzkosten werde man diese Komfortfunktion aber nicht in allen Produkten anbieten, heißt es.

Die Beschäftigung will Stihl 2015 „stabil“ halten. Aktuell arbeiten rund 14 300 Menschen weltweit für das Unternehmen. In den deutschen Werken sind es rund 4250.