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Linke scheitern an Fünf-Prozent-Hürde - Marta Aparicio: Immerhin Machtwechsel erreicht.

Stuttgart - Sie haben gehofft, gekämpft, im Rahmen ihrer Möglichkeiten alles gegeben – am Ende hat es doch nicht gereicht. Überraschend deutlich nicht gereicht. Das Ergebnis von 2,8 Prozent sorgte für blankes Entsetzen bei der Linkspartei. Marta Aparicio konnte nicht anders, als sich gesenkten Hauptes die Hand vors Gesicht zu halten, als auf der Wahlparty im Stuttgarter Landespavillon die ersten Prognosen eintrafen. „Einfach schade, enttäuschend, auch für mich persönlich. Ich habe meine ganze kreative Seele in die politische Arbeit eingebracht“, war die erste Reaktion der trotz allem gefasst wirkenden Spitzenkandidatin.

Die Deutsch-Argentinierin wird sich nun aus der ersten Reihe ihrer Partei zurückziehen und sich wieder ihrer Arbeit an der Volkshochschule widmen. Dem Landes- und Kreisvorstand der Linken will sie weiter angehören. Aparicio machte vor allem die Atomkatastrophe für das schlechte Abschneiden verantwortlich. Letztlich habe nur Rot-Grün davon profitiert.

Ähnlich analysierte Vorstandssprecher Bernd Riexinger den Nicht-Einzug in den Landtag. „Am Ende war es ein Lagerwahlkampf, bei dem wir auf der Strecke geblieben sind.“ Dennoch dankte Riexinger allen Helfern in der Partei für einen „tollen Wahlkampf“ – so wie es jede Partei nach jeder noch so schweren Niederlage macht. Um Trost zu spenden, bemühte Riexinger den Vergleich mit den Grünen. „Auch die waren mal eine kleine Partei und haben viele Anläufe gebraucht.“

Nur: So klein sind die Linken nun auch nicht mehr. Ihre Mitgliederzahl im Südwesten wächst beständig, zum ersten Mal trat die Landespartei in allen 70 Wahlkreisen an, und die Unterstützung der Bundespartei war so groß wie nie. Alles oder nichts, hieß das Motto für den Wahlkampf. Und nun: weniger als nichts. Noch nicht einmal ein respektables Ergebnis und noch schlechter als 2006, als die Linke auf 3,1 Prozent kam.

„Desaströs, mir fehlen die Worte“, sagte ein Parteimitglied. Als Funktionäre wie Riexinger oder Bundesgeschäftsführer Werner Dreibus die Niederlage mit „fehlendem Glück“ schönreden, gab es vereinzelte, empörte Zwischenrufe. „Nein, nein, nein!“ und: „Auf Wiedersehen!“

Personell dürfte aber nicht viel geschehen. An den Spitzenkandidaten Aparicio und Roland Hamm habe es nicht gelegen, lautete der Tenor. Auch Hamm machte gute Miene zum schlechten Ergebnis, als er zur Pressekonferenz mit den anderen Spitzenkandidaten im Plenarsaal erschien. Zuvor hatte ihm SPD-Mann Nils Schmid „Überflüssigkeit“ attestiert, was Hamm zurückwies. „Die Linkspartei wird weiter eine Rolle spielen“, meinte er trotzig. Nur eben – wie bisher auch – in der „außerparlamentarischen Opposition“. Ein bisschen Freude gab es bei den Dunkelroten aber doch: über das Ende von Stefan Mappus. Als sich der grün-rote Vorsprung verfestigte, keimte sogar für einen Moment Beifall auf, begleitet von „Mappus weg, Mappus weg!“-Rufen. Für Bernd Riexinger „ein schwacher Trost“.

Doch die Linke wäre nicht die Linke, würde sie auch in der Niederlage nicht den Blick zurück bemühen. Sybille Stamm erinnerte an das Grab des 1979 verstorbenen Philosophen Herbert Marcuse. Darauf steht geschrieben: „Weitermachen“.